Details

Autor Moor, Paul
Verlag Rowohlt
Auflage/ Erscheinungsjahr 1. Aufl; 04.1991
Format 21,8 × 14,8 × 4,2 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung gebunden, mit Schutzumschlag
Seiten/ Spieldauer 493 Seiten
SFB Artikelnummer (SFB_ID) SFB-006310_AQ

Im Fachantiquariat der SFB die gesuchte Biografie in der wohlfeilen und gediegen gestalteten Erstausgabe bei Rowohlt

Zu dieser Erstausgabe

Im Juni 1966 berichteten alle deutschen Zeitungen auf Seite eins über die Verhaftung eines 19jährigen Metzgergesellen namens Jürgen Bartsch, der zwischen 1962 und 1966 auf unvorstellbar grausame Weise vier Schuljungen mißbraucht und zu Tode gequält hatte. Diese Sex-and-Crime-Sensation alarmierte den amerikanischen Journalisten Paul Moor, der damals seit 15 Jahren in Deutschland lebte und als Korrespondent über Berlin und den Ostblock berichtete. «Schon am ersten Tag wußte ich, da stimmte etwas nicht. Je mehr ich las, desto unfaßbarer erschien mir der Fall psychologisch.»

Paul Moor nimmt Ende 1967 als Berichterstatter an dem Wuppertaler Bartsch-Prozeß teil. Er will ein Buch schreiben über diesen Jahrhundert-Fall. Aber das Gericht lehnt Moors Bitte um ein Interview mit Jürgen Bartsch ab. Doch aufgeben will der psychoanalytisch versierte Amerikaner nicht. Nach einem Weihnachtstelegramm vom 24.12.1967 kommt der Kontakt zustande, von nun an schreibt Paul Moor Brief um Brief an den verfemten Mörder in der Haftanstalt. Und Jürgen Bartsch faßt Vertrauen, er antwortet, er schreibt sich alles von der Seele, was ihn zum Opfer und zum Täter gemacht hat - den letzten Brief am 21.4.1976, eine Woche vor seinem Tod. In über acht Jahren haben sich bei Paul Moor Hunderte on Jürgen-Bartsch-Briefen angesammelt - das erschütternde Selbstbildnis eines vierfachen Kindermörders, wie es die Literatur bisher nicht kannte.

Bereits 1972 gab Paul Moor in einem Taschenbuch einen ersten Einblick in sein bis dahin verfügbares Material. Dieses «Selbstporträt des Jürgen Bartsch» (längst vergriffen) bildete den Fundus, aus dem zum Beispiel Alice Miller in ihrem Buch «Am Anfang war Erziehung» das Kapitel über Jürgen Bartsch dokumentieren konnte.
Für die wissenschaftliche Forschungsarbeit hat Paul Moor so lange warten müssen, bis die Personal-Computer-Technologie es ihm ermöglichte, das gesamte Corpus aller schriftlichen Zeugnisse von Jürgen Bartsch buchstabengetreu einzuspeichern und chronologisch zu ordnen. Kopien dieser Disketten sind sexualwissenschaftlichen Instituten in Deutschland und Amerika zur Verfügung gestellt worden.

Für das Publikum außerhalb des Kreises der Fachleute hat Paul Moor jetzt eine umfassende, bewegende Auswahl getroffen, die in Buchform ein monumentales «document humain» darstellt. Nie zuvor gab ein sogenannter «Jahrhundertverbrecher» so rückhaltlos die Innenansicht eines Täters und seiner Tatmotive preis. Und wohl kaum zuvor hat ein Mensch von außen so viel Zähigkeit, Geduld, Klugheit, Wissen und - ja - Liebe einem zum Mörder gewordenen Mitmenschen entgegengebracht wie Paul Moor. Ihm, dem amerikanischen Freund dieser von der bundesrepublikanischen Öffentlichkeit geächteten «sadistischen Bestie», verdanken wir das vorliegende Zeugnis hellwacher Humanität: ein Buch über buchstäblich mörderische Folgen deutscher Erziehung in unserem Jahrhundert.

Über den Autor

Paul Moor, (1924 in El Paso, Texas geboren, gestorben am 11. Oktober 2010 in Berlin) wurde als Wunderkind an der berühmten New Yorker Juilliard School of Music zum Konzertpianisten ausgebildet. Lebte als freier Journalist und Magnum-Fotograf zunächst in Frankreich, von 1951 bis 1956 in München, danach in West-Berlin als Korrespondent amerikanischer Zeitschriften und Rundfunkanstalten. Als Buchautor machte er sich einen Namen durch «Das Selbstporträt des Jürgen Bartsch» (1972) und durch «Die Freiheit zum Tode. Ein Plädoyer für das Recht auf menschenwürdiges Sterben. Euthanasie und Ethik» (1973). Auch wissenschaftliche Texte wurden von Moor übersetzt, so übertrug er z. B. 1988 die Studie „Homosexualität, Heterosexualität, Perversion“ des Schweizer Psychoanalytikers Fritz Morgenthaler ins Englische. 2004 bekam Paul Moor das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Damit würdigte der seinerzeitige Bundespräsident Johannes Rau Moors Beitrag zu den deutsch-US-amerikanischen Kulturbeziehungen. Am 23. August 2007 hatte Moor in Berlin seine US-amerikanische Staatsbürgerschaft aufgegeben und die Staatsbürgerurkunde der Bundesrepublik Deutschland entgegengenommen.

Lieferbarkeitshinweis

Bei der SFB ein Archivexemplar in sehr gutem Zustand, offenbar ungelesen und innen ganz frisch; der Schutzumschlag mit minimalen Läsuren. Darüber können wir den Titel in der gleichen Ausgabe in wenigen weiteren gut erhaltenen antiquarischen Exemplaren mit vergleichsweise geringen Gebrauchsspuren und innen ohne Anstreichungen, Anmerkungen, Namenseinträgen o. ä. anbieten. - Begehrte Erstausgabe; inzwischen auch als preiswerte TB-Ausgabe verfügbar.

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