Details

Autor Caspari, Peter; Dill, Helga; Caspari, Cornelia; Hackenschmied, Gerhard
Verlag Springer VS
Auflage/ Erscheinungsjahr 05.01.2022
Format 21 × 14,8 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Seiten/ Spieldauer 248 Seiten
Abbildungen XIV, 248 S. 2 Abb.
Gewicht 349
ISBN 9783658355128

Zu diesem Buch

Das Buch liefert – erstmals im deutschsprachigen Raum – einen umfassenden wissenschaftlichen Beitrag zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in einem Psychotherapieinstitut. Die qualitative Fallstudie nimmt jahrzehntelangen Machtmissbrauch und sexualisierte Gewalt durch den Leiter eines analytischen Kinder- und Jugendinstituts in den Blick. Dabei zeigt sich, dass die in diesem System verstrickten Psychotherapeut*innen zentralen Vorstellungen und Konzepten ihrer Profession nicht gerecht werden: Schweigen, Verleugnung, Rationalisierung, Abwehr von Verantwortung und Ignoranz gegenüber Betroffenen verhindern über lange Zeit die Aufdeckung der Taten und nachhaltige Formen der Aufarbeitung.

Das Institutsleben wird von einer dialektischen Spannung zwischen der Notwendigkeit der Bearbeitung und dem Wunsch nach ungestörtem Funktionieren geprägt. Diese Dynamik erweist sich zugleich als Analogie zu Problembewältigungsmustern psychotherapeutischer Patient*innen. Der Fall verweist auf grundsätzliche Probleme im Bereich der Psychotherapie, die vor allem mit einem strukturellen Machtungleichgewicht und ausgeprägten Abhängigkeitsverhältnissen sowohl im Kontext der Ausbildung als auch im Behandlungssetting zu tun haben. Aus den Erkenntnissen dieser empirischen Untersuchung werden professions- und organisationsethische Überlegungen abgeleitet und – darauf basierend – konkrete Empfehlungen zur Prävention von sexualisierter Gewalt in Psychotherapieinstituten formuliert.

Inhalt

1 Der Kontext

  • 1.1 Das AKJP-Heidelberg
  • 1.2 Wer war H. M.?

2 Die Studie

  • 2.1 Wie kam es zur Beauftragung?
  • 2.2 Begleitstruktur

3 Methodik

  • 3.1 Zugang zum Forschungsfeld, Datengewinnung
  • 3.2 Verschränkung von Datenerhebung und Datenauswertung
    3.2.1 Forschungstheoretische Hintergründe
    3.2.2 Qualitative Interviews
    3.2.3 Hermeneutisches Vorgehen
    3.2.4 Validierung von Interviewdaten – Der narrative Ansatz

4 Deskriptive Befunde als Bezugsrahmen

  • 4.1 Übergriffe, Grenzverletzungen, sexualisierte Gewalt – Erkenntnisse über die Taten von H. M
  • 4.2 Aufdeckungspotenziale und Aufarbeitungsversuche
  • 4.3 Aufdeckungspotenziale – Initiativen und Unterlassungen im Zusammenhang möglicher Aufdeckungen
  • 4.4 Versuche der Aufarbeitung

5 Rahmenkonzepte zur Einordnung des Geschehens

  • 5.1 Normalität
  • 5.2 Professionsethik – Organisationsethik
  • 5.3 Abstinenz
  • 5.4 Sexualisierte Gewalt

6 (Sexuelle) Grenzverletzungen in psychotherapeutischen Beziehungen – eine Bestandsaufnahme

7 Systemdynamiken

  • 7.1 Geschichte und strukturelle Einbindung des Instituts
  • 7.2 Das AKJP-Institut Heidelberg als wirtschaftlich, wissenschaftlich und therapeutisch orientiertes System
  • 7.3 Berufliche Identität/Organisationsidentität
  • 7.4 Macht, Abhängigkeiten
  • 7.5 Kontexte des Machtmissbrauchs
  • 7.6 Art der Machtausübung
  • 7.7 Organisationsmacht
  • 7.8 Betroffenheiten
  • 7.9 Formen der Abwehr
    7.9.1 Abwehr von Verantwortung
    7.9.2 Vergessen, Verleugnen, Verdrängen, Nicht-Wissen, Schweigen
  • 7.10 Gruppen und Konflikte
  • 7.11 Exemplarische Fallrekonstruktionen

8 Theoretische Modelle – individuelle und institutionelle Betroffenheit von sexualisierter Gewalt

  • 8.1 Missbrauchssystem – Aufdeckungssystem – Hilfesystem
  • 8.2 Latente Prozesse und manifeste Indexereignisse
  • 8.3 Wissensbestände in verschiedenen Systemen
  • 8.4 Traumatisierte Institutionen

9 Hintergründe und Funktionsweisen einer strukturellen Prävention

10 Empfehlungen

  • 10.1 Interne Verfahren und Strukturen
  • 10.2 Qualifizierung
  • 10.3 Externe Kooperationen

Literaturverzeichnis

Die Autoren

Dr. phil. Peter Caspari ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Praxisforschung und Projektberatung (IPP) und arbeitet als Berater und Therapeut in der Fachberatungsstelle KIBS (Kinderschutz München e.V.) in München.

Helga Dill ist Geschäftsführerin des Instituts für Praxisforschung und Projektberatung (IPP) München.

Dr. phil. Cornelia Caspari ist Psychologische Psychotherapeutin in ambulanter Praxis und in klinischer Tätigkeit in München und Ebersberg.

Gerhard Hackenschmied ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Praxisforschung und Projektberatung (IPP) München.

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