Details

Autor Picard, Max
Verlag Eugen Rentsch Verlag, Zürich
Auflage/ Erscheinungsjahr 2. Aufl. 1946 (im Jahr der EA)
Format 18,3 × 11,8 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung OLwd. mit Schutzumschlag
Seiten/ Spieldauer 279 Seiten
SFB Artikelnummer (SFB_ID) SFB-008024_AQ

»Da Nichts war schon vor Hitler da, aber es hatte noch nicht seinen besonderen Ausdruck, das Hitlertum erst schaffte den Ausdruck, der dem Nichts entspricht: Den Schrei statt der Sprache.«

Max Picard

»Da stand nun geschrieben, der heilige Tychon habe die Gottesmutter gebeten, es möge noch lange Friede auf Erden sein, und da habe der Apostel Paulus ihm mit lauter Stimme ein Zeichen genannt, wann der Frieden aufhören würde. Er habe also gesprochen: Wenn alle von Frieden und Ordnung reden werden, dann wird die allgemeine Vernichtung plötzlich über sie hereinbrechen.«

Ljesskow, Der verzauberte Wanderer

Zu diesem Buch

In diesem Buch wird gezeigt, daß Hitler dem inneren Zustand des Menschen entsprach und daß von diesem Zustand her nach Hitler gerufen wurde. Es wird dargestellt, daß der Mensch der letzten Jahrzehnte in seinem persönlichen Leben, in der Gesellschaft, in der Literatur, in der Kunst, in der Wissenschaft, überall schon hitlerische Art hatte, ehe es noch Hitler gab. Mancher, der politisch ein Gegner des Nationalsozialismus ist, ist in seinem persönlichen Leben hitlerisch, ohne daß er es merkt. Leider hat nur diesen privaten Zustand des Menschen in öffentliche Regie genommen. Es genügt darum nicht, den Nationalsozialismus bloß durch ein anderes System zu ersetzen, der innere Zustand des Menschen von heute vermag auch eine Demokratie auf hitlerische Weise zu mißbrauchen. Dieser innere Zustand des Menschen, der den Nationalsozialismus hervorgerufen hat, ist am meisten in Deutschland vorhanden, - aber, in geringerem Maße, auch bei den anderen Völkern. Hitler ist verschwunden von der politischen Bildfläche, aber er ist verborgen im Inneren jedes Menschen, - dort muß er auch vernichtet werden.

Die Kapitel

  • Der vorhitlerische «Betrieb» als Vorbereitung für Hitler
  • Der bloße Aspekt des Naziphänomens
  • Die «neue Rasse»
    Der Mensch ohne Erinnerung
    Der Mensch des Augenblicks
    Der Mensch ohne Entwicklung
    Der Mensch, der alles erneuert
    Der Mensch des Radio
    Die Entstehung einer Welt aus den Defekten des Menschen
    Der Mensch der Greuel
    Das Gesicht Hitlers
  • Die Zerstörung der Wahrheit
    Die Degradierung des Wortes zur Parole
    Ersetzung der sinnvollen Ordnung durch äußerliche Gruppierung
    Ersetzung der Wahrheit durch die Feststellung
    Wahrheit und Irrtum als Zufälligkeiten
    Die Verabsolutierung des Geringen und Nichtigen
  • Die «neue Ordnung» zwischen den Menschen
    Der Mensch ohne Wirklichkeit
    Die Degradierung der Gemeinschaft zum Zwangsverband
    Die Degradierung des Symbols zum Abzeichen
    Treue und Tapferkeit in der Hiderwelt Der Antisemitismus
    Die Zerstörung der Jugend und des Alters
    Die Okkupation der Natur
  • Die Vorschulen des Nationalsozialismus
    Die Erziehung
    Malerei und Literatur
    Philosophie
    Künstler und Gelehrte
    Die Nervosität
    Die Sexualität
  • Der Nationalsozialismus, ein pseudo-politisches Phänomen
    Der Einbruch in die Geschichte
    Der Diktator über das Nichts
    Die Expansion der Leere
    Der Mensch ohne Schicksal
    Verbrechen und Strafe
    Die Ausnahme
  • Die Möglichkeiten der Rettung
    Die Ausscheidung des Bösen
    Das Schwierige der Situation
    Die pädagogische Möglichkeit
    Die Möglichkeiten einer plötzlichen Verwandlung
    Die Hilfe durch die naturhaften Phänomene
    Die ArmutDie Zentrierung von außen her
    Der Mensch im kleineren Räume
    Das Christentum, die wahre Zentrierung des Menschen
    Das Christentum und der zusammenhangslose Mensch
    Die Intervention

Zusätze

Stimmen zu diesem Buch

"Je rarer Neuentdeckungen werden, desto mehr sind wir auf Wiederentdeckungen angewiesen. Doch wie konnte ein Max Picard überhaupt so gründlich vergessen werden, daß man Jüngeren – auch jüngeren Autoren – heute schon seinen Namen buchstabieren muß? Zählten nicht so gegensätzliche Geister wie Rilke und Joseph Roth, André Gide und Gabriel Marcel, Hermann Hesse und Rudolf Kassner zu Picards Bewunderern? Und war nicht nach 1945 Picards Buch vom „Hitler in uns selbst“ in aller Munde?

Picard beklagt dort, daß Hitler die Deutschen gar nicht erst zu erobern brauchte: „Durch die Struktur der Diskontinuität, der allgemeinen Zusammenhangslosigkeit, war für ihn alles schon vorerobert ... nur in der Welt der totalen Diskontinuität konnte ein solches Nichts, wie Hitler, Führer werden.“ Die Macht der Diskontinuität, die es erlaubte, daß Menschen mit der gleichen säuberlichen Sorgfalt, mit der sie gerade noch Briefmarken gesammelt hatten, an der KZ-Rampe Juden selektierten, war eines der Lebenstraumen und -themen Max Picards. Sollte die Kontinuität dieser Diskontinuität, die sich die schlauen Deutschen mit einer „Stunde Null“ vergeblich vom Hals zu schaffen versuchten, nicht auch heute herausfordernd aktuell sein? (...)

Aus einer ausführlichen Besprechung von Peter Hamm, in: Die Zeit (16.021990)

«Es ist brennend vor Aktualität und geht zugleich durch die Mächtigkeit der Vision und des Wortes über alle Aktualität hinaus. Es wird als Zeitanalyse seinen Wert behalten, auch wenn der Name Hitlers nur noch ein verblaßtes Grauen erwecken wird.»

Neue Zürcher Zeitung, NZZ

«Picards Hitlerbuch ist eines der ganz wenigen Bücher der Nachkriegszeit, dessen Aktualität, dessen Richtigkeit, dessen Wichtigkeit und Notwendigkeit von Jahr zu Jahr wuchsen. Nicht nur in Deutschland, sondern überall in der Welt kann es nicht ernst genug genommen werden.»

Prof. Dr. Hans Barth

»Ohne sich in die Niederungen der Zeitpolemik zu begeben, hat er mit diesem Buch einen Beitrag zur Zeitdeutung gegeben, der heute aus der Diskussion nicht mehr fortzudenken ist. Man kann diese Arbeit, ohne sich eines unerlaubten Superlativs schuldig zu machen, das schlechthin wertvollste Buch nennen, das über das Hitler-Phänomen geschrieben worden ist. Denn Picard bleibt nicht wie andere Deuter bei diesem Phänomen stehen, sondern nimmt es als Anlaß und Gelegenheit, das geistige Panorama unserer Zeit ins Blickfeld zu nehmen und zu deuten.«

Michael Heissenberger, Die Neue Zeitung, Berlin

»Es ist ein großartiges und revolutionäres Buch, im Sinne einer Revolution, die auf den letzten Grund geht.» Leonhard Ragaz «Noch deutlicher, ja erleuchteter als alle vor ihm, hat der große schweizerische Philosoph den Kausalnexus zwischen der ganzen Daseinsform der modernen Menschheit und allem, was man unter dem Begriff .Nazismus' subsummieren kann, dargestellt.«

Walter Abendroth, in: Deutsche Rundschau, Stuttgart

Der Autor

Max Picard (* 5. Juni 1888 in Schopfheim; † 3. Oktober 1965 in Neggio bei Lugano) war ein Schweizer Arzt und Kulturphilosoph.

Leben: Picards Urgroßvater war ein berühmter Rabbiner. Picard studierte in Freiburg im Breisgau, Berlin und München Medizin, hörte dabei aber auch philosophische Vorlesungen von Heinrich Rickert und Ernst Troeltsch. Er wurde Assistenzarzt in Heidelberg und anschliessend Arzt in München. 1918 gab er aufgrund des von ihm als mechanistisch empfundenen Medizinertums seine Tätigkeit als Arzt auf und liess sich als freier Schriftsteller im Tessin nieder, um schreiberisch diagnostisch und heilend tätig werden zu können.

Picard verfasste Werke zur Kunsttheorie, Kulturphilosophie und Kulturkritik. Bekannt wurde er zunächst durch die Arbeiten, die die menschliche Physiognomie zum Thema hatten, und in denen er dichterisch das Mysterium des menschlichen Gesichts charakterisierte und deutete und in Beziehung zum tierischen Antlitz sowie zu historischen Menschenbildnissen setzte. In dem Werk Die unerschütterliche Ehe ging er auf die Institution der Ehe ein und verteidigte diese gegen modernen Subjektivismus. Aufsehen erregte sein Buch Hitler in uns selbst. Höchst kritisch stand Picard in seinem Werk nach dem Zweiten Weltkrieg besonders dem Großstadtleben und den Massenmedien wie Radio und Fernsehen gegenüber, bei denen es keine Stille und kein Schweigen mehr gebe, auch die Psychoanalyse lehnte er ab. Er galt damit als unzeitgemäßer und antimoderner, jedoch nicht reaktionärer Denker.

1952 erhielt er den Johann-Peter-Hebel-Preis. Zu den Personen, die sich mit Picards Werk auseinandersetzten oder ihn bewunderten, zählen Rainer Maria Rilke, Joseph Roth, André Gide, Gabriel Marcel, Hermann Hesse und Rudolf Kassner.

Quelle: Wikipedia

Zum Erhaltungszustand

Im Klassischen Antiquariat der SFB die gesuchte Arbeit Max Picards als ein sehr gut erhaltenes Exemplar der Leinwandausgabe, OHNE den Schutzumschlag, verfügbar; innen entsprechend ohne Anmerkungen, Anstreichungen o. ä. Es handelt sich um die zweite Druckauflage, die im Jahr der Erstausgabe erschien. - Selten.

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