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Autor Parens, Henri
Verlag Psychosozial-Verlag
Auflage/ Erscheinungsjahr 07.2017
Format 21 × 14,8 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Seiten/ Spieldauer 319 Seiten
ISBN 9783837927313

Ist das ein Mensch?
Ihr, die ihr gesichert lebet
In behaglicher Wohnung;
Ihr, die ihr abends beim Heimkehren
Warme Speise findet und vertraute Gesichter:
Denket, ob dies ein Mann sei,
Der schuftet im Schlamm,
Der Frieden nicht kennt,
Der kämpft um ein halbes Brot,
Der stirbt auf ein Ja oder Nein.
Denket, ob dies eine Frau sei,
Die kein Haar mehr hat und keinen Namen,
Die zum Erinnern keine Kraft mehr hat,
Leer die Augen und kalt ihr Schoß
Wie im Winter die Kröte.
Denket, dass solches gewesen.
Es sollen sein diese Worte in eurem Herzen.
Ihr sollt über sie sinnen, wenn ihr sitzet
In einem Hause, wenn ihr geht auf euren Wegen,
Wenn ihr euch niederlegt und wenn ihr aufsteht;
Ihr sollt sie einschärfen euern Kindern.
Oder eure Wohnstatt soll zerbrechen,
Krankheit soll euch niederringen,
Eure Kinder sollen das Antlitz von euch wenden.

Primo Levi

Zu diesem Buch

Henri Parens schildert im vorliegenden Band eindrücklich seine Lebensgeschichte, die von den Schrecken des Holocaust bestimmt ist: Zusammen mit seiner Mutter floh er 1940 als Zwölfjähriger vor den Nationalsozialisten von Belgien nach Frankreich und geriet dort in das Internierungslager Rivesaltes. Mit einem der letzten Kindertransporte gelang ihm kurze Zeit später die Flucht in die USA. Seine Mutter hingegen überlebte den Holocaust nicht.

Nicht zuletzt aufgrund seiner frühen Erfahrungen mit Rassismus, Gewalt, Vorurteilen, Trennung und Verlust beschloss er, Kinderanalytiker zu werden. Seitdem widmet er sich den psychosozialen Bedingungen der frühen Kindheit und fragt danach, wie man diese so verändern kann, dass destruktive und aggressive Bestrebungen schon im Kindesalter eingedämmt werden können. Parens’ Autobiografie ist nicht nur ein zutiefst persönlicher Zeitzeugenbericht, sondern darüber hinaus ein Plädoyer gegen Hass und Rassismus.

Aus dem Vorwort Parens`

" (...) Hier stehe ich, hingebungsvoll damit beschäftigt, meine Patienten zu verstehen,und folglich auch immer damit, mich selbst zu verstehen – und ich verstehe in diesem Zusammenhang oft weite Teile meines eigenen Verhaltens nicht. Na ja, das ist vielleicht zu stark formuliert. Ich verstehe schon eine Menge davon. Doch davon später.

Was uns passierte, ist unvorstellbar – auch wenn es noch so oft im Film gezeigt, wenn darüber geredet und geschrieben wird. Für viele war es noch viel schrecklicher als für mich. Es bringt einen zum Weinen, an die vielen zu denken, denen noch heute solche brennenden Wunden zugefügt werden, durch Verfolgung, Vernichtung der Familie, Gefangenschaft, Missbrauch sexueller und anderer Art – die
Liste der psychisch verletzenden Übergriffe ist lang. Ethnische Säuberung, Tod den Juden und Nichtariern, den Niggern, Ungläubigen, Kommunisten, Nationalisten, den »Was-auch-immers«, die anders als wir sind! Der Fluch der Konflikte zwischen ethnischen, religiösen oder regionalen Nachbarn, meist durch krankhafte und/oder kränkungsbedingte Gruppendynamik noch angetrieben, prägt zu viele
Teile dieser Welt: diese elende Krankheit, die im Verhalten benachbarter Spezies herrscht und als »Überleben des Tüchtigsten« deklariert wird. Dennoch ragt der Holocaust besonders hervor, nicht nur, weil er mit staatlicher Billigung geschah. (...)"

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07/2017