Details

Herausgeber Marx, Peter (Hg.)
Verlag J.B. Metzler
Auflage/ Erscheinungsjahr 10.03.2014
Format 24,4 × 17 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Hardcover
Seiten/ Spieldauer 563 Seiten
Gewicht 1158
ISBN 9783476023520

Zu diesem Handbuch

Moderne mythische Gestalt und Kernbestand des kulturellen Kanons. Kaum eine Figur beherrscht so sehr die westliche Vorstellung vom Theater wie Shakespeares Hamlet. Das Handbuch beschäftigt sich mit dem Hamlet-Stoff und seiner Deutung und vermittelt Hintergrundwissen zum Shakespeareschen Drama. Der Schwerpunkt liegt auf der vielgestaltigen Rezeptionsgeschichte.

Sowohl die Bühnengeschichte als auch die Aneignungen der Figur in Kunst, Literatur, Musik, Film und Populärkultur werden ausführlich beleuchtet. Mit vielen Beispielen, teilweise in englischer Sprache.

Aus einer Rezension

"Es ist keine Frage, daß Hamlet „zweifelsohne einer der großen ikonischen Texte der westlichen Literatur- und Theatertradition“ ist (S. IX). Kaum ein Drama ist so viel und intensiv ausgelegt worden, keines dürfe auch so sehr zu den verschiedensten Umschreibungen und Adaptionen, einschließlich zahlreicher Verfilmungen, Anlaß gegeben haben. So wird man es nicht weiter verwunderlich finden, daß ein ganzes Handbuch allein diesem Drama, seiner Stoff- und Textgeschichte wie seinen Deutungen gewidmet wird. Ein Drama wie Hamlet ist zudem nicht ausschließlicher Besitz einer Fachdisziplin, sondern zieht das Interesse der anglistischen Philologie und Kulturwissenschaft ebenso wie das der Theaterwissenschaft, der Rezepetionsforschung, der Übersetzungswissenschaft, aber auch der Philosophie und der  Politikwissenschaft auf sich. (...)

Die mehr als 550 Seiten des Buches wurden von mehr als 70 Beiträgern gefüllt, und zwar mit 88 Beiträgen, die sicher nicht alles abdecken, was man zu Hamlet sagen könnte, aber doch wohl alles, was im Rahmen eines nicht übertrieben umfangreichen Handbuches sinnvoll ist. Das Handbuch, das neben deutschsprachigen auch eine ganze Reihe von englischsprachigen Lemmata enthält, ist zunächst in vier große Abschnitte gegliedert:

A. Der Text
B. Deutungsprobleme
C. Lesarten
D. Rezeption

Entsprechend werden unter A. zunächst die Quellen vorgestellt, auch der sogenannte Ur-Hamlet, über den man eigentlich nichts weiß, die Hamlet-Ausgaben und die Musik im Drama. In einem zweiten Abschnitt werden auch gleich deutschsprachige Übersetzungen und Bearbeitungen vorgestellt, was man allerdings eher im Teil über die Rezeption erwartet hätte. Hier reicht das Darstellungsspektrum von dem Bestraften Brudermord über die Bearbeitungen Heufelds und Schröders zu den Übersetzungen, wobei hier nur die „großen“ Übersetzungen genauer behandelt werden. Das heißt, daß Wieland und Eschenburg nur als Vorläufer dieser großen Übersetzungen Erwähnung finden, auch wenn Eschenburgs Übersetzung der Dramen Shakespeares als der Zeit entsprechend philologisch korrekt gewürdigt wird.

Zu den zentralen Deutungsproblemen gehören natürlich der Geist, den Catherine Belsey diskutiert, das Komische, das Tragische, das MetaTheatralische, das Politische, das Übermaß an Gewalt und Fortinbras. Schließlich kommt auch der arme Yorick zu seinem Recht, der als stumme Rolle im Hamlet wichtig ist – und Peter Marx berichtet hier sogar von einem „öffentlichen Aufruhr“, als 2008 der Schauspieler bekanntgab, er habe die Hamlet-Rolle mit einem echten Schädel gespielt (S. 71). Daß derlei für Aufregung sorgen kann, mutet freilich etwas skurril an.

Das Stück kann und muß unterschiedlich gelesen werden, je nachdem welche Kontext dafür aufgerufen werden. Einige dieser Kontexte entsprechen den zeitgenössischen Rezeptionsbedingungen, andere dagegen werden durch die Anwendung moderner Theorien wie z.B. der Psychoanalyse geschaffen, die im Laufe der Deutungsgeschichte zu allerlei spaßigen Interpretationen geführt haben. Es ist daher sinnvoll, zunächst den Kontext der Rachetragödie aufzurufen, den der Präsident der Deutschen Shakespeare-Gesellschaft, Tobias Döring, beisteuert. Dazu kommen die psychologischen Ansätze sowie auch Hamlet-Deutungen jenseits der Psychologie. Hier wird zum einen ein sogenannter post-humanistischer Hamlet präsentiert, d.h. ein Hamlet, der von poststrukturalistischen oder dekonstruktiven Positionen aus gelesen wird, so etwa wie in den sehr gewöhnungsbedürftigen Ausführungen Jacques Derridas in Marx' Gespenster. Derrida erscheint dann wieder in dem nächsten Lemma, in dem es um historische und allegorische Lesarten geht, die besonders prominent mit Namen wie Carl Schmitt und Walter Benjamin verbunden sind. Ob man Hamlet als eine misogyne Figur ansehen kann, wird gleichfalls diskutiert – und nicht zuletzt die Ophelia-Figur hat selbst zu einer großen Zahl von Umschreibungen und intermedialen Adaptionen geführt. (...)"

Till Kinzel, in: Informationsmittel (IFB)
- digitales Rezensionsorgan für Bibliothek und Wissenschaft.

Der Herausgeber

Peter W. Marx, Professor für Medien- und Theaterwissenschaft an der Universität zu Köln.

Kaufoption

59,99 €

mit Rabatt für Stammkunden