Details

Autor Eribon, Didier
Verlag Suhrkamp
Auflage/ Erscheinungsjahr Deutsche Erstausgabe; 09.10.2017
Format 20 × 12 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Seiten/ Spieldauer 320
Gewicht 350
ISBN 9783518073308

Zu diesem Buch

In diesem jetzt in deutscher Übersetzung verfügbaren Buch greift Didier Eribon Themen seiner früheren Arbeiten wieder auf und vertieft seine Überlegungen zu zentralen Fragen.

Die Gesellschaft, so der französische Soziologe im Anschluss an Pierre Bourdieu, weist ihren Gliedern Plätze zu, wobei diese an der ´Standortsuche` üblicherweise nicht wirklich beteiligt sind, beziehungsweise wenig Einfluß auf ihren ´Werdegang` nehmen können; die Strukturen dieser Gesellschaft sprechen Direktiven und Urteile aus, denen sich die Menschen kaum oder gar nicht entziehen können; sie errichtet Grenzen und bringt Individuen und Gruppen fortwährend in hierarchische Ordnungen.

Die Aufgabe des kritischen und analytischen Denkens bestehe nun aber gerade darin, diese Herrschaftsmechanismen ans Licht zu bringen; psychoanalytisch gesprochen: bewußt zu machen, denn eine Therapeutik, die diese Mit-Aufgabe verleugne und nicht in den Behandlungsprozess integriere, verkomme zu einer sozialpsychologischen Flickschustereiagentur und diene faktisch der Stabilisierung eben jener Verhältnisse, die massenweise Depressionen, Narzißmus, Sinnleere und (Selbst-)Ausbeutung produziere, welche diese ´Dienstleister` wiederum den erforderlichen Zulauf verschaffe.

Eribon unternimmt daher den Versuch, die Analyse der Klassenverhältnisse sowie der Rolle zentraler Institutionen wie des Bildungssystems auf eine neue Grundlage zu stellen. Dabei widmet er sich auch Autorinnen und Autoren wie Simone de Beauvoir, Annie Ernaux, Assia Djebar und Jean-Paul Sartre sowie ihrem Einfluss auf seinen intellektuellen Werdegang. Nur indem Menschen die sie umgebenden Determinismen, die ihr Leben prägen und regieren, als solche überhaupt zu erkennen vermögen, kann ein Prozess der Autonomieaneignung und Selbstbefreiung überhaupt erst in Gang kommen: Als Metapher zu diesem Auftrag passt der Titel eines Buches des Psychoanalytikers und Sozialwissenschaftlers Siegfried Zept: "Wer sich nicht bewegt, der spürt auch seine Fesseln nicht.", dessen Beiträge sich mit ähnlichen Fragen befassen.

Stimmen zum Buch

»Vielleicht wäre es die Aufgabe [der] Intellektuellen (gerade dann, wenn sie von ›unten‹ kommen), aufzuzeigen, wie sich die soziale Scham der ›kleinen Leute‹, die das herrschende System stützt, auslösen lässt. Dazu leistet das Buch von Didier Eribon einen wertvollen Beitrag.«

Seifert, in: der Freitag 04.12.2017

»Es nimmt einen für Eribon ein, dass er einen Weg sucht, mit der eigenen Herkunft in ein produktiveres Verhältnis zu treten, ohne das aufklärerische Ideal der Befreiung über Bord zu werfen.«

Dominik Kamalzadeh, in: Der Standard, vom 06.01.2018

Kaufoption

18,00 €