Details
Autor | Starobinski, Jean |
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Herausgeber | Wild, Cornelia (Hg.) |
Verlag | August Verlag |
Auflage/ Erscheinungsjahr | Ungekürzte Ausg. 29.02.2016 |
Format | 18 × 11 cm |
Einbandart/ Medium/ Ausstattung | Paperback |
Seiten/ Spieldauer | 210 Seiten |
Gewicht | 217 |
ISBN | 9783941360099 |
Zu dieser Publikation
Daß Melancholie eine Geschichte hat, die immer auch eine Geschichte ihrer Therapie und somit ihrer Überwindung ist, wird gelegentlich vergessen. Seit der Antike im Zwischenraum der Episteme [»Unter Episteme versteht man in der Tat jene Gesamtheit der Beziehungen, die in einer gegebenen Zeit die diskursiven Praktiken vereinigen können … (M. Foucault, 1981, S. 272] angesiedelt, schwankt sie zwischen Passionen, Todsünden, Krankheit, Wahnsinn und Literatur.
Mit seiner Melancholie-Studie an den Grenzen der Diskurse schreibt Starobinski darum moderne Epistemologie: Die Geschichte der Melancholiebehandlung erweist sich dabei als Geschichte des Entzugs.
»Die Geschichte der Melancholiebehandlung markiert eine grundlegende Veränderung im therapeutischen Denken: Auf dieselbe Krankheit, für die man bisher organische Ursachen verantwortlich gemacht hatte, richten sich seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert Behandlungsmethoden, die auf die Kur einer seelischen Krankheit zielen. Bereits 1960 benennt Starobinski diese Verschiebung im therapeutischen Wissen, die die Grundlage der modernen, klinischen Psychiatrie ist. Es kommt zu einer entscheidenden, von den Melancholietraktaten selbst unbemerkten, epistemologischen Verschiebung von der Melancholie als Krankheit, deren Symptome in den Organen zu suchen sind, hin zu einem Verständnis von Melancholie als einer der Psyche zugehörenden, nervösen Krankheit. Damit findet ein paradigmatischer Wechsel von einer Auffassung der Melancholie als Krankheit des Körpers hin zu einer Melancholie als Geisteskrankheit statt, der zur Gründungsfigur der modernen Psychiatrie avanciert.
Die Frage, die hinter Starobinskis Studie steht, ist damit einfach und genau: Wie ist man von der Melancholie, die der Humoralpathologie zu folge ihre Ursache im Ungleichgewicht der Säfte hat, zur Auffassung von einer Melancholie gelangt, die sie zur psychischen Krankheit erklärt?« (aus dem Vorwort der Herausgeberin)
Aus dem Inhalt
Die Antike
- Homer
- Die Hippokratischen Schriften
- Celsus
- Soranos von Ephesos
- Aretaios von Kappadokien
- Galen
- Die philosophische Intervention
Die Last der Tradition
- Die Sünde „acedia“
- Hildegard von Bingen
- Constantinus Africanus
- Die Renaissance
- Die vapeurs
- Fortleben der Theorie
- Sydenham
- Friedrich Hoffmann
- Anne-Charles Lorry
Die Moderne
- Neue Konzepte
- Pinel und Esquirol
- Methoden der „psychischen Kur“
- Die Drehmaschine
- Reisen
- Das Heilbad
- Musik
- Familiäre Therapie
- Lässt sich Vererbung verhindern?
- Neuerungen und Rückschläge
- 1900: Vorläufige Grenzen des medizinischen Wissens
Über den Autor
Jean Starobinski war bis zu seiner Emeritierung Professor für die Geschichte der französischen Literatur, für Ideengeschichte und Medizingeschichte an der Universität Genf.
Über die Herausgeberin
Cornelia Wild ist wissenschaftliche Assistentin am Institut für Romanistik der Ludwig-Maximilians-Universität.
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