Details

Herausgeber Moeslein-Teising, Ingrid; Schäfer, Georg; Martin, Rupert (Hg.)
Verlag Psychosozial-Verlag
Auflage/ Erscheinungsjahr 08.2020
Format 21 × 14,8 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Seiten/ Spieldauer 407 Seiten
Gewicht 591
ISBN 9783837929812

Zu diesem DGPT-Tagungsband

›Generativität‹ meint die prinzipielle Befähigung des einzelnen und der Gesamtheit der Menschen um das Wissen auf ein grundhaftes Angewiesensein auf die menschliche Gemeinschaft, um selbt leben, überleben zu können und die überlebenswichtigen Strukturen auch für die nachfolgenden Generationen zu  ; gewährleisten.

Diesem überlebenswichtigen ´Auftrag` der Arterhaltung steht, das wissen wir längst, der Aggressionstrieb des einzelnen und des Kollektives, der dazu führt, daß der einzelne und von ihm mitverantwortete gesellschaftliche Strukturen gegen den Grundauftrag der Generativität, der allgemeinen Lebens,- Überlebens- und Zukunftssicherung vehement verstoßen, (Zu anderen Zeiten hätte man gesagt: Sich zu versündigen.) Dies war immer schon so; das Problem dabei aber ist, daß die von Menschen in den vergangenen 150 Jahren ersonnenen Mittel und Werkzeuge zur Eroberung und Nutzung unseres Planeten und seiner Ressourcen inzwischen vom weitgehend Zuträglichen ins überwiegend Kontraproduktive umgekippt sind: Eröffnete Anfang des 20. Jahrhunderts der bis dahin erfolgte Auf- und Ausbau des europäischen Eisenbahnnetzes eine bis dahin unbekannte Mobiltät, ohne nennenswerte Naturressourcen zu verschlingen, sehen wir uns heute mit den verheerenden Aus- und Nebenwirkungen eines pathologischen Mobiltätswahnes gigantischenn Ausmaßes konfrontiert. War vor 70 Jahren der Ausfall oder eine schwere Haverie in einem regionalen Heizkraftwerk schon folgenschwer genug für die in der Region Betroffenen, so wissen wir inzwischen aus bitteren Erfahrungen, was es heißt, wenn ein derartiger Störfall in einem AKW zum Tragen kommt. u.s.f.

Allmählich klingelt da etwas, im Schneckengehäuse der instutionellen Psychoanalyse, indem immer mehr Kolleginnen und Kollegen anfangen zu begreifen und andere längst erkannt haben, von welch grundlegender Bedeutung dieses Thema der Generativität für ihre praktische klinische und Forschungsarbeit ist.

Einige der Beiträge gehen diesen Fragen und Herausforderungen nach, in dem etwa kollektive Generationenkonflikte versuchsweise in den Blick genommen werden: Insbesondere der immer ausgeprägter und schamloser sich gebärende Neid und die einhergehenden massiven - unbewußt ausagierten - Aggressionen der in hohem Maße narzißtisch aufgeladenen Alten, die seinerzeit als "Wiederaufbauer" und Oberverdränger maßgeblich an der Einrichtung der heutigen Zustände mitrgewirkt und mitverdient haben.

Inhalt

Einleitung

Generativität und Generationenbeziehungen

  • Vera King:
    Generativität und die Zukunft der Nachkommen. Krisen der Weitergabe in Generationenbeziehungen
  • Heribert Blaß:
    »Nimm dir das Leben und gib’s nie/auch wieder her«. Das narzisstisch-depressive Dilemma und seine Bedeutung für die gegenwärtige und nächste Generation
  • Leopold Morbitzer:
    Darth Vader, der Laios-Komplex und die dunkle Seite der Macht
  • Valérie Bouville:
    Déjà-vu. Vom unbewussten Erbe

Generativität in Familie und Gesellschaft

  • Helga Krüger-Kirn:
    Mutterland und Vatersprache
  • Ann Kathrin Scheerer:
    Reproduktionsmedizin und psychoanalytische Praxis
  • Ute Auhagen-Stephanos:
    Das Unbehagen in der Kultur der neuen Formen von Fortpflanzung
  • Elisabeth Imhorst:
    Mutter, Mutter, Vater, Kind. Vom Co-Mutter-Werden
  • Uta Blohm:
    Gewollte Kinderlosigkeit versus Generativität. Kasuistik einer Patientin mit familiärem Trauma
  • Michael Wolf:
    Kreativität, Innovation, Start-ups – zur Entstehung von Neuem
  • Monika Huff-Müller:
    Ambivalenztoleranz. Ein psychoanalytisches Konstrukt als Wegweiser zur Bewältigung zukünftiger Aufgaben

Alter und Generativität

  • Stefanie Rosenfeld:
    Laios und Iokaste. Über generatives Erleben im Alter
  • Gabriele Junkers:
    Der letzte Wille. Die eigene Endlichkeit denken und antizipieren können, dass das Leben weitergeht

Generativität und historische Aspekte der Psychoanalyse

  • Wolfgang Mertens:
    Die freie Assoziation
    Generativer Wandel im Verständnis einer zentralen Behandlungsmethode?
  • Thomas Abel:
    Das achte Leben
    Konflikte um Generativität in der psychoanalytischen Bewegung am Beispiel der Geschichte der Objektbeziehungspsychologie
  • Hans-Volker Werthmann:
    Alexander Mitscherlich und seine drei »Mentoren«: Ernst Jünger, Ernst Niekisch und Viktor von Weizsäcker - Ein Beitrag zur Genealogie und Erinnerungskultur der DGPT
  • Steffen Dörre:
    »Wir standen vor dem Elend unserer Zeit«
    Identitätsstiftung über Erinnerung in der bundesdeutschen Psychoanalyse

Gesellschaftliche Bedrohungen der Generativität

  • Vera Kattermann:
    »Altes Gift in neuen Schläuchen?«
    Rechtspopulistische Ideologien zwischen NS-Geschichte und Postmoderne
  • Hans-Jürgen Wirth:
    Zur Bedeutung negativer Affekte im Rechtspopulismus
  • Joachim F. Danckwardt:
    Gerhard Richters Beitrag zur Kulturanalyse: Birkenau (2014)
  • Michael J. Froese:
    Der Brunnenvergifter
    Juli Zehs Unterleuten als transgenerationale Spaltungs-Szenerie

Generativität in der institutionalisierten Psychoanalyse

  • Dirk Hamelmann-Fischer:
    Die psychoanalytische Familie – ein Fall für Jugendamt und Heimaufsicht?
    Über Generativität und den Umgang zwischen den »psychoanalytischen Generationen«
  • Heinz Weiß:
    Überlegungen zur Entwicklung und Gefährdung von Generativität und Kreativität in der psychoanalytischen Ausbildung
  • Stefanie Sedlacek:
    Ödipale Verwicklungen und psychoanalytische Generativität
  • Andreas P. Herrmann:
    Generativität in der Psychoanalyse
    Über das Gelingen und Scheitern von Lehranalysen
  • Gisela Grünewald-Zemsch:
    Supervision in der analytischen Ausbildung
    Von der Herausforderung, einen generativen Impuls in der Ausbildungssupervisionsbeziehung zu entwickeln

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