General Gordons Ende
Aus dem Englischen von Hans Reisiger. Mit einem Nachwort zu dieser Neuausgabe von Reinhard Blomert
Details
Verlag | Berenberg Verlag GmbH |
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Auflage/ Erscheinungsjahr | 1., Aufl.; 06.04.2005 |
Format | 22,8 × 16,4 cm |
Einbandart/ Medium/ Ausstattung | Halbleinband |
Seiten/ Spieldauer | 144 Seiten |
Abbildungen | Mit einem Foto des Autors auf dem Vorsatz |
ISBN | 9783937834061 |
Zu dieser Buchausgabe
Nicht zum ersten Mal hatte, was heute "der Westen" genannt wird, eine imperialistische Macht versucht, seine Einflußzonen auszudehnen, Kontrolle zu übernehmen und einem islamisch geprägten Kulturland seinen ´Way of life` aufzudrängen. 1884 war es zum Beispiel das Britische Empire, das seine Kolonialinteressen in Ägypten zu sichern und seine Einflußzone auf den Sudan aufzustocken beabsichtigte. Den Befehlshabern in London schien für diesen heiklen Auftrag der Sohn eines Generals, der Offizier George Gordon, die passende Wahl zu sein, hatte dieser doch am Krimkrieg (1853–1856) und am Zweiten Opiumkrieg (1856–1860) in China teilgenommen und sich durch Tapferkeit und Führungsstärke ausgezeichnet.
1885 marschierte der zum General ernannte Gordon an der Spitze einer britischen Eingreiftruppe nilaufwärts in den von einem islamischen Prediger, dem "Mahdi" gegen die britische Weltmacht aufgestachelten Sudan. Der von englischem wie auch christlichem Sendungsbewusstsein erfüllte Abenteurer in Staatsdiensten fiel schließlich bei Kämpfen, ebenso wie seine bis auf den letzten Mann von den Einheimischen abgeschlachteten Soldaten.
Vor dieser historischen Folie schrieb Lytton Stracheys, der außergewöhnliche Autor, Freud von Virgina Woolfe und Mitglied der "Bloosbarry-Gruppe", eine kundig an den Fakten und mit Witz und Wut im Bauch erzählte Chronik dieses bizarren Eroberungsfeldzuges. Ein historisch aufschlußreiches und literarisch spannendes Leseereignis mit allerdings für den Protagonisten unerfreulichem Ausgang. Stracheys Erzählung wurde zu einer literarische Kampfansage gegen alles, was kritischen Geistern damals wie heute Unbehagen bereitet: Uniformen, moralische Heuchelei, imperiale (Wirtschafts-)Interessen, Arroganz und politische Imkompetenz; - Parallelen zur jüngsten Gegenwart sind ganz unvermeidlich.
Stimmen zu diesem Buch
»Es ist ein faszinierendes, aktuelles Lehrstück über Verblendung, Terror und Kulturkampf, über politische Ränkespiele und imperiales Sendungsbewusstsein.«
In: Rheinischer Merkur
»So elegant und leichtfüßig wurde Pazifismus selten propagiert.«
Neue Zürcher Zeitung
»Wahre Kabinettstücke psychologischer wie politischer Analyse, geschrieben in einem blendenden Stil und mit einer Ironie, die so leise und so hinterhältig damals wohl nur Oscar Wilde zu verbreiten wusste [...]. Ein Meisterwerk.«
Berliner Literaturkritik
»Stracheys einzigartige Mischung aus Einfühlsamkeit und distanzierter Ironie macht aus jedem eine kleine Preziose.«
die tageszeitung - TAZ
»Elegant übersetzt und so wundervoll gesetzt, gedruckt und gebunden, dass man das Buch gar nicht aus der Hand legen mag. Nur noch einmal durchblättern!«
In: Die Zei
Der Autor
Lytton Strachey, geboren 1880, gestorben 1930, ist von den als "Bloomsbury" bekannt gewordenen Freigeistern um Virginia Woolf und J.M. Keynes wahrscheinlich der freieste. Er wurde mit einem Schlag berühmt als Autor einer Sammlung von vier Kurzbiographien über englische Persönlichkeiten des 19. Jahrhunderts mit dem Titel "Eminent Victorians", von denen "General Gordons Ende" die umfangreichste ist. Der Kritiker Cyrill Conolly nannte es "ein revolutionäres Lehrbuch über die bürgerliche Gesellschaft".