Details

Autor Szasz, Thomas
Verlag Carl Auer Verlag
Auflage/ Erscheinungsjahr 1. Auflage; 14.03.2013
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Seiten/ Spieldauer 331 Seiten
ISBN 9783896708359

Zu diesem Buch

Vor 50 Jahren sorgte Thomas Szasz mit seinem Buch »The Myth of Mental Illness« für Aufruhr. Es stellte das komplette Selbstverständnis der Psychiatrie als humanmedizinische Wissenschaft infrage. Ob jemand psychisch „normal“ oder „verrückt“ sei, sei eine willkürliche Definition, so Szasz. Anders als bei somatischen Erkrankungen finden sich für einen Großteil der psychiatrischen „Krankheiten“ nämlich keine eindeutigen Ursachen.

Heute, in Zeiten der Hirnscanner, die bunte Bildchen zeigen, deren Suggestivkraft hoch, deren Erklärungswert dagegen gering ist, feiert der Mythos der Geisteskrankheit erneut Triumphe. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung wird die Lektüre von Szaszs revolutionärem Buch zum Aha-Erlebnis. Seine Positionen decken sich auf interessante Weise mit Überlegungen aus der Systemtheorie, denn systemisch gesehen können biologische Faktoren nie das Verhalten eines menschlichen Individuums erklären.

Die vorliegende Neuausgabe wurde vom Autor ergänzt, aktualisiert und in vielen Formulierungen geschärft. Für die deutsche Ausgabe wurde der Text vollständig neu übersetzt.

Inhalt

Vorwort zur deutschen Neuausgabe

Vorwort: Fünfzig Jahre nach The Myth of Mental Illness
Einleitung

  • Methoden der Beobachtung und des Handelns in der Psychiatrie
  • Kausalität und Historizismus in der modernen Psychiatrie
  • Psychiatrie und Ethik
  • Hysterie als Paradigma psychischer Krankheit
  • Die Erfindung der Geisteskrankheit

Teil 1: Mythos Geisteskrankheit

I Entstehung und Struktur des Mythos

1 Charcot und das Problem der Hysterie

  • Charcot und die Hysterie
  • Ist jede Form von Leiden Krankheit?
  • Die Janusköpfigkeit der Psychiatrie
  • Die Definition der Hysterie als Krankheit: eine Strategie

2. Krankheit und vorgetäuschte Krankheit

  • Die Logik der Klassifizierung
  • Über die Bedeutung der Wörter »echt« und »falsch«
  • Krankheit, vorgetäuschte Krankheit und die Rolle des Arztes
  • Die Veränderung von Verhaltensregeln und die Neuklassifizierung des Verhaltens
  • Simulantentum als psychische Krankheit
  • Abschließende Ausführungen zu Objekten und ihrer Repräsentation

3 Der soziale Kontext der medizinischen Praxis

  • Liberalismus, Kapitalismus und Individualismus des 19. Jahrhunderts
  • Die heutige Gesellschaft und die Struktur ihres Gesundheitswesens
  • Die Medizin in der Sowjetunion
  • Die Bedeutung der Privatsphäre in der Beziehung zwischen Arzt und Patient
  • Der Arzt und die Armen
  • Die medizinische Versorgung als Form sozialer Kontrolle

II Hysterie: Ein Beispiel für den Mythos

4 Breuers und Freuds Studien über Hysterie

  • Der historische Rahmen
  • Eine erneute Überprüfung der Beobachtungen
  • Eine erneute Überprüfung der Theorie
  • Zusammenfassung

5 Hysterie und psychosomatische Medizin

  • Konversion und Psychogenese
  • Konversion und Organneurose
  • Energiekonversion und Sprachübersetzung

6 Heutige Ansichten über Hysterie und psychische Krankheiten

  • Psychoanalytische Theorien
  • Organizistische Theorien

Teil 2: Grundlagen einer Theorie des persönlichen Verhaltens

III Semiotische Analyse des Verhaltens

7 Sprache und Protosprache

  • Die Struktur der Protosprache
  • Die Funktion der Protosprache
  • Symbolisierung in der Hysterie: kritische Untersuchung eines Beispiels
  • Symbolisierung in der Hysterie: kritische Untersuchung eines Beispiels

8 Hysterie als Kommunikation

  • Diskursive und nichtdiskursive Sprachen
  • Die Nichtdiskursivität der Hysterie
  • Die informationelle Funktion ikonischer Körperzeichen
  • Hysterie, Übersetzung und Fehlinformation
  • Sprache als Mittel der Kontaktaufnahme zu Objekten
  • Hysterie als indirekte Kommunikation
  • Die Schutzfunktion indirekter Kommunikationen
  • Träumen und Hysterie als Andeuten
  • Hysterie: von der Krankheit zum Idiom

IV Analyse des Verhaltens als regelgeleitet

9 Menschliches Verhalten als regelgeleitetes Verhalten

  • Motive und Regeln
  • Natur und Konvention – Biologie und Soziologie
  • Regeln, Moral und Psychoanalyse
  • Regeln und Verantwortlichkeit
  • Regeln und Anti-Regeln
  • Eine Klassifikation von Regeln
  • Weshalb Regeln notwendig sind

10 Die Ethik der Hilflosigkeit und Hilfsbereitschaft

  • Biblische Regeln fördern Unzulänglichkeit und Krankheit
  • Einige historische Aspekte der Umkehr von Regeln
  • Die Ethik des Paternalismus und »Therapeutismus«

11 Theologie, Hexerei und Hysterie

  • Die medizinische Theorie der Hexerei
  • Die Sündenbocktheorie der Hexerei
  • Theologische und medizinische Spiele des Lebens

V Verhaltensanalyse nach dem Spielmodell

12 Das Spielmodell menschlichen Verhaltens

  • Menschliche Handlungen als Spiel
  • Eine logische Hierarchie der Spiele
  • Persönlichkeitsentwicklung und moralische Werte

13 Hysterie als Spiel

  • Interpersonale Strategien in Zusammenhang mit der Hysterie
  • Ein Beispiel zur Veranschaulichung des Hysteriespiels: Sullivans »hysterische Dynamik«
  • Lügen – eine spezifische Strategie innerhalb der Hysterie
  • Unsicherheit und Kontrolle im Spielverhalten
  • Über die Veränderung des hysterischen Spiels
  • Zusammenfassung

14 Impersonation (Identitätsnachahmung) und Krankheit

  • Impersonation und Rollenadaptation
  • Das Ganser-Syndrom
  • Angenommene, nachgeahmte und authentische Rollen
  • Die psychiatrische Beglaubigung einer im Sinne der Impersonation angeeigneten Rolle als authentisch
  • Zusammenfassung

15 Die Ethik der Psychiatrie

  • Objektbeziehungen und Spielmodell
  • Psychoanalyse und Ethik
  • Psychiatrie als soziales Handeln
  • Zum Abschluss
  • Epilog
  • Zusammenfassung

Anhang 1
Geisteskrankheit ist immer noch ein Mythos
Anhang 2
Die Definition von Krankheit
Literatur / Über den Autor.

Über den Autor

Thomas Szasz (1920–2012), Ph. D., Studium der Physik und Medizin, Promotion. Ausbildung als Psychoanalytiker am Chicago Institute for Psychoanalysis. Ab 1951 Lehranalytiker am Institut, 1956–1990 Professor für Psychiatrie an der State University of New York. Szasz war Fellow der American Psychiatric Association und Mitglied der American Psychoanalytic Association. Er zählte zu den wichtigsten Kritikern der offiziellen Psychoanalyse und Psychiatrie.

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