Details

Autor Wirth, Hans-Jürgen
Verlag Psychosozial-Verlag
Auflage/ Erscheinungsjahr 08.2022
Format 21 × 14,8 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Seiten/ Spieldauer 336 Seiten
Gewicht 488
ISBN 9783837931518

Zu diesem Buch

›Gefühle‹, wissenschaftlich eher bezeichnet als Emotion oder Gemütsbewegung, bezeichnet eine psychophysische Bewegtheit, die durch die bewusste oder unbewusste Wahrnehmung eines Ereignisses oder einer Situation beim menschen ausgelöst wird. Insbesondere solche aus der Bauchregion aufsteigende, haben großen Einfluss auf das Denken, Agieren und Handeln von uns Menschen. Sie dienen als Motivationskraft und stiften in kollektiv geteilter Form Beziehung und Nähe zu anderen Menschen oder dienen umgekehrt der Abgrenzung zu als fremd oder feindlich empfundenen Mitmenschen und Gruppen. Gefühle stehen nicht selten im Gegensatz zu vernunftgeleiteten Befunden, insbesondere wenn diese als unangenehm eingestuft werden.

In der Politik und in anderen gesellschaftlichen Zusammenhängen spielen Gefühle deshalb eine zentrale Rolle: Der affektive Furor, den der Populismus entfacht, bündelt ohnmächtige Wut, blinden Hass, Neid, Verbitterung und Rachewünsche zu Ressentiments, die das soziale Zusammenleben vergiften. Gefühle, die an der menschlichen Verletzbarkeit anknüpfen, wie etwa Besorgnis, Trauer, Mitleid, Empathie und Hoffnung, eröffnen hingegen die Chance auf alternative Perspektiven. An zahlreichen Beispielen aus aktuellen politischen Auseinandersetzungen erläutert der Autor, wie Gefühle politisches Handeln beeinflussen und wie mit Gefühlen Politik gemacht wird.

Inhalt

Einleitung

  • Rollende Steine
  • Themen dieses Buches
  • Gefühle machen Politik

1 Zur psychoanalytischen Sozialpsychologie des Populismus

  • Ist der Populismus ein neues Phänomen?
  • Spannung zwischen Zentrum und Peripherie
  • Die Autoritäre Persönlichkeit
  • Die Unfähigkeit, zu vertrauen
  • Angst
  • Hass
  • Scham
  • Neid
  • Ekel
  • Verbitterung
  • Ressentiments
  • Brandstifter Alexander Gauland: Ressentiment, Feindseligkeit und Biederkeit
  • Abstinenz und der Umgang mit populistischen Äußerungen im Behandlungszimmer

2 Brexit – Ergebnis einer Politik des Machtmissbrauchs und des Ressentiments

  • »Die ganz gemeine Eitelkeit als Berufskrankheit bei Politikern« (Max Weber)
  • Der Brexit als illusionärer Souveränitätsgewinn
  • Wurzeln des antieuropäischen Ressentiments
  • Fremdenhass und Autonomieillusionen als Kompensation für gekränkten Nationalstolz

3 Argwohn, Misstrauen, Verfolgungsängste – Verschwörungstheorien in der Corona-Krise

  • Epistemisches Vertrauen – epistemisches Misstrauen
  • Familiendynamiken in der Corona-Krise
  • Intellektuelle Gewährsmänner des Misstrauens: Agamben und Foucault
  • Empirisches zur Verschwörungsmentalität
  • Psychodynamik der Impfskepsis
  • Magisches Denken und die Fähigkeit zur Besorgnis

4 Das radikal Böse als Bestandteil der menschlichen Existenz

  • Der Film Das radikal Böse
  • Das Rätsel des Bösen
  • Die Banalität des Bösen
  • Die Pathologie des Bösen
  • Antisoziale Persönlichkeitsstörung und Autoritärer Charakter
  • Schließt die Normalitätsthese die Pathologiethese aus?
  • Maligner Narzissmus und Großgruppenidentität
  • Ist Völkermord ein Ausdruck des Todestriebes?

5 Von der »Unfähigkeit zu trauern« bis zur »Willkommenskultur« – zur psychopolitischen Geschichte der Bundesrepublik

  • Zwischen Rechtspopulismus und »Willkommenskultur«
  • Das vierfache Trauma des Zweiten Weltkrieges
  • Die Unfähigkeit zu trauern und die Atombegeisterung als weltweite kollektive Abwehr
  • Die Jugendbewegungen der 1960er und 1970er Jahre
  • »Mehr Demokratie wagen«
  • Stationen der Auseinandersetzung mit der NS-Zeit
  • Im Schatten von Tschernobyl
  • Die Entdeckung der Kriegskindheiten aus dem Zweiten Weltkrieg
  • Im Schatten von Fukushima
  • Vergangenheitsbewältigung in Japan und Westdeutschland
  • Vergangenheitsbewältigung in der DDR und in Westdeutschland
  • Das deutsche Trauma der Vertreibung
  • Deutsche »Willkommenskultur«
  • Wie geht es mir mit meinem eigenen Text?
  • Politische Konsequenzen

6 AfD und Grüne – konträre Welt- und Menschenbilder

  • »Kalte« und »heiße« Kulturen
  • Empirische Daten und sozialpsychologische Interpretationen
  • Bilanz und Ausblick

7 Das neue Bewusstsein der Verletzlichkeit

  • »Vulnerabilität« und »Trauma«
  • Vulnerabilität als Charakteristikum des Lebendigen
  • Die Frühgeburtlichkeit des Menschen
  • Liebe und Sexualität
  • Die Verwundbarkeit der nackten Haut
  • Warum der Homo sapiens seine Körperbehaarung fast vollständig verloren hat
  • Zärtlichkeit und Sexualität
  • Psychische Vulnerabilität
  • Vulnerabilität, Vertrauen und Resonanz
  • »Dialektik der Sensibilität« (Andreas Reckwitz)
  • Verletzlichkeit und kollektive Verantwortung
  • Bilanz

8 Zeitenwende

  • Neues Leitbild »Wehrhafter Friede«
  • Die Grünen zwischen Pazifismus und Wehrhaftigkeit
  • Warum den Grünen Waffenlieferungen leichter fallen als der SPD
  • Blick zurück – die Zeitenwende von 1989
  • Die Auflösung der UdSSR als kollektive narzisstische Kränkung
  • Die Verleugnung kollektiver Traumata führt zu ihrer Wiederkehr
  • Sexualisierte Gewalt als Kriegswaffe
  • »Gewählte Traumata« und »gewählte Ruhmesblätter«
  • Selenskyj als psychologisches Gegenmodell zu Putin
  • Ausblick

Literatur /  Textnachweise

Der Autor

Hans-Jürgen Wirth, Prof. Dr. rer. soc., Dipl.-Psych., ist Verleger, Psychologischer Psychotherapeut, arbeitet als Psychoanalytiker (DPV, IPA, DGPT) und psychoanalytischer Paar-, Familien- und Sozialtherapeut (BvPPF) in eigener Praxis in Gießen.

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