Details
Herausgeber | Schlüter, Sabine; Blüml, Victor (Hg.) |
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Verlag | Brandes u. Apsel |
Auflage/ Erscheinungsjahr | 04.2022 |
Format | 23,5 × 15,5 cm |
Einbandart/ Medium/ Ausstattung | Paperback |
Seiten/ Spieldauer | 236 Seiten |
ISBN | 9783955583224 |
Zu diesem Band der Reihe
Die Sigmund-Freud-Vorlesungen 2021 erkunden, wie Aggression, Zerstörung und Gewalt aus psychoanalytischer Sicht zu verstehen sind. Dabei werden Fragen der metapsychologischen Verortung ebenso gestellt wie Fragen danach, welche Rolle die Aggression in der individuellen Entwicklung, in der therapeutischen Klinik, in Kunst, Kultur und Gesellschaft spielt.
Äußerungen von Aggression sind jene Phänomene, die uns sowohl individuell als auch in Staat und Gesellschaft am meisten zu schaffen machen. Als Gewalt laut und schreckenerregend, dominieren sie, wo sie vorfallen, augenblicklich den Diskurs – nur um als Destruktivität, weit weniger auffällig und zu Strukturen in Beziehungen und Institutionen geronnen, das Geschehen zu dominieren. Am Umgang mit ihnen zu scheitern, ist nicht die Ausnahme, sondern die Regel.
Die Schwierigkeit, mit Aggression in der Praxis umzugehen, spiegelt sich auch in der psychoanalytischen Theorie wider: Hier wie dort findet sie keinen rechten Platz. Anfangs als Sadismus und Bemächtigungstrieb der Sexualität lediglich beigemengt, im Ödipuskomplex als mörderische Feindseligkeit gegen den gleichgeschlechtlichen Elternteil konzipiert, spielt sie in der ersten Freud’schen Triebtheorie eine kaum benannte Rolle und ist auch in der zweiten nur sekundär vom Todestrieb abgeleitet. So zahlreich die Konzepte sind, die in der Psychoanalyse seither entworfen wurden – über die grundlegenden Fragen herrscht bis heute keine Einigkeit. Nicht einmal darüber, ob der Aggression der Status eines Triebes zukommt oder nicht. Freuds berühmtes Diktum offenbart auch sein Schwanken: »Ich kann mich nicht entschließen, einen besonderen Aggressionstrieb […] anzunehmen« (Freud, 1909b, 371f.).
Inhalt
- Editorial
- Wolfgang Groysbeck: Wie kommt das Böse in das Kind?
Psychoanalytische Aggressionstheorien - Tanja Kraushofer: »Und bist du nicht willig …!«
Zum psychoanalytischen Verständnis von Gewalt gegen Schutzbefohlene in sozialen Institutionen - Ketajun Dörfler: Was ist der Todestrieb?
- Cordelia Schmidt-Hellerau: »Ich will!« – Eine Durchsetzung
Zur Konzeptualisierung und Deutung von Aggression, Destruktivität und Suizid - Gertraud Diem-Wille: Elternliebe – Elternhass in Träumen und Märchen
- Karoline Parth: »Eine zauberhafte Verwandlung«
Überlegungen zur Rolle idealisierter Gewalt beim Phänomen der Body Modification - Ulrike Kadi: Vatergewalt und Bedingungen ihrer Wirksamkeit in Zeiten der Pandemie
- Tjark Kunstreich: »The glamour has gone«
Überlegungen zur Pandemie - Rainer Danzinger: Psychodynamik des Terrors
- Margarethe Grimm: Wie ist das mit dem Sadismus?
- Felicitas Datz: »In Nimmerland heißt es nämlich, dass beim Atemholen jedes Mal ein Erwachsener stirbt«
Zur Unverzichtbarkeit des Elternmords - Andreas Rechling: Normopathie und Eigensinn
Zu Christopher Bollas’ Konzeption der normotischen Störung - Marianne Scheinost-Reimann: Vom Sinn-losen zur Bedeutung
- Thomas Aichhorn: Die Aggression in der Psychoanalyse
Bemerkungen zum 27. Kongress der IPV in Wien, Juli 1971 - Thomas Jung: Wenn wir nicht so wohlerzogen wären ...
- Ela Hornung-Ichikawa: »Killing Eve«
Wie lässt sich über Aggression und Aggressivität von Frauen sprechen? - Wolfgang Till: Homophobie
Wunsch, Angst, Verbot, Hass und Gewalt - Wolfgang Lassmann: Mord an der unlösbaren Verbindung
Private und sozialisierte Versuche, endgültig aufzuräumen - Klaus Theweleit: Tötungslust und Selbstauflösung als Realitätsbeweis des Fragmentkörpers
- Die Autorinnen und Autoren
Die Herausgeberin, der Herausgeber
Sabine Schlüter, Mag.a phil., Studium der Geschichte, Publizistik und Philosophie, Psychoanalytikerin mit Lehrbefugnis (WAP/IPA) in freier Praxis, Verlagslektorin, Co-Leiterin des Departments für Theorie und Wissenschaft der Wiener Psychoanalytischen Akademie, Herausgeberin für Österreich der Zeitschrift für psycho analytische Theorie und Praxis. Arbeitsschwerpunkte: Triebtheorie, Metapsychologie, psychoanalytisches Verständnis von Sprache, Literatur und gesell schaftlichen Prozessen.
Victor Blüml, Assoc.-Prof. Priv.- Doz. Mag. DDr., Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin sowie Psychoanalytiker (WPV/IPA). Studium der Medizin und Philosophie in Wien und Paris. Assoziierter Professor an der Universitätsklinik für Psychoanalyse und Psychotherapie der Medizinischen Universität Wien. Forschungsschwerpunkte: Persönlichkeitsstörungen, Suizidalität und psychoanalytische Konzeptforschung.
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