Details

Autor Jappe, Anselm
Verlag Mandelbaum Verlag
Auflage/ Erscheinungsjahr 01.2023
Format 21 × 13,5 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Engl. Brschur
Seiten/ Spieldauer 160 Seiten
ISBN 9783991360032

Zu diesem Buch

Beton ist für den Autor steinhart gewordenes Sinnbild kapitalistischer Logik; dieses aus Sand, Zement und Wasser gewonnenes Baumateriald ist Ausdruck und Sinnbild der Warenabstraktion dar. Wie diese löscht Beton als erstarrter Festkörper alle Unterschiede, jede Nuance, aus. Das Dünne, das Zarte, das Lebendige und Natürliche sind sein Widerpart. Als in astronomischen Mengen hergestelltes Industrieprodukt hat Beton die  Welt erobert, trotz seiner verheerenden Folgen für Umwelt und Gesundheit. Er hat die traditionellen Bauweisen verdrängt und alle Orte rund um den Globus einander gleichgemacht. Monotonie des Materials, Monotonie der damit seriell, nach wenigen Modellen erstellten Bauten und geplante Obsoleszenz unterscheiden ihn von allen anderen Baumaterialien. Beton verwandelt Gebäude in Waren und trägt so zu einer Welt bei, in der wir nicht mehr zu Hause sind.

Anselm Jappe zeichnet die Geschichte des Betons nach, insbesondere die Propaganda seiner zahlreichen – allen Ideologien angehörigen – Befürworter und die Skepsis seiner wenigen Gegner; die Katastrophen, die er auf vielen Ebenen anrichtet. Schließlich soll auch gezeigt werden, was dieses Material mit der Wertlogik und der abstrakten Arbeit zu tun hat. Diese mit zahlreichen Beispielen angereicherte, unerbittliche Kritik des Betons ist gleichzeitig eine Kritik der modernen Architektur und des zeitgenössischen Urbanismus.

Vorwort

"Das auslösende Moment für diesen Aufsatz war der Einsturz der Morandidbrücke im August 2018 in Genua. Ich war sogleich davon überzeugt, dass der Grund für diese Katastrophe, die viele für »unbegreiflich« hielten, gerade darin lag, dass die Brücke aus armiertem Beton war - aus Stahlbeton, einem Material, das nur eine begrenzte Haltbarkeit hat. Hier haben wir also ein lehrbuchmäßiges Exempel vorprogrammierter, für den Kapitalismus so lebenswichtiger Obsoleszenz. Und während ich mich über die verheerenden Folgen von Stahlbeton informierte, stieß ich auf schwerwiegende Vorhaltungen, die schon früher gegen ihn ins Feld geführt worden waren, wenn ihre Verbreitung auch beschränkt blieb. Mir erschien es daher angebracht, die Kritiken zusammenzufassen, die viel zu oft hinter rein technischen Überlegungen verloren gehen. [...]

Was ich hier etwaigen Leserinnen und Lesern vorlege, sind verstreute Überlegungen rund um dieses Thema, Ergebnis von Reflexionen, Lektüren und Gesprächen, von denen manche neu, andere jahrzehntealt sind. Diese Seiten nehmen also nicht in Anspruch, systematisch zu sein, noch die Frage erschöpfend zu behandeln. Tonfall, Perspektive und Gesichtspunkt können schon beim Umblättern wechseln. Ich hoffe nur, dass das Publikum sieht, dass ich mit meinen Betrachtungen immer zum Ausgangspunkt zurückkehre: der Schädlichkeit des Stahlbetons. Ich konnte für dieses Unterfangen, fast ohne Überarbeitung, Zeilen übernehmen, die ich für mich selbst vor etwa dreißig Jahren niedergeschrieben habe. Auf diesem Gebiet – wie auch auf anderen – hat mich die Zeit nicht weiser gemacht : Die Architektur des 20. Jahrhunderts ruft bei mir noch immer denselben Widerwillen hervor wie in meiner Jugend. [...]"

Inhalt

Vorwort

Einleitung : Eine Brücke stürzt ein

Kapitel 1 : Eine kleine Geschichte des Betons

  • Von Steinen und von Sand
  • Ein Schiff aus … Stein

Kapitel 2 : Die Anhänger und die (seltenen) Gegner des Betons

  • Ist der Beton proletarisch ?
  • Ist der Beton avantgardistisch ?
  • Ist der Beton faschistisch ?
  • Ist der Stahlbeton stalinistisch ?
  • Ist der Beton demokratisch ?
  • Wird der Beton einmütig gelobt ?

Kapitel 3 : Ein verheerender Baustoff

  • Wenn China Dämme errichtet …
  • Der Beton erstickt und ertränkt.
  • Für ein wenig Sand
  • Eine eiserne Verbindung
  • Was bleibt von unserem Beton ?

Kapitel 4 : Bauen ohne Beton und ohne Architekten

  • Der Mord an der traditionellen Architektur
  • Könnten die Steine sprechen …

Stimmen zum Buch

"Guten Morgen, ich möchte mich noch bedanken für die Literaturempfehlung in der Novitätenschau: Beton von Anselm Jappe. Ich wäre sonst nie auf dieses Buch gekommen und die Destruktivität von Beton ist mir schon lange ein Herzensanliegen, zu dem ich aber bisher nichts gelesen habe. Es ist sehr bereichernd, dass Sie neben der psychoanalytische Literatur auch gesellschaftskritische Literatur sichtbar machen."  - Viele Grüße K. P.

(Rückmeldung einer Kundin, die aufgrund der Vorstellung dieses Titels in der "Novitätenschau" dieses Buch bei der SFB bestelle.)

Der Autor

Anselm Jappe ist 1962 in Bonn geboren und hat in Rom und Paris Philosophie studiert. Er unterrichtet Ästhetik an der Kunsthochschule Rom. Auf Deutsch hat er ´Schade um Italien` und ´Die Abenteuer der Ware` veröffentlicht, Guy Debord und La Société autophage auf Französisch. Er hat sich mit Guy Debord und den Situationisten und der Kritik am Kapitalismus beschäftigt, vor allem in den Zeitschriften Krisis und Exit!.

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