Details

Autor Schilder, Paul
Verlag Internat. Psychoanalytischer Verlag, Wien
Auflage/ Erscheinungsjahr 1925
Format 23.0 × 16,4 × 1,8 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Olwd. mit geprägtem Titel
Seiten/ Spieldauer 208 (2) Seiten
Reihe Internationale Psychoanalytische Bibliothek, Band XVII
SFB Artikelnummer (SFB_ID) SFB-004304_AQ

Erstausgabe. Grinstein IV 29554

Zu dieser Ausgabe

In diesem 1925 erstmals erschienenen Buch, das seit langem nur noch in Bibliotheken vorhanden war, versucht Paul Schilder als einer der ersten Neurologen die Frage zu beantworten: was leistet die psychoanalytische Theorie von Sigmund Freud für die Erklärung von organischen Störungen und Psychosen, das heißt, wie ist das Wechselverhältnis von organischen und psychogenen Erkrankungen? Den Versuch dieses bahnbrechenden Versuchs würdigt Helm Stierlin in seinem Vorwort.

Aus einer Rezension der 1923 bei Suhrkamp erschienenen Neuausgabe

"Es handelt sich um die Neuauflage eines 1925 erstmals erschienenen Buches, in dem Schilder den Versuch unternimmt, „den Umriß einer Psychiatrie auf psychoanalytischer Basis zu geben“. In welchem Lichte erscheint diese Pioniertat aus den zwanziger Jahren heute? Zunächst muß man sich den damaligen Stand der psychoanalytischen Theorie vergegenwärtigen. Die für die psychoanalytische Ich-Psychologie grundlegende Arbeit Freuds „Das Ich und das Es“ erschien 1923, d. h. nur zwei Jahre vor Schilders Publikation. Die Arbeiten von Hartmann, Kris, Loewenstein u. a. lagen noch in weiter Ferne. Um so bemerkenswerter ist, daß Schilder sich konsequent darum bemüht hat, psychiatrische Erkrankungen in erster Linie unter ich-psychologischen Aspekten zu verstehen. Er hat schon damals erkannt, daß dies ein besonders erfolgversprechender Zugang zu diesen Erkrankungen ist. Dabei nimmt er Entwicklungen der psychoanalytischen Theorie vorweg, die erst Jahre später von anderen ausformuliert wurden. Dazu zwei Beispiele: Schilder stellt in den Mittelpunkt seiner Ichpsychologie ein kompliziert zusammengesetztes Ideal-Ich, an dem er u. a. eine horizontale und vertikale Gliederung unterscheidet. Diesen verschiedenen Ideal-Ichen sind qualitativ verschiedene Formen von Verdrängung zugeordnet. Es wird deutlich, daß damit — allerdings in einer Terminologie, die sich nicht durchgesetzt hat — die später vor allem von A. Freud entwickelte Konzeption verschiedener Abwehrmechanismen und deren hierarchische Schichtung vorweggenommen wurde, die für das psychoanalytische Verständnis der Psychosen von Bedeutung ist.

Ebenfalls im Begriff des bei Schilder wohl allzu umfassend konzipierten Ideal-Ichs enthalten sind die auch erst später theoretisch differenzierten verschiedenen Ichfunktionen, die bei psychiatrischen Erkrankungen in besonderer Weise gestört sind.

Bei der Lektüre des Schilderschen Buches ist man also gezwungen, sich zunächst in einer etwas fremd anmutenden Terminologie zurechtzufinden. Dies betrifft zum Teil auch die. psychiatrischen Termini. So wird zum Beispiel die Amentia noch als ein Krankheitsbild verstanden, das man bei Schizophrenien, Zyklothymien und als Krankheit sui generis antrifft, während man sie heute in der Regel dem akuten exogenen Reaktionstypus nach Bonhoeffer zuordnet."

Rezensiert von Otto Goldschmidt, in der PSYCHE; 1976, S. 1052-1056

Der Autor

"Paul Ferdinand Schilder (* 15. Februar 1886 in Wien; † 18. Dezember 1940 in New York) war ein österreichischer Psychiater, Psychoanalytiker und Autor zahlreicher wissenschaftlicher Publikationen. Schilder hat wesentliche Verdienste für den Einsatz der Psychoanalyse im psychiatrischen Bereich und er gilt als Vorfahre der Ich-Psychologie und – gemeinsam mit Joseph H. Pratt und Trigant Burrow – als einer der Gründungsväter der Gruppenanalyse.

Leben: Schilder, Sohn eines jüdischen Fabrikanten und Seidenhändlers, besuchte das Erzherzog-Rainer-Gymnasium in Wien, wo er 1904 die Matura erhielt. Von 1904 bis 1909 studierte er in Wien Medizin, wurde an der Universität Wien 1909 zum Doktor der Heilkunde promoviert und schloss ein Semester Philosophiestudium an. Von 1909 bis 1912 war als Assistenzarzt an der Neurologischen und Psychiatrischen Universitäts-Klinik Halle tätig und studierte zu dieser Zeit dort Philosophie und Psychologie. In den Jahren 1912 bis 1914 war er Assistenzarzt an der Psychiatrischen Klinik in Leipzig, während des Ersten Weltkrieges diente er in verschiedenen Spitälern und war als Bataillonsarzt und zuletzt als für Tapferkeit hochdekorierter Regimentschefarzt tätig. 1917 wurde er mit der Arbeit Selbstbewußtsein und Persönlichkeitsbewußtsein in Wien zum Doktor der Philosophie promoviert. 1918 kam er zu Wagner-Jauregg an die Psychiatrische Universitäts-Klinik in Wien. Im selben Jahr konvertierte er vom Judentum zum Christentum und ließ sich evangelisch taufen. 1919 wurde er Volontärassistent der Psychiatrischen Klinik und trat der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung (WPV) bei.

1920 habilitierte er sich in Neurologie und Psychiatrie und wurde ordentlicher Assistent. Es entstanden gemeinsame Publikationen mit Josef Gerstmann und Constantin von Economo. 1925 wurde er zum außerordentlichen Professor ernannt und es erschien sein Entwurf zu einer Psychiatrie auf psychoanalytischer Grundlage. Wegen seines Engagements für die Psychotherapie wurde Schilder im akademischen Establishment angefeindet, 1928 verließ er die Klinik und ging für ein Semester als Gastdozent an die Johns Hopkins University in Baltimore, wo er 1929 und 1930 für jeweils drei Monate Gastvorlesungen hielt.

1929 übernahm Paul Schilder die Leitung der Psychosenbehandlung am Ambulatorium der WPV, übersiedelte jedoch noch im selben Jahr nach New York. Er lehrte an der New York University und wurde 1930 zum Clinical Director der Psychiatrischen Abteilung am New Yorker Bellevue Hospital bestellt. Mit Lauretta Bender, seiner zweiten Ehefrau, arbeitete er mit psychotischen Kindern, er implementierte Gruppenanalyse und schrieb rund 300 wissenschaftliche Arbeiten zu verschiedensten Themenbereichen. Im Dezember 1940, nachdem er seine Frau und die neugeborene Tochter in der Klinik besucht hatte, starb er bei einem Autounfall. Wenige Monate vor seinem Tod verfasste er eine Autobiografie in dritter Person, welche im Journal of Crimin. Psychopathol. veröffentlicht wurde."  (Quelle: Auszug aus Wikipedia)

Zum Erhaltungszustand

Im Klassischen Fachantiquariat der SFB ist dieses Buch als ein besonders schönes und wohlerhaltenes Exemplar der Erstausgabe in der leinengebundenen Premiumvariante des Verlages verfügbar, innen ganz frisch und ohne jede Anstreichungen, Anmerkungen, Stempel o.ä.; in dieser guten Erhaltung; - Selten.

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