Details

Autor Grieshaber, HAP
Herausgeber Fühmann, Franz (Hg.)
Verlag Claassen
Auflage/ Erscheinungsjahr 1982, Erste Ausgabe
Format 43 × 31 cm (Folio, Großformat)
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Broschur
Seiten/ Spieldauer 23 Seiten (lose Doppelbögen)
Reihe Engel der Geschichte
SFB Artikelnummer (SFB_ID) SFB-006129

Die letzte, posthum erschienene Ausgabe des Engels der Geschichte mit 11 Abbildungen nach Holzschnitten von HAP Grieshaber, 2 farbigen Wachsabreibungen und Textabbildungen und mit einem doppelblattgroßen Original-Holzschnitt von Horst Antes, in einer Auflage von 3000 Exemplaren.

Mit Texten von Franz Fühmann und von Kindern und Jugendlichen der Sonderschulen-Anstalt Stetten bei Stuttgart und des Jugendheims der Samariteranstalten Fürstenwalde an der Spree (DDR). Alle Holzschnitte von HAP Grieshaber mit den Bezeichnungen: Koch und Kirbepfeifer, König, Heydin, Abt, Königin, Narr, Chorherr, Maler, Mutter, Kind. Fotos, von Dietmar Riemann, Berlin (DDR). Wachsabreibungen, von den Jugendlichen aus Stetten. Das Umschlagfoto der Mappe zeigt im Arbeitsraum Grieshabers auf der Achalm die Gouachen "Kind" und "König" zum "Totentanz von Basel", für deren Überlassung der Herausgeber der Galerie Schmücking, Braunschweig, in einem redaktionellen Hinweis eigens dankt Foto: Lazi, Stuttgart. Der beiliegende Original-Holzschnitt von Horst Antes wurde in der Waldkircher Verlagsgesellschaft, Waldkirch, vom Stock gedruckt.

Zu dieser Edition

1964 begann Hap Grieshaber mit der Herausgabe der Publikationsreihe „Engel der Geschichte“, welche initiiert wurde durch ein Bild von Paul Klee (´Angelus novus`, 1920) und ein Zitat des Geschichtsphilosophen Walter Benjamin:

„Es gibt ein Bild von Klee, das Angelus Novus heißt. Ein Engel ist darauf dargestellt, der aussieht, als wäre er im Begriff, sich von etwas zu entfernen, worauf er starrt. Seine Augen sind aufgerissen, sein Mund steht offen und seine Flügel sind ausgespannt. Der Engel der Geschichte muß so aussehen. Er hat das Antlitz der Vergangenheit zugewendet. Wo eine Kette von Begebenheiten vor uns erscheint, da sieht er eine einzige Katastrophe, die unablässig Trümmer auf Trümmer häuft und sie ihm vor die Füße schleudert. Er möchte wohl verweilen, die Toten wecken und das Zerschlagene zusammenfügen. Aber ein Sturm weht vom Paradiese her, der sich in seinen Flügeln verfangen hat und so stark ist, daß der Engel sie nicht mehr schließen kann. Dieser Sturm treibt ihn unaufhaltsam in die Zukunft, der er den Rücken kehrt, während der Trümmerhaufen vor ihm zum Himmel wächst. Das, was wir den Fortschritt nennen, ist dieser Sturm.“

Walter Benjamin: Über den Begriff der Geschichte (1940), These IX

Bis zu Grieshabers Tod in 1981 stehen diese aufsehenerregenden Themenmappen als Gesamtkunstwerk seinem Werk vor und die Folge zeigt wie keine andere Arbeit, daß Wort und Bild symbiotisch verknüpft sind. Der „Geschichtsengel“ markiert den Höhepunkt einer aktiven und zeitlich kontinuierlichen Zusammenarbeit Grieshabers mit Dichtern und Schriftstellern, unter anderem mit Heinrich Böll, Sarah Kirsch, Volker Braun, Franz Fühmann und Walter Jens (Nach Iris-Margarethe Rall-Lorenz).

Grieshaber bezeichnet jeden dieser Engel als eine „Aktion“ und fügt hinzu: „Jeder Engel hatte, bevor er erschienen ist, etwas Wichtiges zu tun: gegen ein Unrecht anzugehen, kurz, wie es sich für Engel geziemt, den Tod zu besiegen. Die Aktion, das ist das Lebendige gewesen. In ihr lag die bewegende Kraft, die dem Ernst der menschlichen Entwicklung diente. Sollte sich jemand an der Anrufung des Engels stören: es ist damit nur die Phantasie personifiziert.“

Der Künstler

Der in Oberschwaben geborene Grieshaber (1909-1981) verbrachte seine Schulzeit von 1915 bis 1926 zuerst in Nagold und später in Reutlingen, wo er von 1926 bis 1927 eine Schriftsetzerlehre absolvierte. Nach abgelegtem Examen an der Kunstgewerbeschule betrieb HAP Grieshaber zunächst mit seinem Studienfreund und Lithographen Erich Mönch das graphische Atelier „Igel“. Zwischen 1926 und 1928 studierte er Kalligraphie in Stuttgart und setzte seine Studien von 1928 bis 1931 in London und Paris fort.

Zwischen 1931 und 1933 führten ihn seine Reisen nach Ägypten und Griechenland. Zu Beginn der NS-Herrschaft 1933 mit einem bis 1940 andauernden Berufsverbot belegt, hielt er sich in dieser Zeit als Hilfsarbeiter in Reutlingen über Wasser. 1940 wurde Grieshaber als Soldat in die Wehrmacht eingezogen und war u. a. in Hagenau im Elsass stationiert. 1945 geriet er in einjährige Kriegsgefangenschaft und wurde in Mons (Belgien) interniert.

1947 kehrte er in den Reutlinger Raum zurück, wo er ab dieser Zeit an der Ostflanke der Achalm bei Eningen, einer unmittelbaren Nachbargemeinde Reutlingens, lebte und arbeitete. 1950 wirkte er an der Neugründung des Deutschen Künstlerbundes mit, dessen Vorstand er von 1956 bis 1967 angehörte[1]. Zwischen 1951 und 1953 arbeitete er als Lehrer an der Bernsteinschule bei Sulz am Neckar und wurde 1955 Nachfolger Erich Heckels an der Kunstakademie Karlsruhe, wo er bis 1960 lehrte. Grieshaber gab seine Professur auf, als einige seiner Studenten das Zweite Staatsexamen nicht bestanden, da ihre Prüfungsarbeiten als nicht genug naturgetreu angesehen und ihnen mangelnde handwerkliche Fähigkeiten attestiert wurden. Dieser Vorgang löste eine in der Öffentlichkeit viel beachtete Debatte darüber aus, was Kunst sei und was Kunst nicht sein dürfe und führte in der Folge dazu, dass die Prüfungsordnung der Karlsruher Akademie, die noch aus der Zeit des Nationalsozialismus stammte, geändert wurde.

In den folgenden Jahren erhielt Grieshaber verschiedene Preise und Auszeichnungen; so 1957 den Oberschwäbischen Kunstpreis, 1961 den Kunstpreis der Stadt Darmstadt, 1962 den Cornelius-Preis der Stadt Düsseldorf, 1968 den Kulturpreis des Deutschen Gewerkschaftsbundes, 1971 den Dürer-Preis der Stadt Nürnberg und 1978 den Gutenberg-Preis der Stadt Leipzig. Gemeinsam mit Rolf Szymanski begründete er den Jerg-Ratgeb-Preis, der 1977 zum ersten Mal dem Bildhauer Rudolf Hoflehner verliehen wurde.

Grieshaber engagierte sich auch gesellschaftspolitisch, so zum Beispiel gegen die Diktaturen in Griechenland zwischen 1967 und 1974 und Chile nach dem Militärputsch von 1973, sowie im Bereich Landschaftsschutz/Ökologie, gegen Atomkraftwerke und für den Brückenschlag zwischen den beiden deutschen Staaten DDR und BRD. Wichtigste Mitstreiterin hierbei wurde die Lyrikerin Margarete Hannsmann, seit 1967 bis zu Grieshabers Tod seine Lebensgefährtin.

Quelle: Wikipedia

Zum Erhaltungszustand

Hier ein Exemplar in besonders guter Erhaltung und mit schönen und kräftigen Farben vom Druckstock.

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