Details
Autor | Rafalski, Monika |
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Verlag | Kohlhammer |
Auflage/ Erscheinungsjahr | 10.01.2018 |
Format | 20,5 × 14 cm |
Einbandart/ Medium/ Ausstattung | Paperback |
Seiten/ Spieldauer | 236 Seiten |
Abbildungen | 8 Abb., 1 Tab. |
Gewicht | 315 |
Reihe | Reihe Analytische Psychologie C. G. Jungs in der Psychotherapie |
ISBN | 9783170284128 |
Zu diesem Buch
Das Buch stellt die vier psychischen Grundfunktionen Empfinden, Intuieren, Fühlen und Denken vor - allgemein sowie in ihrer extravertierten und introvertierten Ausprägung.
Basierend auf Jungs Forschungen zur Typologie stellt die Autorin ein modernes Modell der ausgewogenen Entwicklung aller Funktionen vor, welches therapeutische Relevanz über unterschiedliche Psychotherapieschulen hinaus hat. Es ermöglicht, neurotische Einseitigkeiten und Dissoziationen diagnostisch zu erfassen und therapeutisch zu bearbeiten, eigene Begabungen zu erkennen und ins innere Gleichgewicht zu kommen sowie Hochsensibilität besser zu verstehen.
Geleitwort
In seiner 1920 verfassten Vorrede zu »Psychologische Typen« erläutert C. G. Jung den Ausgangspunkt seiner Typologie. Sie entspringe den »unzähligen Eindrücken und Erfahrungen« seiner ärztlichen Praxis, der »Auseinandersetzung mit Freund und Feind« und der »Kritik der psychologischen Eigenart« seiner selbst. Allen drei Säulen seines Konzepts liegen somit objektivierbare empirische Beobachtungen wie auch zutiefst subjektive Faktoren zugrunde. Sie beruhen auf Jungs Erfahrung, dass eine Reihe vonSchwierigkeitenimIndividuationsprozesswieauchinderBezie-
hungsgestaltung offenbar nicht auf pathologische Gründe zurückzuführen ist, sondern auf typische psychische Unterschiede zwischen den Menschen. Nicht zuletzt waren seine eigenen Erfahrungen im unumkehrbaren Zerwürfnis mit Sigmund Freud wahrscheinlich eine zentrale Motivation, sich mit diesen Fragen der persönlichen Passung zu beschäftigen. Die daraus resultierende Typologie wurde eine Erfolgsgeschichte der Analytischen Psychologie. Begriffe wie Introversion und Extraversion sind
längst in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen, das Konzept wird modifiziert in der modernen Personal- und Organisationsentwicklung eingesetzt, und es findet auch noch ein Jahrhundert nach seiner Entstehung praktische Anwendung in tiefenpsychologischen und psychoanalytischen Behandlungen.
Doch bereits im 1937 verfassten Vorwort zur 7. Auflage des Werks äußert C. G. Jung die Hoffnung, dass sein Buch Ergänzungen und Verbesserungen erfahren solle, die Untersuchungen erweitert und die begonnene praktische Anwendung in der therapeutischen Arbeit Berücksichtigung finde. Mit ihrem nun vorgelegten Beitrag zu den psychischen Grundfunktionen erfüllt Monika Rafalski genau diese Anliegen, indem sie die moderne
Entwicklung aufzeigt, weg von einer traditionellen, mitunter einengenden Festlegung auf Typen mit sog. Hauptfunktionen, hin zu einem flexiblen Umgang mit den vier psychischen Grundfunktionen, die der Orientierung und zentrierenden Ausrichtung des Ichs dienen. Ihre Ausführungen sind die Quintessenz einer langen therapeutischen Erfahrung und Anwendung des ursprünglichen Konzepts der psychischen Grundfunktionen, aber auch einer intensiven theoretischen Auseinandersetzung mit dem Thema und seiner ganz eigenständigen und originellen Weiterentwicklung in der Lehre an zahlreichen deutschsprachigen und internationalen Instituten der Analytischen Psychotherapie. So kann der Text als Lehrbuch zum Verständnis der psychologischen Grundfunktionen dienen, lässt abergleichzeitig den Leser das Oszillieren zwischen den verschiedenen Qualitäten des Empfindens, Intuierens, Fühlens und Denkens unmittelbar erleben.
Es ist gelungen, die Funktionen eng eingebunden in einen philosophischen und wissenschaftlichen Kontext zu formulieren, aber ihre Darstellung auch mit den jeweiligen Qualitäten zu verbinden, was ganz besonders deutlich bei der Fühlfunktion wird, wo die Zitate tatsächlich beim Lesen direkt etwas von der Qualität der Funktion vermitteln. Auch für die Denkfunktion bei aller Kritik an ihrem Übergewicht infolge einer falschen Auslegung in unserer Zeit wird ein differenziertes Verständnis entwickelt, das weit über die üblichen Betrachtungen hinausgeht. In dieser Form und Dichte wurde das Thema bisher noch nicht beschrieben. Es finden sich zahlreiche Amplifikationen und Verweise auf bildhafte, symbolische, mythologische und erzählende Bezüge neben einem sehr präzisen Umgang mit den Begrifflichkeiten und einer Einordnung in den historischen, kulturellen und geistesgeschichtlichen Kontext. Daraus ergeben sich immer wieder ganz überraschende Einsichten bis hin zu wichtigen Beiträgen zur aktuellen gesundheitspolitischen Diskussion und Konsequenzen, die aus vereinseitigten Perspektiven auf die Polarität von Gesundheit und Krankheit resultieren können.
Nicht zuletzt wird ausführlich auf die therapeutische Anwendung eingegangen. Anhand anschaulicher praktischer Beispiele und eigens entwickelter Methoden wird aufgezeigt, wie der Zugang zur individuellen Ausrichtung der psychischen Grundfunktionen diagnostisch und therapeutisch genutzt werden kann. Gerade mit diesem Beitrag gelingt es, eine wichtige Lücke in der Literatur zu C. G. Jungs Funktionenlehre zu schließen.
Zu dem Inhalt
Dank
Geleitwort
Teil I: Grundsätzliches Einstimmung
1 Das dynamische Zusammenspiel der vier Grundfunktionen
- Das Modell
- Quaternio: Symbol der Ganzheit
- Polares Verbundensein der Grundfunktionen
- Fünfter Pol: Ich-Bewusstsein als Quinta Essentia
- Historischer und symbolischer Hintergrund des Modells
- Relevanz für Individuation und Psychotherapie
2 C. G. Jungs Typologie — Ausgangspunkt
- Jungs Intention
- Missverständnisse
Teil II : Darstellung der einzelnen Funktionen
3 Die wahrnehmende Dimension
- 3.1 Die Empfindungsfunktion
Exkurs: Gestaltgesetze
Reichtum, Vielfalt der Sinne
Therapeutische Relevanz
Kreativität — Synästhesien
Wahr-nehmend — nicht wertend
Symbolik
Symbolik der einzelnen Sinne
Empfindungsfunktion und Spiritualität
Kollektives Schicksal der Empfindungsfunktion - 3.2 Die Intuitions-Funktion
Ahnungsvermögen
An der Schwelle zum Unbewussten
Charakteristika und Symbole
Quelle von Ideenreichtum
Die Intuition in anderen Wissenschaftsbereichen
Gefahren der Intuition
Nähe zu Komplexfeldern
Intuition und Spiritualität
4 Urteilende Dimension
- 4.1 Fühl-Funktion
Einstimmung
Adäquater Ausdruck
Rehabilitierung des Fühlens
Fühlen und wissenschaftliche Erkenntnis
Umschreibung der Fühlfunktion
Konkretes und autonomes Fühlen
Integrationsfähigkeit
Ständiges Fließen - 4.1.1 Aspekte des Fühlens
Affekt
Psychischer Kern - somatisches Erleben -symbolisches Bild
Ergriffen-Sein - dissonierende Wirkung
Affekt und Komplex
Therapeutische Zugänge
Emotion
Die >verlorene< emotionale Energie
Emotion zwischen Affekt und Gefühl
Mittler zwischen Bewusstsein und Unbewusstem
Stimmung
Zeitalter der >Empfindsamkeits<
Ursprung in der Musik
Vielfalt der Stimmungen
Kollektiver Schatten >Stimmungsmache<
Gefühl
Fühlgedächtnis - archetypische Dimension
Nähe zum Bewusstsein - 4.1.2 Beziehungsfunktion Fühlen:
Verbundenheit
Gefahren der verdrängten Fühlfunktion - 4.13 Spiritualität der Fühlfunktion
Zentrales Symbol Herz
Alchemie des Herzens
Das Herz in der christlichen Religion
Maria - Bild der Gefasstheit - 4.1.4 Therapeutische und gesellschaftliche Relevanz
- 4.2 Denkfunktion
Eingrenzung
Verallgemeinerung - Verlust des Werts - 4.2.1 Die Denkfunktion in da Analytischen Psychologie
Aktives und passives Denken
Zur Kritik des mental-rationalen Denkens
Ein umfassendes Verständnis des Denkens
Wert und Potential der Denkfunktion - 4.2.2 Reflexion verschiedener Denkweisen
Denkstil - Denkkollektiv - Denkzwang
Therapeutische Relevanz
Historische Grundlagen
Ursprünge abendländischen Denkens
Entwiddung des rationalen Denkens
»Die Schule von Athen« - Traditionen des Denkens
Der griechische Begriff »noein«
Denken in anderen Wissenschaften - 4.2.3 Wert der Denkfunktion
Erneuerung des Denkens
Symbolik der Erneuerung - 4.2.4 Gefahren der Denkfunktion
Therapeutische Relevanz
Dämonie des kalten, berechnenden Denkens
Epilog - 4.2.5 Denken und Spiritualität
Teil III Die Grundfunktionen und ihre Einstellungsmodi
5 Die polaren Einstellungsmodi der Grundfunktionen: Introvession - Extraversion
- Libido
Introvertierte und extravertierte Einstellung
Exkurs: Terminologie
Individuelle Funktionenkonstellation
Zusammenspiel der vier Funktionen
Seilteregulation - therapeutische Relevanv
Grundfunktionen im Traum
Vorstufen der Einstellungsmodi - 5.1 Introvertierter Finstellungsmodus
Subjektiver Faktor
Verbindung mit dem Selbst
Die archetypische Dimension
Jungs Vision vom Grünen Mann
>Schicksale< der introvertierten
Funktionen
Schöpferisches Potential
Notwendiger Freiraum
Charakteristika Individualwert
Regeneration und Selbstbegegnung
Therapeutische Relevanz
Kultureller Wert - 5.2 Extravertierter Einstellungsmodus
Relativ objektiv
Unabhängig vom Subjektiven Faktor
Orientiert am Kollektiv
>Lust auf Welt<
Verlust der Freiheit
>Umfunktioniert< zu Abwehr
Gefahren - 5.3 Diskussion der Merkmale
Ausgangspunkt
Zwei verschiedene Perspektiven der Beschreibung
Introvertierte Funktionen
Extravertierte Funktionen
Überblick - 5.4 Introvertierte und extravertierte Modi im Verlauf der Geschichte
- 5.5 Missverständnisse Therapeutische Relevanz
6 Phänomenologie der Funktionen in ihrer jeweiligen Einstellung
- Imagination: »Die Schlammpfütze«
- 6.1 Introvertiertes Empfinden
Vorbemerkungen
Geht unter die Haut
Tiefendimension — der Geist der Materie
Traumtexte
Zeiterleben — Eigenzeit - 6.2 Extravertiertes Empfinden
Relativ objektiv
Differenzierungsfähigkeit
Extravertiertes Empfinden im Traum
Interpretation zur Imagination »Schlammpfütze« - 6.3 Introvertierte Intuieren
Zugang zum persönlichen Mythos
Traumserie - 6.4 Extravertiertes Intuieren
Orientierung in der Zeit - 6.5 Introvertiertes Fühlen
Paradoxie: Beziehung und Abstraktion
Exkurs: Abstraktionstendenz des introvertierten Modus
Tiefe
Künstlerischer Ausdruck - 6.6 Extravertiertes Fühlen
Kollektivwert
Gefahren - 6.7 Introvertiertes Denken
>Schicksal< des introvertierten Denkens - 6.8 Extravertiertes Denken
Orientierung und Uneilsmaßstab
Intention der Denkprozesse
Stärken und Gefahren
Teil IV: Ausblick
7 >Schatten< und gegenseitige Ergänzung
8 Transformation — die >Mittlere Ebene<
- Integration der Tiefen-Funktion
- Therapeutische Relevanz
9 Das Rote Buch: »Amor triumphat — Das Rad der vier Funktionen«
Literatur / Stichwortverzeichnis
Die Autorin
Monika Rafalski, Dipl.-Psych., ist als Analytische Psychotherapeutin in eigener Praxis sowie am C.G. Jung-Institut Stuttgart als Dozentin, Supervisorin und Lehranalytikerin tätig.
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