Details

Autor Binswanger, Ludwig; Warburg, Aby
Herausgeber Marazia, Chantal; Stimilli, Davide (Hg.)
Verlag Diaphanes
Auflage/ Erscheinungsjahr 01.10.2007
Format 23,3 × 15,3 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung gebunden mit Schutzumschlag
Seiten/ Spieldauer 288 Seiten
Abbildungen zahlr. Abb., Namensregister
Gewicht 571
ISBN 9783037340080

»Jeder Tag ein Katalog meiner Irrungen« Aby Warburg

Zu diesem Buch

Die von der Kritik mit viel Lob bedachte Edition der im Universitätsarchiv Tübingen verwahrten Krankengeschichte Aby Warburgs erfüllt ein lange gehegtes Desiderat der Warburg-Forschung. Mit der jetzt auch auf Deutsch vorliegenden, gegenüber der italienischen um wichtige Dokumente erweiterten Ausgabe kann endlich darangegangen werden, die 'Leerstelle' zwischen Werk und Psyche Warburgs zu schließen, die von seinen Biographen wie etwa Ernst Gombrich geflissentlich verschwiegen wurde.

Zwischen April 1921 und August 1924 war Aby Warburg, der geniale Kunsthistoriker und Kulturwissenschaftler, Patient im Sanatorium Bellevue in Kreuzlingen, wohin er nach einem schweren psychotischen Zusammenbruch eingewiesen worden war – er hatte gedroht, sich und seine Familie umzubringen.

Leiter der psychiatrischen Heilanstalt war Ludwig Binswanger, seinerseits bedeutender Psychiater, dessen Erkenntnisse den Zugang zur Geisteskrankheit tiefgreifend verändern sollten. Bislang war aus dieser Zeit nicht viel mehr allgemein bekannt, als dass Warburg vor seinen Mitpatienten den berühmten Vortrag über das Schlangenritual der Hopi-Indianer hielt. Tatsächlich hatte er während seiner Krankheit immer wieder Phasen von geistiger Klarheit und schöpferischer Produktivität. Binswangers Krankenberichte dokumentieren Wahnvorstellungen, Aggressivität gegen das Personal, Phobien und zwanghafte Hygienerituale. Warburg, der sich selbst als 'unheilbar schizoid' einschätzte, wurde erst 1924 'zur Normalität beurlaubt'.

Der Band umfasst neben den Krankenakten von der Hand Ludwig Binswangers auch die autobiographischen Aufzeichnungen Warburgs aus jener Zeit, den Briefwechsel zwischen den beiden Persönlichkeiten, Wärterprotokolle sowie Aufzeichnungen und Briefe von Warburgs Assistenten Fritz Saxl. 'Die unendliche Heilung' wird zum einmaligen Zeugnis der Begegnung zweier bedeutender intellektueller Protagonisten des 20. Jahrhunderts.

Pressestimmen

»Diese vorzüglich edierte und kommentierte Ausgabe ist ein herausragendes, spannendes, ja atemberaubendes Dokument.« Ludger Lütkehaus, Neue Zürcher Zeitung NZZ

Über die Autoren

Ludwig Binswanger war Psychiater und Psychologe. 45 Jahre lang leitete er die Klinik Bellevue, wodurch er international bekannt wurde. Er gilt als der Begründer der Daseinsanalyse, einer Verbindung von Psychoanalyse und Existenzphilosophie. In seinem Werk spiegeln sich die großen Umbrüche in der Konzeption des Psychischen im 20. Jahrhundert wider.

Aby Warburg war Kunsthistoriker und Kulturwissenschaftler, Begründer der Kulturwissenschaftlichen Bibliothek Warburg. Hauptgegenstand seiner Forschung war das Nachleben der Antike in den unterschiedlichsten Bereichen der abendländischen Kultur bis in die Renaissance. Er begründete die Ikonologie als eigenständige Disziplin der Kunstwissenschaft. Aby Warburg gilt als einer der bedeutendsten Anreger der Geisteswissenschaften im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert.

Kaufoption

34,95 €