Details

Autor Illouz, Eva
Verlag Suhrkamp
Auflage/ Erscheinungsjahr 25.07.2011
Format 17,8 × 11 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Seiten/ Spieldauer 412 Seiten
Gewicht 250
Reihe stw
ISBN 9783518295977

Zu diesem Buch

In ihren manifesten und latenten Verkehrsvorschriften weitestgehend durchpädagogisiert und psychiatrisch kategorisiert, sehen sich die Glieder der Gesellschaft zunehmend dazu aufgerufen und angehalten, Probleme aller Art als eigentlich im Grunde maligne zu begreifen und entsprechend auf ihre Therapierbarkeit hin abzuklopfen: Was irgendwie abweicht, möge im eigenen Interesse den geschriebenen und ungeschriebenen Normen angepaßt werden, möchte man Stigmatisierungen oder gar Sanktionen entgehen: So gilt das Rauchen, gar das einer Pfeife, schon längst nicht mehr als ein kleines, lustvolles Laster einschlägiger Liebhaber sondern wird heute mehr und mehr verstanden als Ausdruck eines autokriminellen, jedenfalls gesellschaftlich verpönten Agierens in der Öffentlichkeit. Das unberechtigte Mitgehenlassen von Maultaschen wird nicht mehr unter dem von liberal meinenden Politikern seinerzeit abgeschafften Bagatelldelikt „Mundraub“ abgehandelt, sondern erfüllt heute den Straftatbestand des (schweren) Diebstahls und muß selbstverständlich entsprechend geahndet und der Täter folgerichtig als antisozial vom Ort seiner Tat entfernt werden. Kinder sind nicht mehr aktiv sonder hyperaktiv und werden als solche nicht etwa dem Sportverein sondern dem Therapeuten zugeführt; Konflikte am Arbeitsplatz haben ihre Wurzeln weniger in den dort bewußt gesetzten Konkurrenz- und Ellenbogenstrukturen als vielmehr in der psychisch desolaten Situation eben dieser Mitarbeiter, die sich daher aufgerufen fühlen mögen, durch Übungen aller Art, Coaching oder Therapie für die vorgefundenen Arbeits- und Lebensbedingungen sich vernünftig zu ertüchtigen.

In ihrem neuen Buch untersucht die israelische Soziologin Eva Illouz, wie sich der therapeutische Diskurs auf das kulturelle und emotionale Leben in den westlichen Gesellschaften auswirkt. Illouz zeichnet den Siegeszug der Psychoanalyse in den USA nach, der 1909 mit Freuds Amerikareise begann und über die kulturellen Eliten rasch zur festen Verankerung psychologischer Denkmuster zunächst in der amerikanischen Kultur führte. Anhand zahlreicher empirischer Beispiele und mit den Instrumenten einer kritischen soziologischen Theorie seziert sie die Facetten und Funktionsweisen eines Diskurses, der die Vorstellungen von der Identität des modernen Subjekts tiefgreifend verändert. Therapien und die Kultur der Selbsthilfe, so eines ihrer Ergebnisse, verändern den emotionalen Stil einer Gesellschaft und machen das Leben nicht leichter, sondern im Gegenteil komplizierter.

Pressestimmen

»[Illouz] hat ein ausgezeichnetes Buch geschrieben, in dem ihr nichts weniger gelingt, als Glanz und Elend einer von den Begriffen, Erzählungen und Heilsvorstellungen des psychotherapeutischen Diskurses vollständig durchtränkten Kultur zu entfalten. Illouz versucht, gleichsam von innen heraus den Mechanismus dieser Kultur zu verstehen, der all die individuellen und kollektiven Bindekräfte des therapeutischen Narratives hatte entstehen lassen und einen besonderen Umgang mit Gefühlen, einen emotionalen Stil hervorgebracht hat.« (Radio Bremen)

Über die Autorin

Eva Illouz, geboren 1961 in Marokko, ist Psychoanalytikerin und Professorin für Soziologie an der Hebräischen Universität von Jerusalem.

Lieferbarkeitshinweis

Bei der SFB als Archivbestand; beim Verlag vergriffen.

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