Details

Autor Haarer, Johanna; Haarer, Gertrud
Herausgeber Ahlheim, Rose (Hg.)
Verlag Offizin Hannover
Auflage/ Erscheinungsjahr 15.03.2012
Format 13,5 × 21 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Hardcover
Seiten/ Spieldauer 424 Seiten
ISBN 9783930345953

Zu diesem Buch

»Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind«, so hieß Haarers seit 1934 in Massenauflagen verbreiteter Ratgeber, der mit weichgespültem Titel und inhaltlich minimal geglättet noch bis in die 70er Jahre in großer Auflage in der BRD verkauft wurde.

Verpackt in Ratschläge zur »richtigen« Babypflege wurde hier unerfahrenen Müttern ein Erziehungsstil nahegebracht, der sich nahtlos in die NS-Ideologie einfügte. Haarers Kinderbuch »Mutter, erzähl’von Adolf Hitler!« und ihre Tätigkeit als »Sachbearbeiterin für Rassenpolitische Fragen« lassen erkennen, wie tief sie sich mit der NS-Ideologie identifiziert und auf diese eingelassen hatte.

Im ersten Teil des Buches erscheinen ihre in hohem Alter verfassten Lebenserinnerungen bis 1933 und der Internierungszeit. Sie zeigen die Unbelehrbarkeit einer Frau, die ihre Verfehlungen verdrängt und den Anschein von »Normalität« erweckt. Andererseits begegnet uns ein starkes junges Mädchen, das sich seinen Weg erkämpft. Welche Dynamik ließ diesen Lebensweg einmünden in die Massenbewegung der überzeugten Nationalsozialisten? Zwischen Gertrud, dem fünften und letzten Kind, und ihrer Mutter hat nie ein wirklicher Dialog stattgefunden.

Im zweiten Teil versucht die Tochter Haarers in ihrer Autobiografie den Dialog mit der »inneren« Mutter aufzunehmen, beschreibt den langen, leidvollen Weg ihrer Suche: Wer war sie, diese Mutter? Kann sie identisch sein mit jener Frau, die derart drakonische Erziehungsmethoden vertrat? Von einer Art »Denkverbot« in ihren früheren Jahren kämpft sie sich durch zu einer intensiven inneren Auseinandersetzung mit dem mörderischen Charakter des Nationalsozialismus.

Die Einleitung liefert eine kritische zeitgeschichtliche Einordnung der NS-Ideologin sowie der schwierigen Tochter-Mutter-Beziehung und analysiert den mit Trauer beladenen Prozess der Entidealisierung der Mutter, der den Weg emotional freimacht für neue Bewertungen.

Johanna Haarer, 1900–1987, Lungenfachärztin, ab 1933 schriftstellerisch tätig mit zahlreichen Publikationen im Sinne der NS-Ideologie; 1945–46 mit Unterbrechung in US-Internierung; dann wieder ungestört als Lungenärztin bei einer deutschen Behörde tätig; erneut rege schriftstellerische Tätigkeit.

Die Herausgeberin

Rose Ahlheim, Diplompädagogin, war zehn Jahre lang als Sonderschullehrerin tätig und ist seit 1981 als Analytische Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeutin in eigener Praxis niedergelassen. Sie arbeitet als Dozentin und Supervisorin am Frankfurter Institut für Analytische Kinder- und Jugendlichen- Psychotherapie.

Rezensionen dieses Buches sind eschienen in

  • Ztschr. Kinderanalyse 22(1) 2014 (1,5 MB)

  • Zeitschrift "Kinder- und Jugendarzt", 44. Jg. Nr. 9 (2013), S. 509.

  • Analytische Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie, Ffm., Heft 2/2013, S. 306-310

  • Dr. med. Mabuse. Zeitschrift für alle Gesundheitsberufe, Nr. 202 (März/April) 2013

  • Tribüne. Zeitschrift zum Verständnis des Judentums, 51. Jg. Nr. 204, Frankfurt/M. 2012, S. 203

  • Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, 60. Jg. Nr. 10 (2012), S.871-873

  • Die Zeit 31.05.2012

  • pfv. Fachverband für Kindheit und Bildung. Rundbrief I/2012, Berlin 2012.

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