Details

Autor Kristeva, Julia
Verlag Brandes u. Apsel
Auflage/ Erscheinungsjahr 20.04.2016
Format 23.5 × 15.5 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Seiten/ Spieldauer 128 Seiten
ISBN 9783955581688

Könnte dereinst eine Revolte die digitale Menschheit aus ihrem Traum allseitiger Instant-Vernetzung reißen? Falls ja - von welcher Art Revolte wäre hier zu reden?

Zu diesem Buch

Julia Kristeva geht der Frage nach, was eine Revolte ist – verstanden zugleich als politische Erneuerung, innere Wiedergeburt und ethisches Ideal. Sie gibt dem Denken in der Revolte einen neuen Sinn: auch und vor allem, wenn diese sich fern vom Lärm der Straße und vom Spektakel vollzieht.
Für Kristeva sind wir nur wirklich psychisch am Leben, wenn wir uns die Zeit und den Raum für Revolten einräumen: um abzubrechen, zu erinnern, neu zu beginnen. Unter anderem die psychoanalytische Erfahrung, aber auch literarisches Schreiben ermöglichen diese innere »Revolution«.

Aus der Einleitung der Autorin

" (...) Worin unterscheidet sich die »Re-volte« - im Sinne sowohl Freuds, der uns auffordert, uns des teuflischen Unbewußten anzunehmen, als auch zeitgenössischer Schriftsteller, die seelische Grenzzustände erforschen - grundlegend von dem nachträglichen Verhältnis des Gläubigen, vom tendere esse bis zum »Noch nicht« oder »Schon nicht mehr«? Wagen wir eine erste Antwort: Sie unterscheidet sich wesentlich darin, daß in der modernen Re-volte der Drang zur Einheit, zum Sein und zur Autorität des Gesetzes zwar immer noch wirksam ist, er aber mehr denn je mit zentrifugalen Kräften der Auflösung und der Zersplitterung einhergeht.

Mehr noch, aus dieser Konflikthaftigkeit erwächst ein Genießen, das nicht einfach nur eine narzißtische oder egoistische Laune des von einer Gesellschaft des Konsums und des Spektakels verwöhnten einzelnen ist. Dieses Genießen - und darin erweist sich Freuds Beitrag als radikal - ist für das Weiterleben der Seele unabdingbar, unabdingbar für das Vermögen zur Repräsentation und zum Fragen, das den Menschen auszeichnet. In diesem Sinne stellt Freuds Entdeckung des Unbewußten den neuen archimedischen Punkt dar, den privilegierten Ort innerhalb der immer schon von der Gesellschaft und vom anderen abhängigen Psyche, an dem das Leben Sinn gewinnt, allerdings nur, wenn sie zur Re-volte in der Lage ist. Auf diesem Boden hat Freud die Psychoanalyse als Aufforderung zur Anamnese begründet, mit dem Ziel einer Wieder-Geburt, Renaissance, Wiedererneuerung, mit anderen Worten: einer psychischen Re-Strukturierung.
Mit dem freien Assoziieren und in der regenerierenden Re-volte gegen das und mit dem alten Gesetz (Familienverbote, Überich, Ideale, ödipale oder narzißtische Grenzen usw.) gewinnt der einzelne seine einzigartige Autonomie wie auch das erneuerte Band mit dem anderen. Diesen »Palast der Erinnerung«, den Freud'schen, von der Psychoanalyse neu in Augenschein genommen und verändert, hatte Hannah Arendt, die doch Augustins Palast der Erinnerung lobend zitiert, allerdings nicht wahrgenommen, gefangen wie sie war in der Verwerfung von Psychologie und Psychoanalyse, die ihr als Wissenschaften vom »Allgemeinen« galten. (...)"

Stimmen zum Buch

»Kristeva zeigt - tiefgründig, zugleich radikal, eine Spur auf - zwischen Utopie & Vision - zu einer möglichen Subjekt-Existenz im ›verheerenden‹ Sein.«

kultur-punkt.ch

Die Autorin

Julia Kristeva, Psychoanalytikerin, Linguistin, Schriftstellerin, Professorin an der Universität Paris-Diderot, dort Leiterin der Ecole doctorale und des Centre Roland Barthes. Zahlreiche Ehrendoktorwürden internationaler Universitäten.Zahlreiche Buchveröffentlichungen in mehreren Sprachen, ("Fremde sind wir uns selbst", "Schwarze Sonne. Depression und Melancholie", "Das weibliche Genie. Melanie Klein", "Die Revolution der poetischen Sprache",

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