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Autor Wurmser, Léon
Verlag Springer Vlg., Heidelberg
Auflage/ Erscheinungsjahr 2. Aufl. 1993. Softcover reprint of the original 2nd ed. 1993; 25.02.2012
Format 23,5 × 15,5 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Seiten/ Spieldauer 553 Seiten
Gewicht 884
ISBN 9783642779350

Zu diesem Buch

Die Empfindung von gespaltener Wirklichkeit ist eine Grunderfahrung des Menschen. Das Durchleiden von innerer Zerrissenheit, seelischem Abgrund, Ausgeliefertsein, unlösbarem Konflikt, Schuldgefühlen, Gewalt ruft nach Erklärung und Heilung. Dieses innere Gespaltensein des Menschen spiegelt sich in einer zerbrochenen Wirklichkeit. Das Selbst sucht nach Lösungs- und Befreiungsmöglichkeiten, um diese inneren und äußeren Brüche zu heilen, zu kitten, zu umgehen, unsichtbar zu machen, zu verleugnen. Verschiedenste Abwehrmaßnahmen sollen dies bewerkstelligen. Literatur und Philosophie sind durchdrungen von diesem menschlichen Gespaltensein. Die Suche nach der Wahrheit mündet zwangsläufig im Komplexen, im Widersprüchlichen; einfache Antworten können nur Täuschung sein.

Léon Wurmser geht diesen existenziellen Fragen nach und greift für seine Denk- und Interpretationsansätze zurück auf Philosophie, Literatur und die bilderreiche Mythologie. Immer wieder fokussiert er auf den inneren Konflikt des Menschen, der bereits in den Gestalten der griechischen Tragödie Ausdruck findet.

In unserer westlichen Kultur reduziert sich die Welt auf Zeig- und Zählbares, auf Quantität. Der positivistisch orientierte Mensch hat den Einklang mit der Welt verloren; seine identitätsstiftenden kulturellen und historischen Bindungen sind gekappt. Léon Wurmser zeigt Wege aus dieser Sackgasse. Sein erweiternder Blickwinkel bietet einen überzeugenden Gegenentwurf des rechten Maßes. Hierin liegt auch die Basis psychoanalytischer Heilkraft.

In dieser auch sprachlich grandiosen zweibändigen Ausgabe erforscht Leon Wurmser die Bedeutung dieser grundlegenden Erkenntnisse für die Psychoanalyse, die sich auf dieses Menschenverständnis gründet.

Inhalt

  1. Die Suche nach dem Absoluten und das Finden des Maßes
  2. Das Tragische und dessen Veruntreuung
  3. Der Schrei nach Gerechtigkeit — Das Tragische in der Kultur
  4. „Mein vergiftetes Blut“ — Der Geist des Ressentiments und das tragische Bewußtsein - (Gedanken zu Pär Lagerkvists Zwerg)
  5. „Die Dinge sind nicht immer so, wie sie scheinen“ - Doppelheit und Bruch in der Wirklichkeit bei Dickens
  6. Die Rolle der Verleugnung in der Kultur
  7. Doppeltext und Kausalverständnis — Erkenntniskritische und wertethische Fragen in der Psychoanalyse
  8. „Durch die blauen zusammenschlagenden Felsen“ — Ein „Wesensbild“ der Psychoanalyse
  9. „Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis“ — Plädoyer für die Verwendung von Metaphern in der psychoanalytischen Theoriebildung
  10. Gedanken zum Problem des wissenschaftlichen Absolutismus
  11. „Im heiligen Kreise lebendiger Bildung“ — Innerer Konflikt und Komplementarität
  12. „Übergewaltige Gäste aus einer fremden Welt“ — Die Autonomie der Psychoanalyse als einer eigenen symbolischen Form.

Der Autor

Léon Wurmser, Prof. Dr. med. (geboren am 31. Januar 1931 in Zürich, verstorben am 15.02.2020 in den USA), studierte zunächst an den Universitäten Zürich und Basel Medizin und spezialisierte sich auf Psychiatrie, Psychotherapie und Innere Medizin. Nach seiner Promotion 1959 emigrierte er in die USA, wo er begann, als klinischer Psychiater, Psychoanalytiker sowie als Hochschullehrer an der West Virginia University (Charleston, West Virginia) und der University of Maryland (Baltimore County) zu arbeiten. Nach seiner Emeritierung ist er noch als Psychoanalytiker in seiner eigenen Praxis tätig und arbeitet als Lehr- und Kontrollanalytiker für die New York Freudian Society in New York.

Wurmser war in der Geschichte der Psychoanalyse einer der ersten Analytiker, der das faktische Dogma der Nichtbehandelbarkeit schwerster Borderline-Persönlichkeitsstörungen durch die Psychoanalyse nicht mehr akzeptiert und durch zumindest partiell erfolgreiche Behandlungen widerlegt hat. Er ist Verfasser zahlreicher Veröffentlichungen. Seine herausragenden, in deutscher Sprache erschienenen Werke sind: „Flucht vor dem Gewissen. Analyse von Über-Ich und Abwehr bei schweren Neurosen“ (1987), „Die zerbrochene Wirklichkeit“ (1988), „Die Maske der Scham“ (1990, 2010), „Das Rätsel des Masochismus“ (1993), „Die verborgene Dimension. Psychodynamik des Drogenzwangs“ (1997), „Magische Verwandlung und tragische Verwandlung. Die schwere Neurose – Symptom, Funktion, Persönlichkeit“ (1999), „Die eigenen verborgensten Dunkelgänge. Narrative, psychische und historische Wahrheit in der Weltliteratur“ (1999), „Ideen- und Wertewelt des Judentums – Eine psychoanalytische Sicht“ (2001, 2016) sowie „Mein Licht in deiner Hand. Betrachtungen eines Analytikers über Religion, Philosophie und Literatur“ (2012).

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