Details

Autor van der Heijden, A. F. Th.
Verlag Suhrkamp
Auflage/ Erscheinungsjahr 2003, EA
Format 24,6 × 21,8 × 13,4 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Leinen im Schuber
Seiten/ Spieldauer zusammen ca 3000 Seiten
SFB Artikelnummer (SFB_ID) SFB-004842_SIG

»So zu leben ... immer ... nicht vorwärts, auf den Schienen der irdischen Zeit, die zum Tod führten, ... sondern außerhalb dieser Zeit, auf einem Nebengleis ... ein Leben nicht in die Länge, sondern in die Breite.«

Zu dieser Vorzugsusgabe

Die zahnlose Zeit ist ein großer, vielbändiger Romanzyklus, ein Welttheater, dessen einzelne Teile dank ihrer Akteure aufeinander Bezug nehmen, aber zugleich - wie andere große Zyklen der Literatur - vollkommen selbständig und in beliebiger Reihenfolge gelesen werden können.

Die Bände der Ausgabe

  • Prolog: Die Schlacht um die Blaubrücke

    Niederlande, Amsterdam, 1980, 29./30. April, Königinnentag, Juliana dankt ab, Beatrix tritt ihre Nachfolge an. Am 30. April wird nicht nur der Geburtstag von Juliana begangen – an diesem Tag hat auch Albert Egberts Geburtstag.
    Der wurde jedoch wegen demjenigen des Staatsoberhauptes nie gefeiert. Vielleicht ist das der Grund dafür, daß er nun ganz unten angelangt ist: Als Heroinsüchtiger verschafft er sich das Geld für die Droge, indem er Autos aufbricht.
    Doch in dieser Nacht vom 29. auf den 30. April paßt er nicht auf und wird von einem im Auto sitzenden Hund in den Arm gebissen. Dies ist der Anlaß, über die beiden Seiten des Lebens, Vergangenheit und Zukunft, nachzudenken. Die Gegenwart drängt sich sowieso ungewollt in sein Leben: Albert Egberts gerät an die Spitze des Demonstrationszuges gegen die Krönung und kämpft an vorderster Front bei der Schlacht um die Blaubrücke.
    Auch in diesem Roman entfaltet A. F. Th. van der Heijden ein äußerst facettenreiches Kaleidoskop, in dem sich die Ereignisse einer Nacht und eines Tages durch die Perspektive aus der Vergangenheit und in die Zukunft zu einem vielschichtigen Bild des Lebens zusammenfügen.

  • Teil 1: Fallende Eltern

    Von Aristoteles stammt der Satz: »Jedwedes Ding hat seine endgültige Bestimmung; und ruht nicht eher, bis es sie erreicht hat.« Diese Einsieht ist auch Albert Egberts bewußt, der in Nimwegen Philosophie studiert und - auf Umwegen - seine persönliche Bestimmung sucht. Einiges hat er bereits erreicht: Er hat sich aus der provinziellen Enge seiner ärmlichen Herkunft im Süden der Niederlande gelöst und es geschafft, dank seines Freundes Thjum Schwanke, Sproß einer reichen Fleischwarenfabrikantendynastie, ein Haus dieser Familie mit seinem Kumpan bewohnen zu können. Doch nun befällt ihn ein Ekel gegenüber allem und jedem. Diesen können auch die ständigen Besäufnisse und Feten nicht beseitigen - im Gegenteil. Eine dieser Feten führt schließlich dazu, daß die beiden Studenten das Haus räumen müssen. In seinem Bemühen, voranzukommen, strandet Egberts im Haus der Eltern, also an seinem Ausgangspunkt. Ist folglich die Rückkehr zu seinen Ursprüngen seine Bestimmung? Hat er mit den ihn ständig begleitenden Zweifeln über seine Herkunft recht? Ist sein legitimer Vater vielleicht doch nicht sein wirklicher Vater?

  • Teil 2: Das Gefahrendreieck

  • Intermezzo: Der Widerborst

    Widerborstig sind bei Robby nicht nur die Haare, sondern auch sein ganzes Verhalten. Ausdruck jugendlicher Minderwertigkeitsgefühle, gegen die er sich verzweifelt wehrt. Und da sein Vater als Radrennfahrer eine kleine Karriere gemacht hat, ist es naheliegend, daß Robby ebenfalls als Radrennfahrer Bestätigung zu finden hofft. Von der Geschwindigkeit erwartet er sich: die Loslösung aus dem Alltag, das Hinüberspringen aus dem Gewöhnlichen in eine freie Existenz. Doch wenn man den Rausch der immer größeren Geschwindigkeit benötigt, muß man auf schnellere Gefährte umsteigen. Motorräder und frisierte Autos aber kosten Geld, das sich Robby durch kleine Gaunereien zu verschaffen sucht. So verwundert es nicht, daß er eines Nachts eine Polizeisperre durchbricht und in der anschließenden Verfolgungsjagd mit höchster Geschwindigkeit gegen einen Baum rast. - Mit der Rekonstruktion des Leidenswegs eines jungen Niederländers ist van der Heijden ein eindrucksvolles Jugendpsychogramm gelungen.

  • Teil 3.1: Der Gerichtshof der Barmherzigkeit

    In van der Heijdens polyphonem Roman Der Gerichtshof der Barmherzigkeit treffen im Amsterdam der siebziger Jahre alle literarischen Protagonisten aus dem großen Romanzyklus Die zahnlose Zeit aufeinander. Das ganze Land und seine größte Stadt sind im Umbruch. Und mitten drin betreiben Albert Egberts und seine Freunde ihr Leben als riskantes Experiment, mit dem sie, wie könnte es anders sein, scheitern.

    Nach Amsterdam sind sie – der Schauspieler Thjum, der Bildhauer Felix, der Philosophiestudent mit Vordiplom Albert, sein Bruder Freek – aus der Provinz umgesiedelt in der Überzeugung, diese umtriebige und umgetriebene Metropole wiese ihnen den Königsweg. Dabei geraten sie in Kontakt mit einem neapolitanischen Kinderhändler, einem ständig eigene Kristallnächte inszenierenden Neo-Faschisten, dem angehenden Schriftsteller Patrick Gossaert und all den anderen völlig Glücklichen oder Unglücklichen – auch mit der Hennie A., die trotz der Verteidigung durch Ernst Quispel sen. (den Sohn erleben wir in Der Anwalt der Hähne) vom sogenannten »Gerichtshof der Barmherzigkeit« in Arnheim zu 12 Jahren Gefängnis wegen Mordes an ihren Eltern verurteilt wird.

    Die Suchbewegungen nach dem wahren Leben – sie kulminieren in einem großen, desaströsen Fest, an dem Albert seinen 10000sten Lebenstag feiert – verfolgt der Leser aus der jeweiligen Perspektive der Handelnden. Deren Maxime lautet: »Es kam, egal wie, darauf an, die Nüchternheit der Welt nicht beruhigend zu bestätigen, sondern zu jedermanns Beunruhigung zu beseitigen. Eine Bresche zu schlagen. Löcher zu bohren.« Und so treibt der Roman, in Rage mit der angeblich bekannten Realität, die Dinge »durch die Wüste der Normalität in das fremde Land, in das sie gehören«.

  • Teil 3.2: Unterm Pflaster der Sumpf

    Der Gerichtshof der Barmherzigkeit und Unterm Pflaster der Sumpf bilden den End- und Kulminationspunkt des mehrbändigen Zyklus Die zahnlose Zeit. In Der Gerichtshof der Barmherzigkeit und Unterm Pflaster der Sumpf begegnen uns die Hauptfiguren der Zahnlosen Zeit erneut: an erster Stelle Albert Egberts, der in Übereinstimmung mit seiner Haltung, man müsse ein Leben in die Breite führen, seinen zehntausendsten Lebenstag feiert und erst später feststellt, daß die Karbolmaus Sux Cox vergessen hat, die Schaltjahre mitzuzählen. Da ist Zwanet Vrauwdeunt, die Freundin von Albert Egberts, die bei einer Zeitarbeitsagentur beschäftigt ist und ihren Freund Albert mit merkwürdigsten Aufträgen nach Italien schickt. Da ist Felix Boezaardt, der Künstler, der sein totales Kunstwerk schaffen will mit dem Resultat, daß Thjum Schwantje zu Tode kommt. Und natürlich sucht der Anwalt Ernst Quispel die Liebe aller Frauen.

  • Teil 4: Der Anwalt der Hähne

    Ein Hausbesetzer wird am Morgen nach seinerVerhaftung tot in einer Polizeistelle aufgefunden. Ernst Quispel, Anwalt und Quartalstrinker, wird mit dem Fall betraut. Er glaubt nicht an die offizielle Erklärung, der Jugendliche sei an einer Überdosis gestorben.

  • Gruppenportät: Wer ist wer in der "zahnlosen Zeit"?

    In dem Begleitband zum Zyklus Die zahnlose Zeit erläutert der Autor für Anfänger und fortgeschrittene van-der-Heijden-Fans, wie sein großes Opus entstand. Der Band beschreibt zusätzlich die sich kreuzenden Lebenswege aller Protagonisten der Zahnlosen Zeit.

Der Autor

Adrianus Franciscus Theodorus van der Heijden wurde am 15. Oktober 1951 in der Nähe von Eindhoven geboren. Er übersiedelte nach dem Abitur (1969) und einem abgebrochenen Psychologiestudium nach Amsterdam, wo er mit Unterbrechungen bis heute lebt.

1979 debütierte er mit dem Erzählungsband Eine Gondel in der Herrengracht. Adri van der Heijden ist durch seine weitgespannten, raffiniert konstruierten, spannend-realistischen Romane zum Chronisten der Nachkriegszeit in den Niederlanden geworden. In seiner Literatur wird für alle nachvollziehbar die Zeit von 1945 bis zum Ende des 20. Jahrhunderts lebendig.

Auch in Deutschland gilt er als überragender Erzähler, als »der wohl sprachmächtigste Dichter, den die Niederlande augenblicklich besitzen, der mit Sicherheit sinnlichste, der nun seit fast zwanzig Jahren stampfend, dampfend den Weg vom Himmel durch die Welt der Kloake ausmistet und ausmißt, ein Saft- und Kraftgenie, wie Holland es seit dem Barock nicht mehr hatte«. (Der Tagesspiegel)

Diese Anerkennung verdankt sich den Romanen Die Schlacht um die Blaubrücke (deutsch 2001), Fallende Eltern (deutsch 1997), Der Anwalt der Hähne (deutsch 1995), Das Gefahrendreieck (deutsch 2000), Der Widerborst (deutsch 1993), Der Gerichtshof der Barmherzigkeit (deutsch 2003) sowie Unterm Pflaster der Sumpf (deutsch 2003). Der Autor fasste den Zyklus unter dem Titel Die zahnlose Zeit zusammen.

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts eröffnete van der Heijden mit Die Movo-Tapes (deutsch 2007) eine neue Romanreihe. »Der lang erwartete Auftakt zu van der Heijdens neuem Zyklus. Völker, macht Platz in den Regalen!« (Elmar Krekeler, Die Welt) 2007 erschien auf deutsch die »transatlantische Tragödie« Das Scherbengericht.

Am Pfingstsonntag 2010 starb das einzige Kind van der Heijdens und seiner Frau Mirjam nach einem Verkehrsunfall. In dem 2011 auf niederländisch und deutsch erschienen »Requiemroman« Tonio setzt er seinem Sohn ein herzzerreißendes Denkmal: Ein Roman, der belegt: angesichts des Todes ist Literatur überlebensnotwendig.

Das Werk A. F. Th. van der Heijdens wurde vielfach ausgezeichnet; genauso wie Helga van Beuningen für ihre überragenden Übersetzungen dieses Werks. (Quelle: Suhrkamp Verlag)

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