Details

Autor Reckwitz, Andreas
Verlag Suhrkamp
Auflage/ Erscheinungsjahr 12.08.2019
Format 21,4 × 13,8 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Klappenbroschur
Seiten/ Spieldauer 480 Seiten
Gewicht 578
ISBN 9783518587423

Zu diesem Buch

Das Besondere ist Trumpf, das Einzigartige wird prämiert, eher reizlos ist das Allgemeine und Standardisierte. Der Durchschnittsmensch mit seinem Durchschnittsleben steht unter Konformitätsverdacht. Das neue Maß der Dinge sind die authentischen Subjekte mit originellen Interessen und kuratierter Biografie, aber auch die unverwechselbaren Güter und Events, Communities und Städte. Spätmoderne Gesellschaften feiern das Singuläre.

Ausgehend von dieser Diagnose, untersucht Andreas Reckwitz den Prozess der Singularisierung, wie er sich zu Beginn des 21. Jahrhunderts in Ökonomie, Arbeitswelt, digitaler Technologie, Lebensstilen und Politik abspielt. Mit dem Anspruch einer Theorie der Moderne zeigt er, wie eng dieser Prozess mit der Kulturalisierung des Sozialen verwoben ist, welch widersprüchliche Dynamik er aufweist und worin seine Kehrseite besteht. Die Gesellschaft der Singularitäten kennt nämlich nicht nur strahlende Sieger. Sie produziert auch ihre ganz eigenen Ungleichheiten, Paradoxien und Verlierer. Ein wegweisendes Buch.

Aus der Einleitung

"Die Explosion des Besonderen Wohin wir auch schauen in der Gesellschaft der Gegenwart: Was immer mehr erwartet wird, ist nicht das Allgemeine, sondern das Besondere. Nicht an das Standardisierte und Regulierte heften sich die Hoffnungen, das Interesse und die Anstrengungen von Institutionen und Individuen, sondern an das Einzigartige, das Singuläre. Reiseziele beispielsweise können sich nicht länger damit begnügen, einförmige Urlaubsziele des Massentourismus zu sein. Es ist vielmehr die Einzigartigkeit des Ortes, die besondere Stadt mit authentischer Atmosphäre, die exzeptionelle Landschaft, die besondere lokale Alltagskultur, denen nun das Interesse des touristischen Blicks gilt. Und das ist nur ein Beispiel von vielen, denn diese Entwicklung hat die gesamte spätmoderne globale Ökonomie erfasst. Sowohl für materielle Güter wie für Dienstleistungen gilt, dass an die Stelle der Massenproduktion uniformer Waren jene Ereignisse und Dinge treten, die nicht für alle gleich oder identisch sind, sondern einzigartig, das heißt singulärsein wollen.

So richten sich die Leidenschaften auf Live-Konzerte und Musikfestivals in ihrer Außeralltäglichkeit, auf Sport- und Kunstereignisse, aber auch auf die Aktivität der Lifestyle-Sportarten und die imaginären Welten der Computerspiele. Der sogenannte ethische Konsument entwickelt eine differenzierende Sensibilität für Brot- und Kaffeesorten in einer Weise, wie sie früher allenfalls für Weinkenner typisch war. An die Stelle des Sofas »von der Stange« tritt die Suche nach dem Vintage-Stück, und
eine Marke wie Apple bietet nicht nur neueste Technologie, sondern ein ganzes attraktives und einzigartiges Environment, das der Nutzer gegen nichts anderes eintauschen würde. Schließlich offerieren diverse Formate der psychologischen Beratung maßgeschneiderte therapeutische oder spirituelle Angebote. (...)"

Inhalt

Einleitung: Die Explosion des Besonderen

I. Die Moderne zwischen der sozialen Logik des Allgemeinen und des Besonderen
II . Die postindustrielle Ökonomie der Singularitäten
III. Die Singularisierung der Arbeitswelt
IV. Digitalisierung als Singularisierung: Der Aufstieg der Kulturmaschine
V. Die singularistische Lebensführung: Lebensstile, Klassen, Subjektformen
VI. Differenzieller Liberalismus und Kulturessenzialismus: Der Wandel des Politischen
Schluss: Die Krise des Allgemeinen?

Danksagung / Literatur / Register / Ausführliches Inhaltverzeichnis

Stimmen zum Buch

» ... Die Gesellschaft der Singularitäten [zeigt] erstmals ein erkennbares und überzeugendes Bild dessen, was unserem Zusammenleben zugrunde liegt.«

Meredith Haaf, Süddeutsche Zeitung

»Die Gesellschaft der Singularitäten ist ein engagiertes Plädoyer für eine Debatte über neue allgemeinverbindliche Normen und Werte und ein wichtiger Schlüssel zu einem umfassenden Verständnis unserer spätmodernen Zeit.«

Bayerischer Rundfunk

Der Autor

Andreas Reckwitz, geboren 1970, ist Professor für Allgemeine Soziologie und Kultursoziologie an der Humboldt-Universität Berlin und derzeit Fellow im Thomas Mann House in Los Angeles. 2019 erhielt er den Leibniz- Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Die Gesellschaft der Singularitäten wurde mit dem Bayerischen Buchpreis 2017 ausgezeichnet und stand 2018 auf der Shortlist für den Preis der Leipziger Buchmesse in der KategorieSachbuch/Essayistik.

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