Details

Autor Breithaupt, Fritz
Verlag Suhrkamp
Auflage/ Erscheinungsjahr Originalausgabe, 02.2017
Format 11,2 × 1,5 × 17,8 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Seiten/ Spieldauer 227 Seiten
Gewicht 148
Reihe stw
ISBN 9783518297964

»Die Liste der Fürsprecher von Empathie ist lang. Wie kann man da gegen Empathie sein ....?«

Zu diesem Buch

Empathie gilt als Grundlage moralischen Handelns – und damit selbst als gut. Sieht man aber genauer hin, erweist sich die Fähigkeit, »sich in andere Menschen hineinzuversetzen«, auch als Voraussetzung für gezielte Erniedrigungen und Grausamkeiten. Zudem hat selbst das wohlmeinende Mitgefühl zahlreiche unbeabsichtigte Konsequenzen.

Aus diesen Gründen seien es gerade die dunklen, bisher verdrängten Aspekte der Empathie, die auf dem Weg zu einer vermeintlich besseren Gesellschaft in den Blick genommen werden müssen, so der Autor. Fritz Breithaupt lädt seine Leser dazu ein, diese Seiten in den Blick zu nehmen und zu bedenken und führt seine Leser dabei von Narzissmus und Nietzsche bis zu den Helikopter-Eltern und Angela Merkels Flüchtlingspolitik.

»Manche Leser mögen sich fragen, was mich zum Verfassen dieses Buches qualifiziert. Die eingangs berichtete Anekdote meines herrenlosen Lampenfiebers wird wenig dazu beigetragen haben, ihnen Zuversicht einzuflößen. Meine Ausbildung hat in einer Reihe von Fachbereichen von der Kunstgeschichte bis zur Rechtswissenschaft stattgefunden. Nach dem Studium hat es mich dann allerdings auch in die Kognitionswissenschaften verschlagen, in denen ich nun ebenfalls als Professor für Prüfungen und Unterricht zugelassen bin. Vor allem aber bin ich Literatur- und Kulturwissenschaftler. Zwar schreibe ich das Buch nicht für die Literaturwissenschaften im engeren Sinne, doch mit ihnen als Rüstzeug im Gepäck. Als Literaturwissenchaftler lernt man nämlich, durchaus in Übereinstimmung mit neueren Befunden der Psychologie, dass jedes menschliche Verhalten erzählbar, darstellbar und mithin vorstellbar ist. Man lernt sich auszumalen, unter welchen Umständen Menschen schlimmste Verbrechen begehen oder die scheinbar absurdesten Empfindungen haben könnten. Von diesem Standpunkt aus fällt es schwer, »schlechtes« oder »irrationales« Verhalten schlicht zu verteufeln. Daher geht es in diesem Buch nicht einfach um eine moralische Ausgrenzung der dunklen Seiten der Empathie, sondern um ein Nachvollziehen, wie auch diese dunklen Seiten Teil von Empathie und somit menschlich sind. Daraus folgt natürlich nicht, dass wir sie nun umgekehrt gutheißen oder in juristisch relevanten Fällen mildernde Umstände gelten lassen sollten.«

Aus dem Inhalt

  1. Empathie als Mit-Erleben
  2. Die dunklen Seiten der Empathie. Ein Uberblick
  3. Vier Ansätze der Empathie-Forschung

Selbstverlust

  1. Der Gegensatz von Ich und Empathie (Nietzsche, Jenseits von Gut und Böse)
  2. Das Paradox der Selbstbeobachtung. Frauen
  3. Empathie als Ressentiment (Nietzsche: Genealogie der Moral)
  4. Nietzsche als Theoretiker des Stockholm-Syndroms
  5. Das Leben für andere. Empathie-Mangel bei heutigen Studenten? O nein, Narzissmus! Oder doch: Hurra, Befreiung vom Stockholm-Syndrom?

Schwarz-Weiß-Malerei

  1. Die Architektur der Empathie
  2. Das Drei-Personen-Modell der Empathie
  3. Radikalisierung von Konflikten, Moralisierungen
  4. Radikalisierung der Moral durch Fiktion

Falsche Empathie. Gefilterte Empathie

  1. Helfer, Helden und Humanitarismus
  2. Deutschland, Weltmeister der Empathie: Angela Merkel und die Flüchtlinge

Empathischer Sadismus: Empathie um der Empathie willen

  1. Das Paradox des Tragischen (Ästhetik)
  2. Erste Bestandsaufnahme des empathischen Sadismus
  3. Strafen als empathischer Sadismus (Vergangenheit) 
  4. Empathische Grausamkeit und sadistische Empathie (Gegenwart)
  5. Manipulative Empathie (Zukunft)
  6. Entwicklngstadien der sadistischen Empathie

Vampirismus

  1. Helikopter-Eltern, Stalker, Fans und das Leben durch andere
  2. Helikopter-Eltern, Stage Mothers und Vampirismus
  3. Stalker, Fans und obsessive Empathie (Identifikation)
  4. Vampirismus
  • Ausblick: Gemischte Gefühle bei Empathie

Pressestimmen zum Buch

»Je tiefer man in das Buch einsteigt, umso dominanter erscheinen die dunklen Seiten der Empathie und umso dringlicher stellt sich die Frage, wie man ihnen begegnen kann.«

Marie Schoeß, Bayerischer Rundfunk

»Die dunklen Seiten der Empathie ist ein absolut lesenswertes Buch.«

Bodo Morshäuser, Deutschlandradio Kultur

Über den Autor

Fritz Breithaupt (1967) ist Professor für deutsche und vergleichende Literaturwissenschaft, sowie affiliierter Professor für Kognitionswissenschaften an der Indiana University in Bloomington. Seit 2006 ist er zudem Kolumnist bei ZEIT Campus. Ziel seiner Arbeit ist die Erforschung der Prozesse, Mechanismen und imaginären Institutionen, mittels deren sich Kulturen verfestigen.

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