Details

Autor Dührssen, Annemarie
Verlag Schattauer
Auflage/ Erscheinungsjahr 1. Nachdruck 2018 der 1. Aufl. 2010; 01.01.2018
Format 24,2 × 16,6 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Seiten/ Spieldauer 160 Seiten
Abbildungen 3 Abbildungen, 4 Tabellen
Gewicht 287
ISBN 9783608427691

Zu diesem Buch

Die Kenntnis der persönlichen Lebensgeschichte ist für das Verständnis von Patientenschicksalen unentbehrlich. Sie ist die wichtigste Grundlage für die Therapieplanung und Behandlung. Insbesondere über das Verstehen der "inneren Welt" des Patienten kann der Therapeut dessen Reaktionsweise nachvollziehen und individuelle Behandlungsansätze finden.

Hierfür muss er die Grundmuster der Lebensentwicklung klären, aber sich ebenso gefühlsmäßig auf die jeweilige Geschichte einlassen.Im Fokus der Anamneseerhebung stehen dabei Themen wie persönliche Beziehungen, Herkunftsfamilie, berufliche Situation und soziokulturelle Umgebung.

Das Buch beschreibt sehr differenziert den diagnostischen Prozess vor Behandlungsbeginn -auch anhand von zahlreichen Kasuistiken. Diese verdeutlichen, wie die Klärung der Konfliktsituationen in den verschiedenen Lebensbereichen erfolgen kann.

Annemarie Dührssen gilt als die Pionierin der tiefenpsychologisch ausgerichteten Anamneseerhebung. Sie war maßgeblich an der Entwicklung der "Richtlinien-Psychotherapie" beteiligt, bei deren Krankheitskonzept das biografische Verständnis eine wesentliche Rolle spielt.

In ihrer Einführung stellen Gerd Rudolf und Ulrich Rüger den historischen Bezug des Buches dar und binden es in die aktuelle psychodynamische Diagnostik ein.

Über die Autorin

Annemarie Dührssen, (1916-1998), nach ihrem Abitur 1935 Studium der Medizin in Berlin, Bonn und München, danach Facharztausbildung. Als Nationalsozialistin wurde sie bald Mitglied der Reichsärztekammer sowie der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt. Von 1942-1945 Zusatzausbildung in „Psychoanalyse“ am Berliner Göring-Institut, hier arbeitete sie eng mit Harald Schultz Hencke und Werner Kemper zusammen. Nach dem Krieg wurde Dührssen Mitarbeiterin am Zentralinstitut für Psychogene Erkrankungen, (später: "Institut für Psychogene Erkrankungen") der AOK Berlin, dessen Leitung sie 1965 übernahm. In diesem Jahr wurde die Fachärztin auch Dozentin und Lehranalytikerin am Institut für Psychotherapie e.V. Berlin (gegr. 1947). Ferner legte sie im gleichen Jahr eine Studie zur Leistungsfähigkeit psychoanalytischer Behandlung vor und trug so maßgeblich dazu bei, daß tiefenpsychologisch orientierter Psychotherapie schließlich in den Leistungskatalog gesetzlicher Krankenversicherungen aufgenommen wurde.
1954 erschien ihr Lehrbuch "Psychogene Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen", das sich bald als Standardwerk der Kinder- und Jugendpsychotherapie etablieren sollte. Unter Beachtung der Problemstellungen von Entwicklungsbiologie und Entwicklungspsychologie sollte eine Darstellung der Entstehung und Ausprägung psychogener Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter auf psychodynamischer Grundlage erarbeitet und in verständlicher Form präsentiert werden. Die „alte, eng gefasste Libidotheorie und ihre sexualistische Überspitzung“ bei Freud habe sie fallen lassen, erklärte die Autorin in der Einleitung des Werkes, dafür Erkenntnisse von Alfred Adler, Fritz Künkel und ihrem Lehrer Harald Schultz-Hencke berücksichtigt. (Castell u.a. 2003, S. 281 f) - Ihren Publikation wurde von verschiedener Seite latenter Antisemitismus vorgehalten, etwa hinsichtlich ihrer akribisch-manischen Suche nach speziell jüdischen Anteilen in der Psychoanalyse (vor allem Sigmund Freund betreffend) und deren jüdischen Wurzeln. (Vgl. Benz 2005, S. 129 ff und Winkler 1999, S. 104 ff).
Im Jahre 1994 veröffentlichte Annemarie Dührssen ihr letztes Buch "Ein Jahrhundert Psychoanalytische Bewegung in Deutschland", in dem sie ein (selbst-)krisches Resüme der für die Psychoanalyse in Deutschland ab 1933 katastrophalen Ereignisse und Wendungen, mit den bis heute transgenerativ auf nachgerückte Analytikergenerationen übertragenen und also latent nachwirkenden Verlusten und Defiziten, versucht. Aber auch hier kann sie ihrer eigenen Ambivalenz nicht entkommen, wenn sie etwa einerseits einzelnen Psychoanalytikern die Vertuschung ihrer NS-Vergangenheit vorwirft, andererseits jedoch die Ansicht äußerte, die deutsche Psychoanalyse habe sich während des Nationalsozialismus von den Beschränkungen einer spezifischen jüdischen Wissenschaft befreien können.

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