Details

Autor Gsell, Monika
Verlag Klostermann, Vittorio
Auflage/ Erscheinungsjahr 2001
Format 22,5 × 14,5 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Seiten/ Spieldauer 376 Seiten
Abbildungen Mit zahlr. Abb.
Gewicht 894
Reihe Nexus, Band 47
ISBN 9783465044703

Zu diesem Buch

Die Bedeutung der Baubo ist die Suche nach den kulturellen und phantasmatischen Bildern des weiblichen Genitales. Sie fragt nach den Orten, den Formen und den Bedingungen der Darstellbarkeit jenes Körperteils, das im ›Imaginären stets nur mit einer Lücke versehen‹ (Jacques Lacan) sein soll. Und sie fordert dazu auf, etwas genauer hinzusehen, um vielleicht, wer weiß, doch etwas mehr oder anders als bisher sehen zu können – und so jenem spezifischen ›Mangel im Symbolischen‹ abzuhelfen, der den Weg der weiblichen Subjektivierung verstellt.

»Bei den Bemühungen um die gesellschaftliche und rechtliche Gleichstellung von Mann und Frau wird gerne übersehen, daß ein wichtiger Grund für das hartnäckige Weiterbestehen von sozialer Ungleichheit zwischen den Geschlechtern die tiefverankerten und meist unbewußten Bilder sind, die unsere Kultur über Jahrhunderte hinweg von Mann und Frau geprägt und tradiert haben. Ein empfindlicher und – folgt man den Erkenntnissen der Psychoanalyse – für die Herausbildung von weiblicher und männlicher Identität konstitutiver Bildbereich ist derjenige, der die menschlichen Genitalien betrifft. Freuds Definition des weiblichen Genitals als ein verkümmertes männliches Geschlechtsorgan mag inzwischen ideologiekritisch überholt sein: die psychoanalytische Praxis belegt dennoch, daß überaus viele Männer wie Frauen das weibliche Geschlechtsorgan als irgendwie deformiert, auf jeden Fall aber als nur schwer erträglich anzublicken erachten.

Gleichzeitig – und wohl nicht zufällig – ist das weibliche Geschlechtsorgan derjenige Gegenstandbereich, der in der abendländischen Kultur mit dem strengsten nur möglichen Darstellungstabu belegt ist: Es gibt von der Antike bis ins 20. Jahrhundert tatsächlich nur ganz wenige Orte, an denen die unverhüllte, nicht-metaphorische und detaillierte Räpresentation des weiblichen Genitals möglich gewesen ist. Man kann bezüglich des weiblichen Geschlechtsorgans – präziser: bezüglich dessen äußerer, sichtbarer Teile – von einem eigentlichen Seh- und Darstellungstabu sprechen. Darüber hinaus scheint die Tatsache der Tabuisierung selbst tabuisiert zu sein. (…)

Ein Motiv dieser Forschungsarbeit war daher zunächst ganz einfach, diese eklatante Ungleichheit bezüglich der öffentlichen Repräsentation und Repräsentierbarkeit männlicher und weiblicher Genitalien ins Bewußtsein zu rücken, zu reflektieren und durch das Reden darüber zugleich Öffentlichkeit herzustellen, dem Bildermangel Abhilfe zu verschaffen. (…)« (Monika Gsell in der Einleitung zu ihrem Buch)

Die Autorin

Monika Gsell studierte Philosophie und Germanistik an der Universität Basel; Ausbildung zur Psychoanalytikerin am PSZ (Psychoanalytisches Seminar Zürich); Promotion mit der psychoanalytisch-kulturgeschichtlichen Arbeit Die Bedeutung der Baubo – Studien zur Repräsentation des weiblichen Genitales; Weiterbildung zur Sexualtherapeutin am ZISS (Zürcher Institut für Sexologie und Sexualtherapie). Tätigkeiten: Seit 2001 wissenschaftliche Mitarbeit im Fachbereich Gender Studies an der Universität Zürich; seit 2003 psychoanalytische Tätigkeit in eigener Praxis; seit 2011 wissenschaftliche Projektleitung der Judith Le Soldat-Stiftung und Edition des Nachlasses von Judith Le Soldat.

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