Details

Autor Tomeo, Javier
Verlag Klaus Wagenbach
Auflage/ Erscheinungsjahr 1999
Format 20,6 × 10,8 × 1,2 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung OBrosch.
Seiten/ Spieldauer 128 Seiten
Abbildungen s/w Zeichnungen im Text
Reihe Salto
SFB Artikelnummer (SFB_ID) SFB-007015_Sig.

Selten ist das große Thema des einzelnen Menschen, seine Einsamkeit in einer lärmend erstarrten medialen Welt, und Insonderheit die so geringe Reichweite und Wirkmächtigkeit von Spache, nämlich als eine den anderen tatsächlich mit einer Botschaft erreichenden An-Sprache, in so bewegend-grotesker und gleichermaßen sprach- wie bildmächtigen Weise behandelt worden, wie in dieser nur scheinbar leichtfüßigen Erzählung des berühmten spanischen Literaten und Juristen.

Zu diesem Buch

In Tomeos Geschichte unternimmt es ein seit zwanzig Jahren in seinem Schloss vergrabener Marquis mit Hilfe eines ausgeklügelten Briefes, den er seinem auf der Burg, ein Tal weiter, vermuteten alten Kumpan und Widersacher zu schreiben gedenkt, aus seiner Ummauerung auszubrechen und über diese Wiederbelebung einer alten Freundschaft in die Gegenwart zurückzukehren.

Das wohlgeplante Unternehmen erweist sich in der Umsetzung als viel schwieriger als gedacht; nicht, weil der Marquis nicht wüßte, was er dem Anzusprechenden mitteilen möchte. Nur ist es so, daß wegen der langen kommunikativen Absenz mit dem zu Erreichenden der Autor sich veranlaßt sieht, seinen Brief besser so zu gestalten und zu formulieren, daß darin alle möglichen Eventualitäten Berücksichtigung finden, damit der Brief auch wirklich den gewünschten Zweck erfüllt: Den anderen mit seinem Inhalt so zu erreichen, daß dieser denselben auch tatsächlich empfangen, verstehen und zur Kenntnis nehmen sich bereitfinden kann:

Kaum ans Werk gegangen, kommen beim Briefschreiber beständige neue und weitere Fragen und Zweifel auf, etwa, ob denn der andere überhaupt noch lebe? Und ob sich der Adressat an den Absender noch erinnern könne - und wolle? Und wie heute wohl dessen Meinung zu dem Briefschreiber ausfalle?

Die Fragen hören gar nicht mehr auf: Welche Tonlage eignet sich denn am besten für das Schreiben? Sollte der Brief besonders originell an seinem Anfange formuliert sein, damit der Empfänger nicht schon nach dem ersten gelesenen Satz das Papier gelangweilt zur Seite legt? Und auch das noch: Könnte es jemand im intimen Umfeld des Adressaten geben, welcher den Brief boshafterweise abfängt oder den Inhalt in unpassender Weise - und zum Nachteil des Briefverfassers - interpretiert, kommentiert?

Immer gewaltiger erscheinen die Probleme, die sich bei diesem Briefprojekt auftürmen! - Und nicht nur das: Der treue Diener, welcher mit dem Transfer des Schriftstückes beauftragt wird, muß unbedingt gründlich instruiert werden, um den Erfolg der Zustellung nicht schon an lapidaren Äußerlichkeiten scheitern zu lassen: Dieser Übermittler möge und muß also unbedingt verstehen, daß der abverlangte Botendienst ein für den Absender enorm wichtiger sei; es müsse auch gewährleistet sein, daß sich der Diener auf seinem Botenweg nicht von demselben durch Ablenkung oder durch hinterhältige Hand abbringen lasse, und wie er dies anstellen möge. Und wie der Überbringer zu verfahren habe, sollte etwa das Tor am Wohnort des Empfängers verschlossen sein - und was dagegen zu unternehen sei. - Je mehr Instruktionen und Lösungsanweisungen für immer mehr mögliche Zustellprobleme der Bote in dem ´Briefing` seines Herrn empfängt, um so mehr neue und natürlich ebenso zu berücksichtigende Eventualitäten tun sich auf, für die wiederum Lösungen im Vorfeld gefunden werden müssen ....

Stimmen zum Roman

»(...) Selten ist in der Geschichte der neueren europäischen Literatur das große Thema des einzelnen Menschen in einer lärmend erstarrten Welt so bewegend und unterhaltsam behandelt worden wie in diesem Roman, der bei seinem Erscheinen in der Zeitung »El Pais« als »ein unvergeßliches literarisches Ereignis« gefeiert wurde. Mit dem Erscheinen der deutschen Übersetzung begann 1984 der erstaunliche Aufstieg des bis dahin selbst in Spanien kaum bekannten Autors zum »meistübersetzten spanischen Gegenwartsautor. (...)«

Frankfurter Allgemeine Zeitung, FAZ

»Wer einmal angefangen hat, der wird das Buch zuende lesen, nicht ohne erheitert, bisweilen sogar entzückt zu werden, freilich auch immer wieder nachdenklich.«

Walter Boehlich, NEUE ZÜRCHER ZEITUNG, NZZ

Über den Autor

Javier Tomeo, geboren am 9. September 1932 in Quicena (Aragon), einem kleinen Ort in der Provinz Huesca in Aragon, vesrtorben am 22. Juli 2013. Er studierte Rechtswissenschaften und Kriminologie an der Universität von Barcelona und arbeitete für einen internationalen Schreibmaschinenhersteller. 1967 veröffentlichte Tomeo seinen ersten Roman und gehört seitdem zu den meistgelesenen europäischen Autoren der Gegenwart, dessen Romane und Erzählungen in zahlreiche Sprachen übersetzt sind. Auch mit seinen Theaterstücken war Tomeo bei Publikum und Kritik erfolgreich. 1994 wurde er mit dem renommierten Premio Aragón ausgezeichnet. Tomeo lebte zuletzt als freier Schriftsteller in Barcelona, wo er 2013 starb.

Lieferbarkeitshinweis

Im Fachantiquariat der SFB als ein sehr gut erhaltenes Exemplar der deutschen Erstausgabe und vom Autor auf dem Vorsatz signiert. - Signierte Ausgabe des Autors sind ausnehmend seltem.

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