Details

Autor Aigner, Josef Christian
Verlag Psychosozial-Verlag
Auflage/ Erscheinungsjahr 07.2013
Format 21 × 14,8 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Seiten/ Spieldauer 440 Seiten
Gewicht 632
Reihe Bibliothek der Psychoanalyse
ISBN 9783837922974

Zu diesem Buch

Der Autor unternimmt in seiner materialreichen Arbeit den Versuch, dem Vater in der Psychoanalyse einen ganz neuen Stellenwert einzuräumen. Dabei kommt man an einer Feststellung der defizitären Beziehungen zu „fernen Vätern“ in der heutigen Gesellschaft nicht vorbei. Diese „Vaterferne“ wird auch in ihren Auswirkungen auf eine gewaltvolle männliche Sozialisation (Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus) analysiert. Aigner sammelt klinische Ergebnisse zur Vaterentbehrung, die angesichts der Entwicklungsprobleme von Kindern und männlichen Heranwachsenden zu einiger Sorge berechtigen. Schließlich wird mit der frühen Vaterbeziehung und dem „negativen Ödipuskomplex“ eine heilsame Alternative zur Vaterlosigkeit und Vaterferne angeboten.

Die Arbeit geht von der merkwürdigen Diskrepanz aus, daß die Rolle des Vaters in der Freudianischen Psychoanalyse und ihren Weiterentwicklungen einerseits zwar (metapsychologisch) als sehr bedeutsam beschworen wird, andererseits aber in den diversen entwicklungspsychologischen und klinischen Konzeptionen – insbesondere in der prä-ödipalen Zeit – merkwürdig blaß bleibt. Aigner untersucht die traditionellen entwicklungspsychologischen Ansätze im Hinblick auf die Rolle des Vaters im allgemeinen und insbesondere die des frühen Vaters für die kindliche Entwicklung und stellt sie teilweise radikal infrage. Auf der soziologischen und sozialpsychologischen Ebene werden verschiedenste Theorien zur „vaterlosen“ bzw. „elternlosen Gesellschaft“ kritisch rezipiert und auf ihren Anteil an der defizitären Rolle des Vaters in der Realität aber auch in der psychoanalytischen Theorie befragt.

Ausgehend von Alltagserfahrungen und sozialempirischen Erhebungen diskutiert Aigner Zusammenhänge zwischen der alltäglichen mangelnden Präsenz von Vätern und den Folgen für die Sozialisation von Jungen und Mädchen. Hinsichtlich der seelischen Folgen vaterlosen oder vaterfernen Aufwachsens von Kindern werden insbesondere die Veränderungen in der Über-Ich-Entwicklung und in den Verlaufsformen des Ödipuskomplexes dargestellt und an der Realität unterschiedlicher sozialer Phänomene wie die Gewaltneigung in jugendlichen Subkulturen oder die transgenerationelle Weitergabe rechtsextremer Haltungen usw.) überprüft. Einen besonderen Stellenwert nehmen dabei antisemitische, fremdenfeindliche und rechtsradikale Gewalterscheinungen bei männlichen Jugendlichen ein sowie die Frage, inwiefern das Versagen der Väter und eine vaterlose Kultur an der Verbreitung dieser Phänomene beteiligt ist. Bekämpfen Jugendliche in diesen Verhaltensweisen eigentlich ihre gebrochenen oder gescheiterten Väter?

Aigner versucht, der frühen, „dyadisch“ aufzufassenden Beziehung zum Vater einen neuen theoretischen Stellenwert in der psychoanalytischen Entwicklungspsychologie und Sozialisationstheorie einzuräumen. Dabei gerät insbesondere die Bedeutung des sogenannten „negativen Ödipuskomplexes“ zwischen Sohn und Vater in den Blickpunkt: diese Beziehungsdimension, die in Realität wie Theorie wenig realisiert erscheint, birgt in der zärtlichen Anlehnung des Sohnes an den Vater und in der damit einhergehenden intersubjektiven Anerkennung der beiden die Chance auf eine veränderte männliche Sozialisation – freilich nur denkbar in veränderten sozialen Verhältnissen.

Pressestimmen

»Es gibt Bücher, die kommen als vermeintlich spröde wissenschaftliche Themendiskussion daher und entpuppen sich bei der Lektüre als spannendes Lehrbuch. Dieses Buch ist dafür ein Beispiel. Der österreichische Psychoanalytiker schuf ein Werk, das ein Gesamtbild der Vaterfigur in der Psychoanalyse, aber auch in der Gesellschaft zeichnet. […] Mit Verve fordert der Autor eine ›sozialpolitische Wende‹ weg von der Allverfügbarkeit des Menschen und hin zu mehr Individualität, die auch Männern eine selbstverständlichere Anwesenheit und damit Nähe zu Kindern einräumt. […] Er führt ein Plädoyer für familien- und sozialpolitische Maßnahmen, die das Zusammenleben der Kinder mit Vater-Männern auf allen Ebenen einleiten.«

Andrea Schneider in Deutsches Ärzteblatt PP

»Aigners Buch samt seiner Ausflüge und Exkursionen in die Sphären der Psychoanalyse ist nicht unbedingt leichte Bettlektüre. Doch wer einen Faible für psychodynamische Hintergründe hat und wer es auf Dauer nicht so sehr schätzt, mit vorschnellen, humoresken Zeitdiagnosen mehr abgespeist als aufgeklärt zu werden, der findet in seinem seitenstarken Werk viel Bedenkenswertes und viel auch an purem Wissen, dass sich von Kapitel zu Kapitel immer mehr verknüpft. Und gibt es etwas besseres, als wenn man plötzlich den Lesefluss unterbricht, weil sich eigene Gedanken aufdrängen?«

Frank Keil in Switchboard

Der Autor

Josef C. Aigner, Dr. phil., ist Klinischer Psychologe, Psychoanalytiker und Paartherapeut. Er ist Ao. Universitätsprofessor am Institut für Erziehungswissenschaften der Universität Innsbruck und stellv. Vorsitzender der Österreichischen Gesellschaft für Sexualforschung (ÖGS).

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