Details

Autor Hufnagel, Karl G.
Verlag Gemini Vlg., Berlin
Auflage/ Erscheinungsjahr 2002
Format 12,8 × 20,8 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung gebunden, mit Schutzumschlag
Seiten/ Spieldauer 127 Seiten
ISBN 9783935978033

Zu diesem Buch

"Hitler ist nicht verbrannt worden. Eigenhändig habe ich ihn in meinem Vorgarten eingegraben und nähre mich noch immer von des Führers Fleisch, durch das ich mich bohre, ohne Unterlass bemüht, die Seele zu finden."

Sätze aus einem Konvolut, die der Ich-Erzähler in Hufnagels Erzählung in der Zeit seiner Psychotherapie notierte. Der ihn behandelnde Psychiater stellt als Herausgeber dieser Texte dem Leser anheim, "ob ein krankes Hirn diese Aufzeichnungen diktiert hat (...) oder ob der Patient uns Einblick gewährt in eigene Abgründe." Hufnagels Protagonist, der nach Zeichen einer Seele im hitlerischen Inwendigen, wie in dem seiner Anhänger fahndete, ist am Ende, nach einer erfolgten Gehirnoperation, ein Beruhigter, der seine Arbeit bei einer Versicherungsgesellschaft zur vollen Zufriedenheit der Firma verrichtet.

Pressestimmen

"Collagiert aus Dialog und Rhapsodie, Apokalypse und Parusie, Fragment, Wahnrede und These, Drama, Erzählung. Der Mahlstrom von Un- und Unterbewußtsein überspült den stream of consciousness dieser heterogenen Mono-, Dia- und Polyloge. Verstörend, irritierend und aufregend ist diese Hitler-Obsession."

Peter Roos, in der FAZ vom 12. November 2002

"Neben der scharfsinnigen Studie (Geburt eines Dichters im Bürgerkrieg) ist die zweite, im Berliner Gemini Verlag erschienene Erzählung ´Der Wiedergänger` schon wegen ihres Sujets weitaus verwegener. Hier betritt Adolf Hitler die Bühne auf Hufnagels kleinem Welttheater - freilich nicht als reale Person, sondern als Zombie (...) Wahn und Wirklichkeit verschmelzen, nichts scheint erledigt - wie im realen Leben."

Ivo Frenzel, auf: NDR-Kulturelles Wort/Literatur, 5. Februar 2002

"Hufnagels Erzählung entpuppt sich als ein beängstigendes Vexierspiel, in dem die Frage, wer denn gesund und wer krank ist, was Wirklichkeit und was Alptraum ist, nicht mehr beantwortet werden kann."

Marcel Atze, in: literaturkritik, 30. Mai 2002

Über den Autor und sein Werk

Karl Günther Hufnagel (1928-2004; Studium der Philosophie, Anthropologie und Psychologie). "Er gehört zum Münchner Urgestein: zwischen 1960 und 1980 hat er Romane veröffentlicht, denen die Kritik Meisterschaft attestierte und den Autor ins Umfeld der Werke von Julien Green und Witold Gombrowicz rückte." (Ivo Frenzel, NDR, 2002)

Anfang der 2000er Jahre erschienen nacheinander die Trilogie "Wahn", dann die "Aufzeichnungen eines Flüchtigen. Statt einer Biographie". Hier tauchen Gespenster aus der Vergangenheit auf, u.a. Hitler, ein kleiner häßlicher Mann, ein Gnom, der auf dem Tisch sitzt, die Beine reichen nicht bis zum Boden. Ein Größenwahnsinniger spricht.

Im Zentrum der Texte Hufnagels steht der menschliche Wahn, jene geheimnisvolle, gefährliche Kraft, die eine zerstörerische Dynamik in Gang setzt. Hufnagel beleuchtet den dunklen Kontinent Wahn in seinen grotesken Ausformungen: den politischen, den Liebeswahn, den religiösen Wahn, der in Vernichtungsphantasien und Erlösungssehnsucht kulminiert. "Die Welt des Romans ist konsequent hässlich, aber sie funktioniert", schrieb Lutz Hagestedt zu Geburt eines Dichters im Bürgerkrieg (Trilogie "Wahn"). "Es herrscht der permanente Bürgerkrieg. Für die Machenschaften der Presse steht das alte Wort 'Frevel', dessen religiöse Konnotation reichlich Nahrung enthält, weil dahinter, ebenso wie hinter dem Reinheitswahn des Terrorismus, ein Menschheitsproblem steht, wenn nicht gar ein metaphysisches Problem."

Weitere Informationen zum Autor auf: www.karlguentherhufnagel.de

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