Details

Autor Keilson, Hans
Verlag Georg Westermann Vlg.
Auflage/ Erscheinungsjahr 1959, EA
Format Oktav
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Leinwand mit Titelprägung
Seiten/ Spieldauer 310 (2) Seiten
SFB Artikelnummer (SFB_ID) SFB-005874_AQ

Zu dieser Erstausgabe

Zu allen Zeiten und in allen Ländern hat es Verfolger und Verfolgte gegeben. Ein Riß läuft durch die Schöpfung. Kann man ihn heilen? Oder geht die blinde Rechnung derer auf, die dem Bösen nur das Böse, dem Haß nur den Haß entgegen zusetzen wissen? Die erregende Dialektik dieser Fragen ist der Vorwurf zu Hans Keilsons Roman, in dem die Geschichte eines Mannes erzählt wird, der die Widersprüche und Gegensätze seiner Umwelt durch unbedingtes Streben nach Wahrheit zu überwinden versucht. Gerechtigkeit auch für den, der ihn verfolgt, das ist es, was ihn bewegt, denn die Existenz des Widersachers birgt ein ernstes Problem. Mit ihr verbindet sich die Frage nach dem Sinn des Bösen in der Welt, die unabweisbare Frage, wie sich das Böse mit dem Dasein Gottes vereinigen läßt. Ist das Böse einfach das Widergöttliche? Kann es das sein, wenn Gott alles in einem ist, Ja und Nein in dialektischer Einheit? Der Held des Romans durchdenkt, durchlebt und durchleidet diese Fragen, bis er am Ende einer großen Desillusionierung das Opfer des Widersachers wird.
Keilsons Buch fesselt nicht nur durch den Ernst der aufgeworfenen Probleme. Die Diskussion der gegensätzlichen Standpunkte entwickelt sich im Verlauf einer bewegten Handlung, die eine schicksalsschwere Phase jüngster deutscher Geschichte spiegelt. Keilson zeichnet das Bild des Knaben, den die Altersgenossen von ihren Spielen ausschließen, er beschwört die bedrängende Einsamkeit des Heranwachsenden und schildert den tapferen Versuch des gereiften Mannes, sein Schicksal geistig zu bewältigen. Im Verlust des Freundes, im Abschied von den Eltern und schließlich in der Stunde des Unterganges erfüllt sich furchtbar das Wort des Vaters: „Dann gnade uns Gott." Vor dem Leid, das in diesem Geschehen beschlossen liegt, versagt die Distanz des unbeteiligten Beobachters. Der Leser wird gezwungen, sich seiner eigenen Vergangenheit neu zu stellen und Rechenschaft abzulegen vor sich selbst.

Drittes Buch Hans Keilsons, 1941 im niederländischen Exil begonnen und aus Furcht vor Entdeckung die ersten fünfzig Seiten zunächst in einem Garten vergraben, nahm Keilson nach dem Krieg die Arbeit an seinem Roman wieder auf; es wurde zu seinem ersten großen literarischen Erfolg (vgl. Heinrich Detering in: 'Neue Rundschau',120. Jahrgang, Ausgabe 4/2009, S. 60 f.).

Der Roman wurde vom 'Time Magazine' im Sept. 1962 auf die Liste der zehn wichtigsten Fiction Books des Jahres gesetzt (neben Faulkner, Nabokov, Ph. Roth, Borges u.a.)

Zum Inhalt

Im Zentrum dieses aufregenden und subtil menschlichen Romans stehen ein junger Jude auf der Suche nach seinem Lebensweg und der politische Emporkömmling B., dessen Propaganda nach und nach ein bedrohliches, beklemmendes und zutiefst antisemitisches Klima erzeugt. Die symbiotische, ja schicksalshafte Verbindung von Täter und Opfer wird durch klare Beobachtung analysiert und durch das literarische Können des Autors zu einer allgemein menschlichen Parabel erhoben.

1942 begann Hans Keilson im holländischen Versteck mit der Niederschrift des Romans, der erst 1959 in Deutschland erscheinen konnte. Die amerikanische Neuausgabe 2010, zusammen mit der Novelle 'Komödie in Moll', rief weltweit begeisterte Reaktionen hervor.

Über den Autor

Hans Keilson wurde 1909 in Bad Freienwalde geboren. Sein Roman "Das Leben geht weiter" erschien 1933. Er war der letzte jüdische Autor, der noch im "alten" S. Fischer Verlag debütieren konnte. Hans Keilson verließ 1936 Deutschland und emigrierte in die Niederlande, wo er noch heute lebt und praktiziert. Er hat unter den deutschen Schriftstellern der Gegenwart eine einzigartige Stellung in seinem Hauptberuf als Psychotherapeut und Forscher wie als Lyriker, Romancier und Essayist. Wie kaum ein anderer Autor hat Hans Keilson die seelischen, politischen und kulturellen Folgen der NS-Zeit analysiert und sprachlich vergegenwärtigt; ein literarisches Engagement, das bis heute anhält. In großem Kontrast zu den lauten Wirren des Jahrhunderts stehen die geradezu leisen, manchmal komischen, immer aber zutiefst menschlichen Darstellungen seiner Figuren und ihrer existentiellen und geschichtlichen Erfahrung. Ein großer Dichter in seiner Prosa, ein hellsichtiger Analytiker in seiner Dichtung.

Zum Erhaltungszustand

Hier in mehreren wohlerhaltenen antiquarischen Exemplaren - einige mit dem Schutzumschlag - verfügbar; diese jeweils ohne Anstreichungen o. ä.; der Schutzumschlag mit einigen leichten Läsuren, an den einigen stellen wurde der Schutzumschlag mit Papier vertsärkt; das Buch ohne Schutzumschlag ist stockfleckig am Vorder- und Fußschnitt. - Als Erstausgabe selten.

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