Details

Autor Kocziszky, Eva
Verlag Reimer, Dietrich
Auflage/ Erscheinungsjahr 23.09.2019
Format 24 × 17 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Seiten/ Spieldauer 240 Seiten
Abbildungen mit 7 Farb- und 54 sw-Abb.
Gewicht 600
ISBN 9783496016205

πᾶσι διδοὺς χρόνον ἅγνον, ὅσων πόρρωθεν ὑπάρχεις σός γὰρ ὕπνος ψυχὴν θραύει καὶ σώματος ὁλκὸν, ἡνίκ’ ἄν ἐκλύῃς φύσεως κεκρατημένα δεσμά τὀν μακρὸν ζώιοισι φέρων αἰώνιον ὕπνον

Allen gibst du heilige Zeit,
Die du von alters beherrschest und lenkst.

Denn dein Schlaf zerschmettert die Seele
Und des Leibes schleppende Last,
Wenn du das Band der Natur,
Das bezwungene, lösest
Und den lebenden Wesen
Bringst den großen, ewigen Schlaf.

Zu dieser Arbeit

Seit den Zeiten Homers übt der Schlaf eine große Anziehungskraft auf Künstler und Literaten aus. Eva Kocziszky zeichnet die Geschichte des Schlafs nach und zeigt, wie sich die antiken Vorstellungen in Texten von Hölderlin oder Rilke, aber auch in der römischen Sarkophagkunst sowie in Werken von Michelangelo, Lovis Corinth oder Giorgio de Chirico widerspiegeln.

Aus dem Vorwort der Autorin

"(...) Die vorliegende Monographie unterscheidet sich von den bisherigen Publikationen in mancher Hinsicht. Sie ist ausgesprochen literaturwissenschaftlich – klassisch-philologisch und germanistisch – konzipiert und fragt nach der literarischen Artikulierung des Schlafs sowie den mit ihr zusammenhängenden bildlichen Darstellungen im gesamtkulturellen Prozess.3 Zudem haben mich die historischen Untersuchungen zu der Überzeugung geführt, dass jene Vielfalt ästhetisch-literarischer Artikulierungen des Schlafes und des Schlafenden, die in den Meisterwerken der europäischen Künste zu erkennen sind, grundsätzlich als Transformationen klassischer antiker Modelle zu verstehen sind. Betrachtet man den Reichtum, den die antike Literatur, bildende Kunst, Philosophie und Heilkunde in Darstellungen und Bearbeitungen des Schlafes zeigt, wird deutlich, dass das Christentum in dieser Hinsicht offenbar weniger innovativ war.

Folglich können die Texte und Bilder abendländischer Kunst von den frühen Mosaiken an bis zu Mark Tanseys Utopic als Arbeit an antikem Gut angesehen werden. Durch die antike Tradition ist außerdem jenes Grundprinzip der vorliegenden Arbeit bestimmt, nämlich dass der Schlaf immer nur für eine wache Person existiert. Daraus folgt, dass Literatur und Kunst Schlafende immer in Gegenwart eines Beobachters oder im Hinblick auf einen solchen Blick darstellen. Zuvorderst anwesend ist hier der Gott des Schlafes selbst, Hypnos. Seine Präsenz schafft einen transitorischen Raum des Schlafes, den eine grenzübergreifende Offenheit einerseits Richtung Leben und Tod, andererseits in Richtung der tiefgründigen inneren Reiche des Subjekts kennzeichnet. Statt um Narrative, mit denen sich die Traumforschung auseinandersetzt, geht es also in meiner Untersuchung um Relationen des Schlafens und Wachens, von Antike bis in die Moderne, in Texten und Bildern, die sich gegenseitig erhellen. Überblickende Kapitel und Einzelanalysen wechseln einander ab. Dies ermöglicht es, auch solche Texte und Kunstwerke vorzustellen, die nicht in vorderster Reihe des Kanons stehen, etwa die Gedichte des August von Platen oder die römischen mythologischen Sarkophage, die seit Winckelmanns abwertendem Urteil in den Rezeptionsgeschichten antiker Kunst kaum einen Platz hatten und deren nachhaltige Wirkung bis heute verborgen blieb. (...)"

Inhalt

Vorwort 7
I. HYPNOS: Schlaf in der Antike

  • 1. Hypnos, der Bruder des Thanatos
  • 2. Der Schlaf und das Irrationale
  • 3. Das Imaginäre
  • 4. Das Janusgesicht des Hypnos

II. In Anwesenheit des Hypnos: Schlafende

  • 1. Hermaphroditos
  • 2. Ariadne und Theseus
  • 3. Endymion
  • 4. Narkissos, Adonis, Attis

III. Der Schlaf zwischen Diesseits und Jenseits

  • 1. Liebe, Tod und Trauer
  • 2. Den Schlaf transzendieren
  • 3. Zeigen und Sich-Zeigen
  • 4. Schlaf mit offenen Augen

IV. Per signum Jonae: Schlaf im frühen Christentum und in der Mystik

  • 1. Jonas schläft Endymions Schlaf weiter
  • 2. „Ich schlafe und mein Herr wacht.“

V. Der Schlafende Sklave des Michelangelo

VI. Die Ruhe der Maschine und der schnarchende Faulpelz: Aufklärerische Positionen

  • 1. Schlaf als archaische Gewohnheit
  • 2. Komik und Schönheit
  • 3. Endymion bei Moritz und Platen.

Kaufoption

39,00 €