Details

Autor Tomeo, Javier
Verlag Klaus Wagenbach
Auflage/ Erscheinungsjahr 1991
Format 20,6 × 10,8 × 1,2 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Leinengebunden
Seiten/ Spieldauer 128 Seiten
Abbildungen s/w Zeichnungen im Text
Reihe Salto, Band 23
SFB Artikelnummer (SFB_ID) SFB-006190_AC

Selten ist das große Thema des einzelnen Menschen, seine Einsamkeit in einer lärmend erstarrten medialen Welt, und Insonderheit die so geringe Reichweite und Wirkmächtigkeit von Spache, nämlich als eine den Anderen tatsächlich mit einer Botschaft erreichenden An-Sprache, in so bewegend-grotesker und gleichermaßen sprach- wie bildmächtigen Weise behandelt worden, wie in dieser nur scheinbar leichtfüßigen Erzählung.

Zu diesem Roman

In Tomeos Geschichte unternimmt es ein seit zwanzig Jahren in seinem spanischen Schloss vergrabener Marquis mit Hilfe eines ausgeklügelten Briefes, den er seinem auf der Burg, ein Tal weiter, vermuteten alten Kumpan und Widersacher zu schreiben gedenkt, aus seiner Ummauerung auszubrechen und in die Gegenwart zurückzukehren – ein großes und poetisches Unternehmen, überaus komisch und geschrieben in einer Sprache von seltener Schönheit.

Das wohlgeplante Unternehmen erweist sich in der Umsetzung als viel schwieriger als gedacht; nicht, weil der Marquis nicht wüßte, was er dem Anzusprechenden mitteilen möchte. Nur ist es so, daß wegen der langen kommunikativen Absenz mit dem zu Erreichenden der Autor sich gezwungen sieht, seinen Brief so zu gestalten und zu formulieren, daß darin alle möglichen Eventualitäten Berücksichtigung finden, damit der Brief auch wirklich den gewünschten Zweck erfüllt: Den anderen mit seinem Inhalt so zu erreichen, daß dieser denselben auch tatsächlich empfangen, verstehen und zur Kenntnis nehmen sich bereitfinden kann - und es gibt vieles zu bedenken:

Lebt denn der andere überhaupt noch? Wird er sich an den Absender überhaupt erinnern? Und wie ist heute seine Meinung zu dem Briefschreiber? Muß der Brief besonders originell an seinem Anfange formuliert sein, damit der Empfänger nicht schon nach dem ersten gelesenen Satz das Papier gelangweilt zur Seite legt? Könnte es jemand im intimen Umfeld des Adressaten geben, welcher den Brief abfängt oder den Inhalt in unpassender Weise - und zum Nachteil des Briefverfassers - interpretiert, kommentiert?

Riesige Probleme türmen sich da auf! - Und nicht nur das: Der treue Diener, welcher mit dem Transfer des Schriftstückes beauftragt wird, muß unbedingt intruiert werden, um den Erfolg der Zustellung nicht schon an Äußerlichkeiten scheitern zu lassen: Dieser möge und muß also verstehen, daß der abverlangte Botendienst ein enorm wichtiger sei; es müsse gewährleistet sein, daß sich der Diener auf seinem Botenweg nicht von demselben durch Ablenkung oder durch hinterhältige Hand abbringen lasse, und wie er dies anstellen möge. Und wie dieser zu verfahren habe, sollte etwa das Tor am Wohnort des Empfängers verschlossen sein - und was dagegen zu unternehen sei. - Je mehr Instruktionen und Lösungsanweisungen für möglich Zustellprobleme der Bote in dem ´Briefing` empfängt, um so mehr neue und natürlich ebenso zu berücksichtigende Eventualitäten tun sich auf, für die wiederum Lösungen im Vorfeld gefunden werden müssen ....

Stimmen zum Roman

»Tomeos poetische List besteht darin, eine explosiv dramatische Geschichte vor uns auszubreiten, die mitunter den Atem raubt und in der gleichwohl nichts an äußerer Handlung vonstatten geht.«

Beate Pinkerneil, seinerzeit in der: Frankfurter Allgemeine Zeitung - FAZ

»(...) Selten ist in der Geschichte der neueren europäischen Literatur das große Thema des einzelnen Menschen in einer lärmend erstarrten Welt so bewegend und unterhaltsam behandelt worden wie in diesem Roman, der bei seinem Erscheinen in der Zeitung »El Pais« als »ein unvergeßliches literarisches Ereignis« gefeiert wurde. Mit dem Erscheinen der deutschen Übersetzung begann 1984 der erstaunliche Aufstieg des bis dahin selbst in Spanien kaum bekannten Autors zum »meistübersetzten spanischen Gegenwartsautor. (...)«

Frankfurter Allgemeine Zeitung, FAZ

»Wer einmal angefangen hat, der wird das Buch zuende lesen, nicht ohne erheitert, bisweilen sogar entzückt zu werden, freilich auch immer wieder nachdenklich.«

Walter Boehlich, NEUE ZÜRCHER ZEITUNG, NZZ

Der Autor

Javier Tomeo, geboren am 9. September 1932 in Quicena (Aragon), einem kleinen Ort in der Provinz Huesca in Aragon. Er studierte Rechtswissenschaften und Kriminologie an der Universität von Barcelona und arbeitete für einen internationalen Schreibmaschinenhersteller. 1967 veröffentlichte er seinen ersten Roman und gehört seither zu den meistgelesenen europäischen Autoren der Gegenwart, dessen Romane und Erzählungen in zahlreiche Sprachen übersetzt sind. Auch mit seinen Theaterstücken war Tomeo bei Publikum und Kritik erfolgreich. 1994 wurde er mit dem renommierten Premio Aragón ausgezeichnet. Tomeo lebte zuletzt als freier Schriftsteller in Barcelona, wo er 2013 starb.

Lieferbarkeitshinweis

Im Archiv der SFB ist das Buch in der feinen leinengebundenen Variante mit geprägter Titelzeichnung in wenigen sehr gut erhaltenen Exemplaren verfügbar; beim Verlag in dieser und auch in der Paperbackausgabe seit Jahren vergriffen.

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