Details

Autor Kollbrunner, Jürg
Verlag Klett-Cotta
Auflage/ Erscheinungsjahr 2001
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Gebunden
Seiten/ Spieldauer 437 Seiten
SFB Artikelnummer (SFB_ID) SFB-000209_AC

Zu diesem Buch

"Sigmund Freud litt an vielen Plagen: Darmstörungen, Migräne und Herzbeschwerden. Die wurden stärker, sobald er rauchte. Und wenn er nicht rauchte? Dann geriet Freud in depressive Verstimmungen. Also rauchte er - bis man bei ihm 1923 ein Mundhöhlenkarzinom entdeckte. Damals war Freud knapp 67 Jahre alt. Und er rauchte weiter, trotz der mehr als 30 Operationen, die bis zu seinem Tod im Jahr 1939 folgen sollten. Wenn er das Rauchen für ein paar Tage sein ließ, konstatierte er "eine große Herabsetzung" seiner "geistigen Interessen", wie es in einem Brief an Max Eitingon aus dem Jahr 1926 heißt.

Drei Jahre später schreibt er an seinen Neffen Samuel: "Das Leben ist mir keine Freude - ich bin in mancherlei Hinsicht nicht mehr als ein Wrack -, aber laß uns rasch die andere Seite ansehen. Ich bin im Besitz meiner geistigen Kräfte, ich arbeite weiter ..." Und so entstehen in dieser Zeit des Jammers und des Leidens noch einige epochale Werke: Die Zukunft einer Illusion (1927), Das Unbehagen in der Kultur (1930) oder Der Mann Moses und die monotheistische Religion (1937-1939). Diese andere, diese heroische Seite haben Freuds Biografen bisher betont, seine Schmerzen, die Mühsal der Mundprothese, das erschwerte Sprechen haben sie dennoch nicht verschwiegen.

Jürg Kollbrunner macht ihnen nun aber einen Vorwurf: "Keiner von ihnen ist der Frage nachgegangen, auf welche Art die Entstehung der Krebserkrankung Freuds mit seinem frühen Leben verbunden sein könnte." Aus dem Vorwurf ist ein Buch entstanden, in dem es um nichts als die Wahrheit geht. Die vermisste psychoätiologische Erklärung der Krebserkrankung Freuds ist dabei nur ein vergleichsweise bescheidenes Zwischenziel. Denn der Autor will mehr: Er will die "Verabschiedung Freuds". Er will eine "neue Solidarität aller Tiefenpsychologen" (zu denen er sich selbst rechnet). Und er will die Welt verbessern.

Und so hebt das Buch denn auch mit einem großen Satz an: "Noch immer staune ich über meine Verwegenheit, als Nicht-Psychoanalytiker ein Buch über den Begründer der Psychoanalyse zu schreiben." Der Leser, der weiß, dass schon viele Bücher von Nicht-Psychoanalytikern über Freud geschrieben wurden, staunt auch ein wenig. Und wenn der Autor gegen Ende des Buches kokett von seiner "unverschämtesten Behauptung" spricht, bleibt dem Leser schier der Mund offen stehen: Freud hätte, hätte er das Buch von Kollbrunner nur gelesen, gewiss dessen Thesen zugestimmt.

Diese Konjunktivakrobatik durchzieht das Buch wie ein roter Faden, aus dem eine "psychosoziale Kausalkette" entsteht, die schließlich alles umschlingt, was Freud je gesagt hat und alle, die je über Freud geschrieben haben, verschwiegen haben könnten. So werden die (vom Autor angenommene) Schuld des Vaters und die (vom Autor angenommene) Dialogunfähigkeit der Mutter Freuds schlüssig mit Freuds Krebserkrankung verknüpft. Da staunt der Leser wieder.

Und der Autor wundert sich noch mehr: War der 6. Mai 1856 wirklich Freuds Geburtstag? Oder wurde Freud am 6. März 1856 geboren? Die Dokumente, die den 6. März als Freuds Geburtstag ausweisen sollen, sind nirgends mehr aufzufinden, während eine vorhandene Geburtseintragung, die in der Fachliteratur faksimiliert abgedruckt ist, den bekannten Geburtstag in einer Schreibweise ausweist, die einen Lesefehler sehr nahe legt: "6. May".

Doch wäre Freud am 6. März geboren, dann wäre er außerehelich gezeugt worden. Dann wären die Schuld des Vaters, der ein viel jüngeres Mädchen verführte, das ihn dann heiraten musste, weil sie schwanger war, und damit auch die Dialogstörung der Mutter wieder etwas wahrscheinlicher. Und weil das schön zur psychosozialen Krebstheorie passen würde, liest sich der letzte Satz des Buches so verwegen wie der erste: "Der wirkliche Geburtstag von Sigmund Freud ist vielleicht (!) der 6. Mai, wahrscheinlicher (!) ist es aber der 6. März 1856." Wer den Konjunktiv schätzt, Spaß an tollkühnen Schlüssen und wilden Deutungen hat, dem wird dieses Buch nicht weiter schaden." (aus einer Rezension von Bernd Nitzschkes in DIE ZEIT)

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