Details

Autor Heinz, Andreas
Verlag Suhrkamp
Auflage/ Erscheinungsjahr Originalausgabe; 20.10.2014
Format 17,9 × 11,4 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Seiten/ Spieldauer 371 Seiten
Gewicht 227
Reihe suhrkamp taschenbuch wissenschaft, Band 2108
ISBN 9783518297087

Zu diesem Buch

Werden Menschen der westlichen Hemisphäre zunehmend anfälliger für psychische Erkrankungen? Oder ist es nicht vielmehr so, daß der Toleranzkorridor dessen, was als gesund, normal, erwünscht in der Gesellschaft angesehen wird, durch deren nivellierende Rahmenbedingungen zunehmend und systematisch schmaler wird?

Sind es in Teilen sich verselbstständigt habende Institutionen der Gesund- bzw. Krankheitsindustrie, welche aus verständlichen Eigeninteressen bestrebt sind, die Pathologisierung von menschlichen Erscheinungs- und Handlungsformen voranzutreiben, um erkannte Abweichungen sodann einer profitträchtigen Behandlung zuführen zu können?

Der Autor bringt ein schönes Beispiel zu den dramatisch veränderten Einschätzungen Professioneller zum Thema Tod und Trauern: Wie lange darf ein Mensch nach dem Tod eines nahen Angehörigen trauern, ohne als depressiv oder anderweitig psychisch krank zu gelten? - Galt vor gerade einmal einer Generation als respektierliche Trauerzeit eine Frist von einem Jahr als üblich und angemessen, hat sich diese zugestandene Zeitspanne immer weiter verringert: In der Neuausgabe 2014 des DSM werden Mediziner und Psychotherapeuten inzwischen dazu angehalten, bereits nach wenigen Wochen die Alamglocken zu läuten, wenn ein Patient noch immer trauert …

In seiner nüchternen Bestandsaufnahme geht der Mediziner und Philosoph Andreas Heinz den möglichen Gründen auf die Spur: Wer oder was treibt zu solchen Regorismen? Was besorgen die unterschwellig gesetzten Stressoren und wer profitiert von der schleichenden Pathologisierung und der Bevormundung menschlichen Handelns und Verhaltens durch Medizin und Psychotherapie? Hinz plädiert angesichts der Diversität menschlicher Lebensformen für einen philosophisch informierten, relativen Krankheitsbegriff, der sich nicht vorwiegend an externen statischen Vorgaben, vielmehr an der subjektiven Empfindung des Individuums zu sich und seinem Körper zu orientieren habe.

Pressestimmen

»Das Ergebnis ist eine empathische Anerkennung psychischen Leidens, aber auch ein Plädoyer gegen voranschreitende Pathologisierungen und eine beeindruckende Verteidigung der Vielfalt des menschlichen In-der-Welt-Seins.« (Daniel Schreiber, Philosophie Magazin, 1/2015)

Der Autor

Andreas Heinz ist Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Campus Charité Mitte in Berlin.

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