Details

Autor Hartwig, Mela (1893-1967)
Verlag Droschl, M
Auflage/ Erscheinungsjahr 2004, EA
Format 21 × 13 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Hardcover
Seiten/ Spieldauer 304 Seiten
Gewicht 507
ISBN 9783854206590

Zu diesem Band

Nachdem sie einige Jahre zuvor bereits als Schauspielerin Karriere gemacht hatte, betrat Mela Hartwig 1928 die literarische Bühne mit einem von Alfred Döblin und Stefan Zweig empfohlenen Erzählband, Ekstasen, der von den Zeitgenossen höchst zwiespältig aufgenommen wurde. 'Außerordentlich quälend und unerfreulich' seien ihre Stoffe, Zeugnisse eines 'durch die Psychoanalyse verjauchten Gehirns'. So wurden dann auch (bis auf den Roman Das Weib ist ein Nichts, 1929) ihre weiteren Werke nicht mehr zum Druck angenommen: die Kurzgeschichtensammlung Quer durch die Krise ist bis heute verschollen und der Roman Bin ich ein überflüssiger Mensch? blieb bis lange nach ihrem Tod unveröffentlicht.

In diesem Band sind zum ersten Mal alle Erzählungen von Mela Hartwig gesammelt: die Novellen aus dem berühmten Erstling Ekstasen, andere Erzählungen aus deren Umfeld (z. T. nur im Nachlass vorhanden), die 1936 in einem französischen Exilverlag gedruckte Novelle ´Das Wunder von Ulm` und die einzige nach 1945 noch erschienene Prosaveröffentlichung Georgslegende.

Wie wenige andere Autoren steht Mela Hartwig zwischen den Polen des Expressionismus, mit seiner überreizten Sinnlichkeit und seinen stilistischen Neuerungen, und der nüchternen Beschreibungskunst der Neuen Sachlichkeit. Immer aber behandelt sie unerschrocken, mit großer Kunstfertigkeit und gestaltender Intelligenz schmerzhafte und daher gerne verschwiegene Themen; keine Autorin hat in ihren neurotischen Frauenfiguren solche Weiblichkeitsentwürfe gewagt, keine hat aber auch wie sie die sozialen Realitäten ihrer Zeit, Arbeitslosigkeit und mörderischer Antisemitismus, gestaltet.Psychoanalyse und Literatur

Pressestimmen

»Mela Hartwig ist eine jener vergessenen Autorinnen der Zwischenkriegszeit, deren Wiederentdeckung hoch an der Zeit war.«  - Bernhard Fetz, im: ORF

»Hartwigs ständiger Wechsel von heißer Emotion und eisiger Analyse zieht unvermindert in den Bann – eine Wiederentdeckung.«   Katrin Hillgruber, in: Der Spiegel

»Demütigende materielle Einschränkungen, Behördenwillkür und unerwiderte Liebe: aus dieser schwärenden Mischung ergibt sich der explosive Cocktail für den Furor der hartwigschen Heldinnen. … Eine thematisch und stilistisch außergewöhnliche Autorin.«  -  Katrin Hillgruber, in: Der Bund

»Die wilden zwanziger Jahre der Literatur – im Hintergrund die Psychoanalyse Sigmund Freuds.«  -  Reinhold Tauber, Oberösterreichische Nachrichten

»Mela Hartwigs hauptsächlich erstmals 1928 veröffentlichte und nun neu aufgelegte Kurzgeschichten und Novellen treffen einen Nerv. Rund hundert Jahre nach der Erstveröffentlichung verhandelt Hartwig oft erschreckend zeitgemäß Vaterfiguren und romantische Beziehungsabhängigkeiten, Abtreibungen und Machtverhältnisse, Psychoanalyse und Abgründe, gesellschaftliche Erwartungen und Schönheitsstandards. (…) Hoffentlich endlich die Wiederentdeckung einer Autorin, die in einem Atemzug mit Ingeborg Bachmann und Marlen Haushofer genannt werden sollte.«   -  Teresa Preis, in: Buchkultur

Die Autorin

Mela Hartwig, Geboren 1893 in Wien, war Mela Hartwig zunächst Schauspielerin, zuletzt am Schillertheater in Berlin. Sie heiratete den jüdischen Rechtsanwalt Robert Spira und verlegte ihren Lebensmittelpunkt nach Graz. Infolge der Veröffentlichung ihrer ersten Erzählungen (auf Fürsprache von Alfred Döblin) sowie des Novellenbands Ekstasen (1928) und des Romans Das Weib ist ein Nichts (1929) hatte sie Schwierigkeiten, als Jüdin von einem Verlag angenommen zu werden. Sie begann zu malen. 1938 emigrierte das Ehepaar – nach der Enteignung durch die Nazis und der Vernichtung von Mela Hartwigs Bildern – nach England, wo sich die Künstlerin mit Virginia Woolf befreundete und wo sie in den Jahren 1946 bis 1948 den Roman Inferno schrieb, der zu Lebzeiten nie veröffentlicht wurde. 1967 starb sie in London.

Ab den 30ern bis zu ihrem Tod konnte sie, abgesehen von ganz kurzen Arbeiten, keinen ihrer Texte mehr publizieren. Erst 1992 erschien eine Neuausgabe der Ekstasen. Bei Droschl wurden Bin ich ein überflüssiger Mensch? (2001), Das Weib ist ein Nichts (2002), Das Verbrechen (2004) und Inferno (2018) aus dem Nachlass publiziert. (Text Droschl Vlg)

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