Details

Autor Taylor, Charles
Verlag Suhrkamp
Auflage/ Erscheinungsjahr 13.06.2017
Format 20,5 × 13,2 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Hardcover
Seiten/ Spieldauer 655 Seiten
Gewicht 625
ISBN 9783518587027

Zu diesem Buch

Seit Jahrhunderten wird in der Philosophie über die Natur der Sprache gestritten. Für die rationalistisch-empiristische Tradition in der Folge von Hobbes, Locke und Condillac ist sie ein Werkzeug, das Menschen erfunden haben, um Informationen auszutauschen.

In seinem neuen Buch bekennt sich Charles Taylor zum gegnerischen Lager der Romantik um Hamann, Herder und Humboldt und zeigt, dass der rationalistisch-empiristische Ansatz etwas Entscheidendes übersieht: Sprache beschreibt nicht bloß, sie erschafft Bedeutung, formt alle menschliche Erfahrung und ist integraler Bestandteil unseres individuellen Selbst.

Taylor geht jedoch noch einen Schritt über das Denken der deutschen Romantik hinaus und entwirft eine umfassende Theorie der Sprache im Sinne des linguistischen Holismus: Sprache ist ein geistiges Phänomen, aber sie kommt auch in künstlerischen Darstellungen, Gesten, Stimmen, Haltungen zum Ausdruck und kennt daher keinen Gegensatz von Körper und Geist. Indem er dieses grundlegende Vermögen des »sprachbegabten Tiers« erhellt, wirft Taylor ein neues Licht darauf, was es heißt, ein Mensch zu sein.

Aus dem Vorwort des Autors

"Das Thema des vorliegenden Buchs ist das menschliche Sprachvermögen, und es geht mir um den Nachweis, daß dieses Vermögen mehr Formen annehmen kann, als man vermuten möchte. Will sagen: Dieses Vermögen umfaßt Fähigkeiten zur Erschaffung von Bedeutungen, die weit über die viel zu oft als zentral aufgefaßte Fähigkeit zur Codierung und Übermittlung von Informationen hinausgehen.

Besonders angeregt haben mich die sprachtheoretischen Ansichten, die in den 1790er Jahren in Deutschland entwikkelt wurden, also in jener Zeit und an jenem Ort, an dem das, was wir unter deutscher Romantik verstehen, in Blüte stand. Die wichtigsten Theoretiker, auf die ich mich stütze, sind Hamann, Herder und Humboldt. Dementsprechend nenne ich die Theorie, die ich ihnen entnehme, die HHH-Theorie. Die Gegentheorie zu dieser Einstellung wurde von den großen Denkern der frühen Neuzeit ausgearbeitet, also von jenen sei`s rationalistischen oder empiristischen Philosophen, die außerdem für die erkenntnistheoretischen Gedanken verantwortlich sind, welche aus dem Werk Descartes’ hervorgingen, ja, zum Teil in Opposition zu diesem entwickelt wurden. Die frühen Hauptvertreter dieser Tradition, die ich hier anführe, sind Hobbes, Locke und Condillac.

Dementsprechend bezeichne ich diese Richtung abkürzend als HLC-Theorie. Einem Wissenschaftler des zwanzigsten oder einundzwanzigsten Jahrhunderts, der – wie wir alle – unter dem Einfuß von Saussure, Frege und (bis zu einem gewissen Grad) Humboldt steht, kommt diese Theorie unfaßbar unsubtil vor. Doch einige ihrer Grundannahmen leben in der nachfregeschen analytischen Philosophie sowie in manchen Zweigen der Kognitionswissenschaft weiter.

Ein wichtiger Teil dessen, was ich mir in diesem Buch vorgenommen habe, besteht somit darin, die restlichen Bruchstücke des HLC-Erbes dadurch zu widerlegen, daß ich Einsichten der HHH-Theorie weiterentwickle. Das Ergebnis ist hoffentlich eine sehr viel befriedigendere und daher buntere,
wenn auch weniger aufgeräumte Theorie über das Wesen des menschlichen Sprachvermögens. (...)"

Stimmen zum Buch

»Taylor verkörpert einen Typus, der in der akademischen Philosophie selten geworden ist: den des Universalgelehrten.«

Philipp Hübl, Frankfurter Allgemeine Zeitung

»Seine ganze bemerkenswerte Karriere hindurch hat Charles Taylor darauf beharrt, dass Sprache nicht nur die Welt abbildet, sondern sie schafft. Nun legt er sein definitives Statement dazu vor.«

The Guardian

Der Autor

Charles Taylor ist emeritierter Professor für Philosophie an der McGill University in Montreal und einer der einflussreichsten Sozialphilosophen der Gegenwart. Geboren 1931 in Kanada, studierte er an der McGill University und an der Universität Oxford, wo er 1961 seinen Ph.D. erwarb. Danach kehrte er nach Montreal zurück und lehrte dort bis zu seiner Emeritierung politische Philosophie. Er hat bahnbrechende Studien vorgelegt, u.a. zu Hegel sowie zum Kommunitarismus, Säkularismus und Multikulturalismus. Charles Taylor nahm Gastprofessuren u.a. an den Universitäten von Oxford, Princeton, Berkeley, an der J.W. Goethe-Universität Frankfurt und der Hebrew University Jerusalem wahr. 1997 erhielt er den Hegel-Preis der Stadt Stuttgart und 2007 den Templeton-Preis (für Ein säkulares Zeitalter), 2008 wurde er für sein Lebenswerk mit dem Kyoto-Preis ausgezeichnet, der als »Philosophie-Nobelpreis« gilt. Charles Taylor war zudem Mitglied der britischen Labour-Partei und kandidierte für das kanadische Unterhaus.

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