Details

Autor Aigner, Andreas
Verlag Nomos
Auflage/ Erscheinungsjahr 26.10.2022
Format 22,7 × 15,3 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Seiten/ Spieldauer 424 Seitenb
Gewicht 621
Reihe Interdisziplinäre Tierethik | Interdisciplinary Animal Ethics, Band 2
ISBN 9783848787593

Zu diesem Buch

Der Anthropozentrismus und die Tatsache, dass manche Tiere nur als Mittel zum Zweck ihrer wirtschaftlichen Verwertung gelten, während andere regelrecht geliebt werden, sind häufig Ziel tierethischer Kritik.

Auf der Grundlage der psychoanalytischen Theorien von Jacques Lacan untersucht der Autor, inwiefern die augenscheinlichen Ambivalenzen in der Mensch-Tier-Beziehung auf unterschiedlichen Formen des Genießens beruhen. Unter Bezugnahme auf das Reale, das Symbolische und das Imaginäre, die nach Lacan die menschliche Wirklichkeit definieren, zeigt der Autor, wie das Genießen und dessen Grenzen z. B. unser Denken über Heimtiere, Nutztiere oder Wildtiere prägen. Diese alternative Perspektive soll zu einem besseren Verständnis der Herausforderungen in der Mensch-Tier-Beziehung beitragen.

Aus dem Vorwort des Autors

"(...) Eine Herausforderung beim Verfassen dieser Monographie bestand da­rin, zwei sehr unterschiedliche Bereiche – die Tierethik und die Psychoana­lyse von Jacques Lacan – konstruktiv miteinander zu verbinden und dabei zu zeigen, dass Lacans Theorien einen gewinnbringenden Ausgangspunkt für eine alternative Betrachtungsweise tierethischer Probleme bieten.

Eine andere Herausforderung betrifft die Theorien von Lacan selbst, die nicht nur originelle Einsichten in die menschliche Subjektivität beinhalten, son­dern aufgrund ihrer Reichhaltigkeit und Komplexität immer wieder den Eindruck erwecken, dass man etwas missverstanden oder übersehen ha­ben könnte. Die wiederholte Herausforderung des eigenen Verständnisses dieser Theorien hatte eine motivierende Wirkung auf meine Auseinander­setzung mit Lacans Werk.(...) Ebenso sei Robert Pfaller für seine wertvolle Unterstützung in der Betreuung der Arbeit sowie die bereichern­den Gespräche und Anregungen gedankt. Mein Dank richtet sich des Weiteren an Peter Widmer, der mich bereits in der Anfangsphase der Dissertation mit hilfreichen Hinweisen und Kommentaren unterstützte.(...) Für die Begutachtung der Dissertation möchte ich August Ruhs und Hub Zwart herzlich danken. (...)"

Andreas Aigner

Inhalt

1 Einleitung

  • 1.1 Ausgangspunkt: Zur Frage des Anthropozentrismus
  • 1.2 Fragestellung und Zielsetzung
  • 1.3 Vorgehen und Aufbau

2 Tierethik und Anthropozentrismus

  • 2.1 Das Problem des Anthropozentrismus
  • 2.2 Anthropozentrismus: Definition
    2.2.1 Moralischer Anthropozentrismus
    2.2.1.1 „Strikter“ moralischer Anthropozentrismus
    2.2.1.2 Hierarchisierung
    2.2.1.3 Instrumentalisierung
    2.2.2 Epistemischer Anthropozentrismus (Anthropozentrik)
    2.2.3 Ambivalenz und Anthropozentrismus: Wie denken Menschen über Tiere?
  • 2.3 Der moralische Individualismus: Klassiker der Tierethik
  • 2.4 Alternative Perspektiven der Tierethik
    2.4.1 Moralischer Relationalismus und feministische Positionen
    2.4.2 Postanthropozentrismus und Posthumanismus
    2.4.2.1 Derrida und der Posthumanismus
    2.4.2.2 Ist das posthumane Subjekt sprachlich strukturiert?

3 Das Subjekt Lacans 99

  • 3.1 Zur Begegnung von Tierethik und Psychoanalyse
    3.1.1 Das „Zentrum“ des Anthropozentrismus und das Lacan’sche Unbewusste
    3.1.2 Lacan in der Tierethik: Chancen und Schwierigkeiten
    3.1.3 Der „frühe“ und „späte“ Lacan
  • 3.2 Das Subjekt des Unbewussten
    3.2.1 Signifikant und Signifikat: Definition
    3.2.2 Das unbewusste Denken und die signifikante Batterie
    3.2.3 Der Herrensignifikant und der binäre Signifikant
    3.2.4 Ich und geteiltes Subjekt: Das Verschwinden des epistemischen „Zentrums“
    3.2.5 Signifikant, Begehren, Mangel
    3.2.6 Das Objekt a: Ursache des Begehrens, Objekt des Triebes, Mehr-Genießen
  • 3.3 Das Subjekt des Genießens
    3.3.1 Eine Neuformulierung des Unbewussten?
    3.3.2 Das Reale, das Symbolische und das Imaginäre
    3.3.3 Die lalangue
    3.3.4 Der Borromäische Knoten
    3.3.5 Am Grunde der Ambivalenz: Die Formen des Genießens
    3.3.5.1 Das Objekt a im Borromäischen Knoten
    3.3.5.2 Genießen des Sinns
    3.3.5.3 Phallisches Genießen
    3.3.5.4 Genießen des Anderen

4 Das Lacan’sche Tier

  • 4.1 Zur Grenzziehung zwischen Mensch und Tier
  • 4.2 Tiere: Gefangene des Imaginären?
  • 4.3 Das Tier und die „Blödheit“ des Signifikanten
  • 4.4 Von halben Hühnchen: Komik und Mensch-Tier-Beziehung
  • 4.5 Der Borromäische Knoten und das Tier
    4.5.1 Die Mensch-Tier-Beziehung und die Formen des Genießens: Überblick
    4.5.2 Genießen des Sinns: Heimtier und tierliches Individuum
    4.5.2.1 Bindungen zu Tieren: „Egomorphe“ Spiegelbilder?
    4.5.2.2 Wertvolle Individuen mit Eigenarten: Was ein Tier besonders macht
    4.5.2.3 Kommunikation mit Tieren
    4.5.2.4 Genießen des Sinns und Tierethik
    4.5.2.5 Komik und Genießen des Sinns: Aufgesetzte Signifikanten
    4.5.2.6 Genießen des Sinns: Zusammenfassung 
    4.5.3 Phallisches Genießen: Nutztier und Versuchstier
    4.5.3.1 Instrumentalisierung: Der Ausschluss vom Imaginären
    4.5.3.2 Gewalt an Tieren: Das Symbolische
    4.5.3.3 Tiere essen: Regeln des guten Geschmacks?
    4.5.3.4 Tierversuche: Künstliche Montagen
    4.5.3.5 Tieropfer: Verlust von Genießen
    4.5.3.6 Geschlecht und Fleischkonsum: „Richtige Männer“?
    4.5.3.7 Phallisches Genießen und Tierethik
    4.5.3.8 Komik und phallisches Genießen: Nichts zu lachen?
    4.5.3.9 Phallisches Genießen: Zusammenfassung
    4.5.4 Genießen des Anderen: Wildtier und Zootier
    4.5.4.1 Außerhalb des Symbolischen: Ein in sich erfülltes Genießen?
    4.5.4.2 Jagen und Staunen: Das Wildtier und der Vater
    4.5.4.3 Genießen des Anderen und Tierethik
    4.5.4.4 Komik und Genießen des Anderen: Eine komische Theorie der Evolution
    4.5.4.5 Genießen des Anderen: Zusammenfassung

5 Schluss

  • 5.1 Ambivalenz und Genießen
  • 5.2 Anthropozentrismus
  • 5.3 Ausblick

Literaturverzeichnis

Der Autor

Andreas Aigner promovierte 2020 an der Universität Wien (Institut für Philosophie). In seiner Doktorarbeit beleuchtete er den Anthropozentrismus und die Ambivalenzen in der Mensch-Tier-Beziehung aus der Perspektive der Psychoanalyse von Jacques Lacan. Aigner war von Dezember 2013 bis Oktober 2021 Mitarbeiter am Messerli Forschungsinstitut. Bevor er sich primär seiner wissenschaftlichen Karriere widmete, arbeitete er mehrere Jahre als klinischer Psychologe. Seine Forschungsinteressen sind unter anderem die psychologischen Aspekte der Mensch-Tier-Beziehung, die Schnittstelle zwischen Psychoanalyse und Philosophie/Tierethik und das Verhältnis zwischen traditionellen und alternativen Zugängen zur Tierethik.

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