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Autor Willemsen, Roger (1955-2016)
Verlag FISCHER Taschenbuch
Auflage/ Erscheinungsjahr 27.07.2017
Format 19 × 12.5 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Seiten/ Spieldauer 432 Seiten
Gewicht 373
ISBN 9783596198108

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"Das Hohe Haus" - Szenische Lesung mit Roger Willemsen

"Das Hohe Haus" - Szenische Lesung mit Roger Willemsen

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Zu dieser Reportage der anderen Art

Ein Jahr lang saß Roger Willemsen (1955-2016) im Deutschen Bundestag – nicht als Abgeordneter, sondern als ganz normaler Zuhörer auf der Besuchertribüne im Berliner Reichstag.

Es war eine Langzeitbeobachtung aus der Perspektive eines Bürgers, wie er noch nicht unternommen wurde: Über das gesamte Jahr 2013 hinweg verfolgte Willemsen die Plenarsitzungen in jeder einzelnen Sitzungswoche, kein Thema war ihm zu abgelegen, keine Stunde zu spät. Er sprach nicht mit Politikern oder Journalisten, sondern machte sich sein Bild aus eigener Anschauung und 50000 Seiten Parlamentsprotokoll.

Als leidenschaftlicher Zeitgenosse und »mündiger Bürger« mit offenem Blick erlebte er nicht nur die großen Debatten, sondern auch Situationen, die nicht von Kameras erfasst wurden und jedem Klischee widersprechen: effektive Arbeit, geheime Tränen und echte Dramen. Der Bundestag, das Herz unserer Demokratie, funktioniert – aber anders als gedacht.

Leseprobe

"Das Parlament steht den Bürgern nicht einfach offen. Sie kommen in Gruppen, Teil organisierter Busreisen, denen sich vor allem Senioren aus dem ganzen Land anschließen. Oder sie kommen zu Schulausflügen oder Klassenfahrten. Ein Mädchen erzählt mir, dass sie sich ehemals eine Fahrt nach Berlin nur leisten konnten, weil man für einen Parlamentsbesuch eine Kopfprämie erhielt. Heutzutage sitzen meist Senioren oder Halbwüchsige auf den Tribünen. Sie dürfen für eine Stunde bleiben. Danach werden sie wieder hinauskomplimentiert.

Ich selbst muss einen komplizierteren bürokratischen Weg gehen, meine Daten hinterlegen, meine Absichten erklären, in jeder neuen Sitzungswoche einen neuen Ausweis beantragen, denn, so wurde mir geflüstert, man müsse sehr auf den Ruf des Hohen Hauses achten. Fehler könnten Entlassungen nach sich ziehen. So oft bekam ich das zu hören, dass ich mich des Gefühls nicht erwehren konnte, dieses öffentlichste aller Gebäude habe etwas zu verbergen – etwas, das Kameras nicht zeigen, Stenographen nicht verzeichnen? Es ist mein Parlament, dachte ich, es verhandelt meine Sache, wird von mir bezahlt, warum sollte ich es nicht besuchen dürfen, so oft und so lang ich möchte? Glaubt man vielleicht, dass Bürger, wenn sie das Parlament besser kennten, es weniger schätzten? (...)" (Seite 12 /13)

Stimmen zum Buch

»Messerscharfer Blick hinter die Kulissen des Bundestags und auf das Treiben unserer Volksvertreter«

Der Spiegel, 17.03.2014

»Dass wir all dies von Roger Willemsen erzählt bekommen, ist ein Glücksfall.«

Anja Maier, taz, 15.03.2014

»Die Stärken seines Berichts bestehen in der filigranen Beobachtungskunst […] sowie überhaupt in der stilistischen und analytischen Kunst, die dieses Buch wirklich lesenswert macht.«

Ronald Düker, Die Welt, 08.03.2014

»Beim Lesen entsteht das Gefühl, selten ein wichtigeres Buch über politische Prozesse und über die Menschen in diesem Betrieb gelesen zu haben«

Jeannette Villachica, Nürnberger Nachrichten, 10.02.2014

Der Autor

Roger Willemsen, geboren 1955 in Bonn, gestorben 2016 in Wentorf bei Hamburg, arbeitete zunächst als Dozent, Übersetzer und Korrespondent aus London, ab 1991 auch als Moderator, Regisseur und Produzent fürs Fernsehen. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Bayerischen Fernsehpreis und den Adolf-Grimme-Preis in Gold, den Rinke- und den Julius-Campe-Preis, den Prix Pantheon-Sonderpreis, den Deutschen Hörbuchpreis und die Ehrengabe der Heinrich-Heine-Gesellschaft. Willemsen war Honorarprofessor für Literaturwissenschaft an der Humboldt-Universität in Berlin, Schirmherr des Afghanischen Frauenvereins und stand mit zahlreichen Soloprogrammen auf der Bühne. Zuletzt erschienen im S. Fischer Verlag seine Bestseller ›Der Knacks‹, ›Die Enden der Welt‹, ›Momentum‹ und ›Das Hohe Haus‹. Über sein umfangreiches Werk gibt Auskunft der Band ›Der leidenschaftliche Zeitgenosse‹, herausgegeben von Insa Wilke.

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