Details

Autor Anzieu, Didier
Verlag Suhrkamp
Auflage/ Erscheinungsjahr 25.06.1996
Format 17,9 × 11 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Seiten/ Spieldauer 324 Seiten
Gewicht 202
Reihe stw
ISBN 9783518288559

Zu diesem Buch

Jede psychische Aktivität lehnt sich nach Freud an eine biologische Funktion an; das Haut-Ich beruht auf den verschiedenen Funktionen der Haut.

Als erstes hat die Haut die Funktion einer Tasche, welche in ihrem Inneren das Gute und die Fülle - aus der Erfahrung des Stillens, der Pflege und der begleitenden Worte der Mutter - enthält und festhält. Die zweite Funktion der Haut ist die einer Grenzfläche; sie bildet eine Barriere zur Außenwelt und schützt vor der Penetration als Ausdruck von Gier und Aggression anderer Menschen und Objekte. In ihrer dritten Funktion schließlich ist die Haut - nicht weniger als der Mund - Ort und primäres Werkzeug der Kommunikation und der Entstehung bedeutungsvoller Beziehungen; sie bildet zudem eine reizaufnehmende Oberfläche, auf der sich die Zeichen dieser Beziehungen einschreiben. Diese epidermischen und propriozeptiven Wurzeln befähigen das Ich, sowohl Barrieren zu errichten (die zu psychischen Abwehrmechanismen werden) als auch den Informationsfluß (mit dem Es, dem Über-Ich und der Außenwelt) zu kontrollieren.

Unter Haut-Ich versteht Anzieu einen grundlegenden Eindruck, mit dessen Hilfe das Baby ausgehend von seiner Erfahrung der eigenen Körperoberfläche und der der Mutter - eine Vorstellung von sich selbst als ein Ich entwickelt. Er zeigt, wie sich klinische Phänomene der perverse Masochismus, der hysterische Kern der Neurose und die Unterscheidung zwischen narzißtischen Neurosen und Borderline-Zuständen - aus Defiziten oder Überbesetzungen bestimmter Funktionen des Haut-Ichs verständlich machen lassen. Didier Anzieu ist Vizepräsident der Association psychanalytique de France und emeritierter Professor für klinische Psychologie an der Universität Paris X (Nanterre).

Der Autor

Didier Anzieu (* 8. Juli 1923 in Melun; † 25. November 1999 in Paris) war ein französischer Psychoanalytiker, der bekannt wurde durch eine Pascal-Ausgabe; durch Arbeiten zum Psychodrama und zur Gruppendynamik; durch eine Studie über Freuds Selbstanalyse sowie durch seine Theorie des „Haut-Ich“, die die Formung des Denkens und der Persönlichkeit durch Berührungserfahrungen beschreibt. Seine kritische Distanzierung von Jacques Lacan wurde zu einer wichtigen Etappe bei der Spaltung der psychoanalytischen Schulen in Frankreich.

Noch als Schüler in Melun begann Anzieu mit einem seiner Lehrer, Zacharie Tourneur, an einer Neuherausgabe der Pensées von Blaise Pascal zu arbeiten, die die erhaltenen Fragmente erstmals in der ursprünglichen Anordnung präsentieren sollte. Anzieu brachte die Ausgabe 1960 heraus, sie wird als Ausgabe Tourneur-Anzieu zitiert.

1945 begann Anzieu an der École normale supérieure zu studieren, wo er auch Jacques Lacan hörte. An das Philosophiestudium schloss er eins der Psychologie bei Daniel Lagache an, dessen Assistent er 1951 wurde. Anzieu forschte im Bereich der klinischen Psychologie und war rasch als Spezialist für Psychodrama und projektive Methoden anerkannt.

Analyse bei Lacan - Die Geschichte seiner Mutter: 1949 hatte er eine Psychoanalyse bei Jacques Lacan begonnen, zunächst ohne dass beide wussten, dass Lacan bereits Anzieus Mutter behandelt hatte: Er kannte sie unter ihrem Geburtsnamen Marguerite Pantaine und hatte ihren Fall seiner Dissertation von 1932, Über die paranoische Psychose und ihre Beziehungen zur Persönlichkeit, zugrunde gelegt – und dabei auch schon über Anzieu selbst geschrieben. Anzieus Mutter hatte ihn bald nach seiner Geburt verlassen, hielt aber zunächst noch Kontakt zu ihm. Jahre später wurde sie in die psychiatrische Klinik Sainte-Anne in Paris eingewiesen, in der damals auch Lacan arbeitete, nachdem sie die Schauspielerin Huguette Duflos tätlich angegriffen hatte. Nach jahrelanger psychiatrischer Unterbringung arbeitete sie 1952/53 als Haushälterin für Lacans Vater. In dieser Situation erneuerte Anzieu den Kontakt und erfuhr von ihrer Behandlung durch Lacan. Er beendete die Analyse und ging zu Lacan auf kritische Distanz. (...)

Quelle. Wikipedia

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