Details

Autor Sinclair, Upton
Herausgeber Heartfield, John (Einbandgestaltung) (Hg.)
Verlag Malik Vlg, Berlin
Auflage/ Erscheinungsjahr 1922, EA
Format 12,4 × 15,8 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung OLwd. im Schuber
Seiten/ Spieldauer Bd.1: 192 Seiten / Bd.2: 87 Seiten / Bd.3: 182
SFB Artikelnummer (SFB_ID) SFB-010751_AQ

Hermann 327. Schulz A 10 (1-3). Autorisierte Übersetzung von Hermynia Zur Mühlen. Einbandgestaltung von John Heartfield

Inhalt der Bände

Band I: Buch des Geistes

Einleitung

  1. Kapitel: Die Art des Lebens
  2. Kapitel: Die Natur des Glaubens
  3. Kapitel: Die Anwendung des Verstandes
  4. Kapitel: Der Ursprung der Moral
  5. Kapitel: Die Natur und der Mensch
  6. Kapitel: Der Mensch als Rebell
  7. Kapitel: Die Schaffung einer neuen Moral
  8. Kapitel: Die Tugend der Mäßigung
  9. Kapitel: Die Wahl des Lebens
  10. Kapitel: Ich und mein Nächster
  11. Kapitel: Geist und Körper
  12. Kapitel: Der Geist des Körpers
  13. Kapitel: Die Erforschung des Unterbewußtseins
  14. Kapitel: Das Problem der Unsterblichkeit
  15. Kapitel: Der Beweis für das Leben nach dem Tode
  16. Kapitel: Die Macht des Intellekts
  17. Kapitel: Die Beherrschung des Intellekts

Aus der Einleitung:

„Der Verfasser dieses Werkes lebt nun schon zweiundvierzig Jahre auf dieser Welt. Dies mag manchen kurz erscheinen, doch genügte diese Zeit, um viele folgenschwere Irrtümer zu begehen und aus ihnen zu lernen. Da ich mich umblicke, sehe ich gar manche die gleichen Irrtümer begehen, sehe sie leiden, weil ihnen die Erfahrungen fehlen, die ich auf schmerzliche Art erworben habe. Daher erscheint es mir als eine freundschaftliche Handlung, ihnen das Wissen ohne den Schmerz anzubieten. Ich erhalte im Jahr buchstäblich Tausende von Briefen, die bisweilen die seltsamsten Fragen an mich stellen. Ein Mann wird von einem Krebsleiden befallen, fragt, ob ich glaube, er könne sich durch Fasten kurieren? Ein anderer hat seine Ersparnisse in Bergwerksaktien angelegt, ich soll ihm darüber gute Ratschläge erteilen. Ein dritter, ein Ausgebeuteter, schuftet in einer „Sweat-Fabrik“, hat bloß wenig Zeit, sich zu bilden, ich möge ihm doch sagen, was er lesen soll. Ein Vierter schreibt, er mache seine Frau unglücklich, wie solle man Frauen behandeln?“

Band II: Buch des Körpers und der Liebe

  1. Kapitel: Die Einheitlichkeit des Körpers
  2. Kapitel: Diätfehler
  3. Kapitel: Diätregeln
  4. Kapitel: Nahrungsmittel und Gifte
  5. Kapitel: Weitere Gedanken über die Gesundheit
  6. Kapitel: Arbeit und Erholung
  7. Kapitel: Die Fastenkur
  8. Kapitel: Die Unterbrechung des Fastens
  9. Kapitel: Schlußwort

Aus dem 1 Kapitel:

„Wir dürfen den Körper nicht als etwas vom Geiste getrenntes betrachten; freilich ist er eine Maschine, aber eine Maschine, die einen Lenker besitzt. Nun kann eine tadellose Maschine sehr gut einen trunksüchtigen und unverantwortlichen Lenker haben, aber in diesem Fall wird sie nicht lange lange in tadellosem Zustand bleiben. Wird die Maschine verdorben, so liegt sehr oft die Schuld an dem Lenker, mit anderen Worten: der Geist, der den Körper lenkt, bedarf einer Aenderung.

Wollt Ihr einen gesunden Körper besitzen und ihn so lange wie möglich gesund erhalten, so müßt Ihr vor allem ein Problem lösen: was wollt Ihr aus Euerem Leben machen? Ihr müßt Euch ein Ziel setzten, den Aufgaben des Lebens voller Energie und Intresse gegenüberstehen. Was für einen Sinn hat es, mit einem Menschen, der kein ethisches Ziel besitzt, über Gesundheit zu sprechen? Er wird erwidern - ich erhielt tatsächlich von einem Opfer des Alkohols folgende Antwort — „Laßt mich in Ruhe. Ich habe das Recht, auf meine eigene Art zum Teufel zu gehen."

Freilich ist auch das Umgekehrte wahr: ein kranker Mensch vermag sich schwerlich eines völlig gesunden Geistes zu erfreuen. Das Ganze erinnert an die alte Frage: was war zuerst, die Henne oder das Ei ? Geist und Körper sind eng mit einander verbunden, hat man mit dem einen zu schaffen, so bemerkt man gar bald, daß man auch mit dem anderen zu tun hat. Die meisten Aerzte lassen den Geist unbeachtet, während die Christlichen Scientisten hingegen aus religiösen Gründen den Körper nicht berücksichtigen; beide zahlen die Buße verminderter Zulänglichkeit.

Meine Kritik unserer heutigen medizinischen Wissenschaft geht dahin, daß sich diese auf die Organe und körperlichen Funktionen konzentriert und die zentrale Einheitlichkeit des Organismus unbeachtet läßt. Es gibt Magenspezialisten, die sich nur mit den Krankheiten des Magens befassen und die so reden, als ob der Magen etwas wäre, das selbständig in der Welt umherspaziert. Ein solcher Spezialist wird darüber sprechen, was in unseren Magen gelangt, und völlig zu erwähnen vergessen, daß der Magen von dem Blutkreislauf genährt, der seinerseits von dem Nervensystem kontrolliert wird, dem Nervensystem, das unter dem Einfluß von Hoffnung, Ehrgeiz, Liebe und von allen geistigen Elementen unseres Wesens steht. Ein einziger Pulsschlag des Zornes oder der Angst kann in Euerem Magen mehr Unheil anstiften, als das Pepsin und die Verdauungsmittel des Artztes in einer ganzen Woche gut zu machen vermögen.

Natürlich könnt Ihr auch eine rein lokale Verletzung erleiden, es eine Zeitlang mit einem rein lokalen Problem zu tun haben. Ihr könnt Euch einen Finger zerschmettern, was ein Problem des Fingers ist; kümmert Ihr euch aber etliche Tage nicht um die Verletzung und entsteht erst eine Blutvergiftung, so werdet Ihr erkennen müssen, daß der ganze menschlich Körper ein Organismus ist, und daß, unabhängig von Eueren metaphysischen Ueberzeugungen, wie diese auch immer geartet sein mögen, der Körper bisweilen den Geist kontrolliert und beherrscht.“

Band III: Buch der Gesellschaft

  1. Kapitel: Das Ich und die Welt
  2. Kapitel: Konkurrenz und Kooperation
  3. Kapitel: Aristokratie und Demokratie
  4. Kapitel:Die herrschenden Klassen
  5. Kapitel: Der Begriff der sozialen Evolution
  6. Kapitel: Die industrielle Revolution
  7. Kapitel: Der Klassenkampf
  8. Kapitel: Das Kapitalistische System
  9. Kapitel: Der kapitalistische Prozeß
  10. Kapitel: Schlechte Zeiten
  11. Kapitel: Der eiserne Reif
  12. Kapitel: Die ausländischen Märkte
  13. Kapitel: Der kapitalistische Krieg
  14. Kapitel: Die Produktionsmöglichkeiten
  15. Kapitel: Was uns die Konkurrenz kostet
  16. Kapitel: Sozialismus und Syndikalismus
  17. Kapitel: Kommunsismus und Arnachismus
  18. Kapitel: Die soziale Revolution
  19. Kapitel: Beschlagnahme oder Entschädigung
  20. Kapitel: Das Problem des Grund und Bodens
  21. Kapitel: Die Kontrolle des Kredits
  22. Kapitel: Die Kontrolle der Industrie
  23. Kapitel: Die neue Welt
  24. Kapitel: Die landwirtschaftliche Produktion
  25. Kapitel: Intellektuelle Produktion
  26. Kapitel: Die neue Menschheit

Aus dem 1. Kapitel:

„Wir wollen nun das Verhältnis des Menschen zu seinen Mitmenschen, mit denen er in Gruppen lebt, betrachten. Die neue Wissenschaft der Psychoanalyse hat auf dieses Problem wahre Fluten von Licht gegossen. Ich will versuchen, in knappen und einfachen Worten einen Begriff von diesen Entdeckungen zu geben.

Eines der biologischen Gesetze lautet, daß jedes Individuum in seiner Entwicklung die ganze Geschichte der Rasse wiedergibt, sodaß wir aus den Impulsen und der geistigen Einstellung des Kindes erfahren, was unsere fernsten Vorfahren geliebt und gefürchtet haben. Das gleiche gilt auch für die Neurastheniker, für jene Leute, die es nicht ver-mocht haben, sich dem zivilisierten Leben anzupassen, die in gewissen Einzelheiten, oder auch völlig, ins infantile Stadium zurückgefallen sind. Wenn wir das Unterbewußtsein nervöser Patienten analysieren, es mit dem vergleichen, was im Geist der Kinder und der Wilden zu finden ist, so entdecken wir bei ihnen die gleichen Träume, Sehnsüchte und Aengste.

Das geistige Leben des Menschen beginnt im Mutterleibe. Freilich können wir dieses Leben nicht unmittelbar beobachten, doch wissen wir, daß es besteht, aus dem einfachen Grunde, weil kein organisches Leben bestehen kann, ohne vom Geist gelenkt zu werden und genau wie bei Erwachsenen das Unterbewußtsein die körperlichen Prozesse regelt, so muß auch im Embryo das Unterbewußtsein den Blutkreislauf regeln, die Knochen formen, die Muskeln, die Augen, das Gehirn.

Natürlich ist das geistige Leben des ungeborenen Wesens vollkommen egoistisch, es kennt nur sich selbst, findet das Weltall äußerst angenehm, wird ihm doch alles, was es benötigt, rasch und pünktlich geboten, ohne daß es sich selbst anzustrengen braucht.

Plötzlich jedoch überkommt es der erste Schreck, es empfindet Schmerz, heftiges Unbehagen, wird, seinen Protest gegen diese unerwünschte Veränderung hinausbrüllend, in eine kalte Welt gestoßen. Von diesem Augenblick an arbeitet das neugeborene Kind daran, sich den völlig neuen Bedingungen anzupassen. Es wird von Unbehagen gequält und weint. Gar bald bemerkt es, daß es auf dieses Weinen eine Antwort erhält, daß seine Bedürfnisse befriedigt werden. Irgendwie, auf zauberhafte Art, erscheinen Dinge, warme trockene Windeln, köstliche süße Milch, die ihm in den Mund träufelt. Später erkennt das Kind, daß sich gewisse Töne an gewisse Dinge knüpfen, diese zum Funktionieren veranlassen. Der Ton „Mama" zum Beispiel ruft eine schöne und mächtige, wunderwirkende Göttin herbei. Derart gelangt der Kindergeist zur Periode der „Zaubergebärden" und der Periode der „Zauberworte". Diese entsprechen einem gewissen Typus der Mythe und des Glaubens, dem wir in jeder Menschenrasse, die je existiert hat, begegnen. Es gibt tausenderlei Geschichten über Zauberwünsche, Zaubert inge und Zaubersprüche, und es gibt auf Erden kein Kind, das nicht mit Freuden und Spannung derartigen Erzählungen lauscht. Der Grund hierfür ist ein ganz einfacher: das Kind ist selbst durch diese Phase des geistigen Lebens hindurchgegangen, und zwar vor so kurzer Zeit, daß jene Gefühle ganz nahe bei seinem Bewußtsein liegen.

Allmählich jedoch muß das Kind die betrübende Entdeckung machen, daß nicht alles auf der Welt ihm dienen will, daß es Kräfte gibt, bei denen seine Zaubersprüche versagen. Diese Kräfte betrachtet das Kind mit Haß und Angst. Bisweilen vermischen sich Haß und Angst auf seltsame Art mit Bewunderung und Liebe. So gibt es zum Beispiel ein mächtiges Wesen, „Vater" genannt. Manchmal ist dieses Wesen gut und nützlich, bisweilen jedoch lenkt es die Aufmerksamkeit der noch nützlicheren „Mutter" ab, jenes Quells der Nahrung, der Wärme, des Lebens. Deshalb wird der „Vater" gehaßt, wird in der Phantasie aus dem Wege geräumt, - was beim Kind dem Töten gleichkommt. Aus all diesen Gefühlen stellt sich eine ganze Welt geistigen Lebens zusammen, die Freud den „Oedipus-Komplex" nennt, nach der Sage des griechischen Helden, der seinen Vater tötete, mit seiner Mutter Blutschande trieb und sich schließlich, als er erkannte, was er getan, selbst die Augen ausstach. Eine Unzahl von Sagen, die so alt sind, wie der Menschengedanke selbst, wiederholen dieses Thema. Wir wissen nicht, ob sie der Eifersucht und Gier des kindlichen Wunsch-lebens entsprangen, oder ob sie sich auf der Tatsache begründen, daß es tatsächlich in der Entwicklung der Menschheit eine Periode gab, in der die Väter von den Söhnen getötet wurden. Letztere Auffassung wird von Freud in seinem Werk „Totem und Tabu" besprochen. Der Urmensch lebte in Horden, die von einem der alten Männer beherrscht wurden. Dieser behielt alle Frauen für sich, tötete die jungen Männer oder vertrieb sie; daher geschah es oft, daß sich die jungen Männer zusammenschlossen und den Vater töteten. Die Umformung der menschlichen Gesellschaft, Ehe und Familie hing von einem einzigen Faktor ab; dem Beschluß der jungen Sieger zu leben und leben zu lassen. Dies konnte nur ge-schehen, wenn sie nicht über die Frauen der eigenen Gruppe in Streit gerieten, sondern sich aus anderen Gruppen Frauen holten. Was wohl der Grund der „Exogamie" gewesen sein mochte, des fast allgemein üblichen Ehebrauches bei den Urmenschen, auf Grund dessen ein Mann namens Müller durch einen furchtbaren Tabu von allen Frauen der Familie Müller getrennt wird, jedoch mit Frauen aus der Familie Schmidt ein Ehever-hältnis eingehen kann.“

Der Autor

Upton Beall Sinclair, geboren 1878 in Baltimore, Maryland, war ein sozialkritischer Schriftsteller, der in den USA und dem deutschsprachigen Raum gleichermaßen ausnehmend populär war und mit seinen Werken hohe Auflagen erzielte. Er wurde in dreißig Sprachen übersetzt, engagierte sich zeitlebens politisch und gilt als einer der Wegbereiter des Enthüllungsjournalismus. Upton Sinclair starb 1968 in Bound Brook, New Jersey.

Zum Erhaltungszustand

Im Fachantiquariat der SFB ist diese Ausgabe in einem vollständigen Exemplar der dreibändigen Edition der Premium-Bindungsvariante in Leinwand und mit dem Original-Pappschuber verfügbar. Ein besonders gut erhaltenes Exemplar mit nur geringen alters- und gebrauchsbedingten Spuren; innen gut und ohne Anmerkungen, Anstreichungen o.ä. Bei Band 1 ist am Buchrücken der Buchblock am unteren Ende vom Bucheinband auf ca 2,5 cm - kaum sichtbar - gelöst; der Schuber berieben und mit Randläsuren. - In diese Vollständigkeit und Erhaltung selten!

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