Details

Autor Heinrich, Klaus
Herausgeber Kücken, Hans-Albrecht (Hg.)
Verlag ça-ira-Verlag
Auflage/ Erscheinungsjahr Neuausgabe 2020
Format 22,5 × 16 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Hardcover
Seiten/ Spieldauer 428 Seiten
Gewicht 850 g
ISBN 9783862591589

Das Werk des Religionswissenschaftlers Klaus Heinrich wurde von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung mit dem "Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa" ausgezeichnet.

Stimmen zu diesem Band

"(...) Obwohl "nur" als Einführung für Studenten angelegt, verband sich mit dem Versuch, "eine Psychoanalyse vorzustellen, die ihren Namen verdient", durchaus ein ehrgeiziger Anspruch - der nämlich, die Nachfolge der Kritischen Theorie anzutreten. Denn es ging ja nicht nur um das Festhalten an Aufklärung, sondern auch darum, die Aufklärung selbst über ihre Grenzen und ihre eigentlichen Motive ins Bild zu setzen. Deshalb erscheint Kant bei Heinrich als eine Art Idol, das stets aufs neue angegriffen wird.

Nichts ist Heinrich sympathischer, als wie Kant auf Aufklärung zu beharren, und nichts verderblicher, als sie mit Kants Begrenzung - dem "Ich denke", das alle meine Vorstellungen muß begleiten können - zu betreiben. Doppelgängerei sei die Folge, ein Ich, das sich in die reine Kontrollinstanz und ihre dunkle illegitime Kehrseite aufspaltet. An Stelle dieser Doppelgängerei sollen die Widersprüche ins Denken selbst aufgenommen werden, bekommt das Unbewußte eine Intention, die ernst genommen werden will.

Heinrich pointiert es in seinem Vorwort: Die Menschengattung wolle ihr Unbewußtes kennenlernen, und in diesem Trieb dürfe sie nicht diesen oder jenen Schritt der Aufklärung vergötzen. Den Hegelschen Begriff des konkreten gesellschaftlichen Allgemeinen führt Heinrich gegen die abstrakte Allgemeinheit ins Feld, die die gesellschaftlichen Verhältnisse allesamt verzeichnet. In ihr geht der Ariadnefaden verloren, der zum Unglücksort, zugleich dem Transformationsort, zurückführt.

Von dieser Schnittstelle habe auch Marx sprechen wollen, als er die Arbeitsprozesse untersuchte, von ihr spricht Freud ununterbrochen, wenn er den Ödipuskomplex analysiert. Nur der Sozialwissenschaftler spricht nicht mehr von ihr. Dem heutigen Leser wiederum kann nicht entgehen, wovon Heinrich schweigt. Vor allem übergeht er die einschneidenden Weiterentwicklungen Melanie Kleins und ihrer Schule, die die Psychoanalyse auf eine der Freudschen "Revolution" ebenbürtige Weise revolutionierten. Damit beraubt er sich des Kontakts zur psychoanalytischen Praxis, die lediglich in Miniporträts zwischen skurriler Entschärfung und ödipalem Pathos figuriert. Aber gerade daß Heinrich sich durch die Dynamik von Übertragung und Gegenübertragung so heroisch unbeirrt zeigt, verleiht ihm für die Pathologie der Gesellschaft das absolute Gehör."

Aus einer umfangreichen Besprechung des Buches von Carolione Neubaur, veröffentlicht in der FAZ vom 19.07.2001

Zu diesem Band

Warum Heros? Warum gerade Herakles? Warum arbeiten mit ihm? – Ich hatte ein paar unbequeme Ziele, als ich diese Vorlesung im Wintersemester 1975/76 hielt. Das ›heroische Ringen‹ der Kriegsberichterstattung der NS-Zeit noch im Ohr, konnte ich im Heros niemals nur den, wennschon am ende scheiternden, Retter oder Befreier sehen. Als Bringer selbstzerstörerischen Schreckens, der er immer auch war, schien er mir bis heute aktuell und darum der Aufklärung nicht weniger bedürftig zu sein als in seiner davon nicht zu trennenden, teils irdisch, teils jenseitig verklärten Heilsbringerrolle. Mit dem in Raserei verfallenden Herakles, der, aus der Unterwelt wiederkehrend und als Retter begrüßt, Frau und Kinder metzelt, der den Mittelpfeiler des Palastes und die Ordnung der Polis zum Einsturz bringt und der am Ende als Wrack von seinem Kumpan Theseus abgeschleppt wird, schien mir Euripides ein bis heute gültiges Bild des Heros gezeichnet zu haben. – Ich habe diesen Herakles und seine, vor den Euripideischen Konsequenzen zurückschreckende, neuere Rezeption zum Ausgangspunkt der Vorlesung gewählt und ihn als existenzielle Projektsfigur bis zu ihrem Ende beibehalten. Dem Heros sein mörderisches Zwielicht zurückzugeben, war mein erstes Ziel.

Aber dieses Zwielicht war ja nicht bloß seines, seine Taten – wie zum Beispiel Ungeheuer bekämpfen, gegen Barbaren zu Felde ziehen, Sümpfe trockenlegen, Rinder schlachten, dazu seine Züge bis ans Ende der bewohnten Erde und darüber hinaus in ein teils tödliches, teils paradiesisches Jenseits – waren ebenso viele Gründungsakte der Zivilisation. – Damit lag das zweite Ziel auf der Hand: ich mußte den Riß deutlich machen, der durch unsere Zivilisation hindurchgeht – Freud, der ihn sah, zweifelte an ihren Selbstheilungskräften und setzte dennoch auf sie – und den der Heros, Repräsentant von Todes- und Lebenstrieb, in seiner Person verkörpert. Zerreißungs- und nicht Vermittlungsfigur – denn dazu hätte es des vermittelnden Worts bedurft, das unterscheidet ihn von den Vermittlern der Erlösungsreligionen –, führt er die entdämonisierenden Schlußfiguren der Logik, die sich zur Plausibilisierung ihres im Kern genealogischen Verfahrens auf Heroenmythologie beruft, in figura ad absurdum. Der Figur des Heros, die an ihren Widersprüchen nicht zerbricht, vielmehr dazu herausfordert, sich realistisch auf sie einzulassen, galt meine Aufmerksamkeit. Es war der Begriff der Figur, die ein dialektisches Denken erst möglich machte.

Inhalt

  • Anamnetisches Vorwort
  • Erste Vorlesung - Zweite Vorlesung - Dritte Vorlesung - Vierte Vorlesung - Fünfte Vorlesung - Sechste Vorlesung - Siebte Vorlesung - Achte Vorlesung -  Neunte Vorlesung - Zehnte Vorlesung - Elfte Vorlesung - Zwölfte Vorlesung - Dreizehnte Vorlesung - Vierzehnte Vorlesun
  • Anmerkungen / Stichwortartige Übersicht / Editorische Notiz.

Der Autor

Klaus Heinrich, Jahrgang 1927, lebt in Berlin, wo er aufgewachsen ist. Nach dem Gymnasium war er Luftwaffenhelfer, 1943 wurde ein Verfahren gegen ihn geführt, wegen Wehrkraftzersetzung und Defaitismus. Seit dem Wintersemester 1945/46 studierte er Rechte und Religionwissenschaften, Theologie und Psychologie an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin. 1948 war er studentischer Mitbegründer der Freien Universität Berlin. 1952 schloß er das Studium mit der Promotion ab, danach: Assistenz und Lehrtätigkeit am Religionswissenschaftlichen Institut, 1964 Habilitation, 1971 ordentliche Professur für das Fach Religionswissenschaft auf religionsphilosophischer Grundlage.

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