Details

Autor Heinrich, Klaus
Herausgeber Kücken, Hans-Albrecht; Albrecht, Wolfgang; Tobben, Irene; Hentschel, Rüdiger; Lux, Peter; Panhans-Bühler, Ursula; Strutz, Jürgen (Hg.)
Verlag ça-ira-Verlag
Auflage/ Erscheinungsjahr Neuausgabe 2020
Format 22,5 × 16,0 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Hardcover
Seiten/ Spieldauer 344 Seiten
Gewicht 583
ISBN 9783862591534

Das Werk des Religionswissenschaftlers Klaus Heinrich wurde von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung mit dem "Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa" ausgezeichnet.

Stimmen zu diesem Band

"(...) Obwohl "nur" als Einführung für Studenten angelegt, verband sich mit dem Versuch, "eine Psychoanalyse vorzustellen, die ihren Namen verdient", durchaus ein ehrgeiziger Anspruch - der nämlich, die Nachfolge der Kritischen Theorie anzutreten. Denn es ging ja nicht nur um das Festhalten an Aufklärung, sondern auch darum, die Aufklärung selbst über ihre Grenzen und ihre eigentlichen Motive ins Bild zu setzen. Deshalb erscheint Kant bei Heinrich als eine Art Idol, das stets aufs neue angegriffen wird.

Nichts ist Heinrich sympathischer, als wie Kant auf Aufklärung zu beharren, und nichts verderblicher, als sie mit Kants Begrenzung - dem "Ich denke", das alle meine Vorstellungen muß begleiten können - zu betreiben. Doppelgängerei sei die Folge, ein Ich, das sich in die reine Kontrollinstanz und ihre dunkle illegitime Kehrseite aufspaltet. An Stelle dieser Doppelgängerei sollen die Widersprüche ins Denken selbst aufgenommen werden, bekommt das Unbewußte eine Intention, die ernst genommen werden will.

Heinrich pointiert es in seinem Vorwort: Die Menschengattung wolle ihr Unbewußtes kennenlernen, und in diesem Trieb dürfe sie nicht diesen oder jenen Schritt der Aufklärung vergötzen. Den Hegelschen Begriff des konkreten gesellschaftlichen Allgemeinen führt Heinrich gegen die abstrakte Allgemeinheit ins Feld, die die gesellschaftlichen Verhältnisse allesamt verzeichnet. In ihr geht der Ariadnefaden verloren, der zum Unglücksort, zugleich dem Transformationsort, zurückführt.

Von dieser Schnittstelle habe auch Marx sprechen wollen, als er die Arbeitsprozesse untersuchte, von ihr spricht Freud ununterbrochen, wenn er den Ödipuskomplex analysiert. Nur der Sozialwissenschaftler spricht nicht mehr von ihr. Dem heutigen Leser wiederum kann nicht entgehen, wovon Heinrich schweigt. Vor allem übergeht er die einschneidenden Weiterentwicklungen Melanie Kleins und ihrer Schule, die die Psychoanalyse auf eine der Freudschen "Revolution" ebenbürtige Weise revolutionierten. Damit beraubt er sich des Kontakts zur psychoanalytischen Praxis, die lediglich in Miniporträts zwischen skurriler Entschärfung und ödipalem Pathos figuriert. Aber gerade daß Heinrich sich durch die Dynamik von Übertragung und Gegenübertragung so heroisch unbeirrt zeigt, verleiht ihm für die Pathologie der Gesellschaft das absolute Gehör."

Aus einer umfangreichen Besprechung des Buches von Carolione Neubaur, veröffentlicht in der FAZ vom 19.07.2001

Zu diesem Band

Die Vorlesung setzte auf den Reiz eines damals als ebenso exotisch wie überholt geltenden Stoffs: den der mythologischen Figuren, und wies nach, wie dieser, den es doch zu einem Bundesgenossen des Erkennens zu gewinnen gilt – denn wo, wenn nicht in ihm, wird Gattungsgeschichte mit allen ihren Zweideutigkeiten und Verdrängungsmechanismen offenbar? –, selbst der Zurichtung unterliegt. Die Instanz, die hier ins Spiel kommt: Philosophie, bildet einen der stabilsten Mechanismen aus, die unsere okzidentale Tradition begleiten (ja wohl deren rationale Eigentümlichkeiten erst bedingen) – selbst eine, nun freilich auf Verdrängung aufruhende, Figur: die des transzendentalen Subjekts. So mit einem Kantischen Begriff fixiert, hat es doch eine lange, im Wortsinn ›klassische‹ Vorgeschichte – die Positionen, die in ihr verhandelt werden, sind solche der antiken Religionsphilosophie. Deren Auseinandersetzung mit dem Anthropomorphismus – der menschengestaltigen Erscheinungsform der Götter – setzt an die Stelle des mythologischen System-Subjekts eine andere, wirksamere ›Menschenform‹ (anthropo-mophé), eben die des transzendentalen Aufsichts- und Kontrollorgans. Daß in ihm der philosophische Begriff zugleich zu einem technologisch bestimmbaren Werkzeug wird, Philosophie und Technologie zuletzt ununterscheidbar werden (aber das heißt auch: es von Anfang an sind), ist eine der bitteren Einsichten, die ich damals meinen Hörern vorzustellen suchte; bitter für die Geschichte aufklärerischen Erkennens, das in dem Transzendentalsubjekt seine – entfremdete Arbeit repräsentierende – Begrenzung findet; aber bitter auch für die Studenten: denn deren Aufbegehren wenige Jahre zuvor war inzwischen vielerorts selbst zu einer Theorie und Praxis der transzendentalen Subjekte geworden, die der Verwandlungsmächtigkeit der Existenz, um die es ihnen doch einmal gegangen war, keine Chance mehr gab. In diesen Prozeß korrigierend einzugreifen, war die erklärte Absicht meiner Vorlesung, der weitere mit eben diesem Ziel folgen sollten.

Inhalt

  • Anamnetisches Vorwort
  • Erste Vorlesung -  Zweite Vorlesun -  Dritte Vorlesung -  Vierte Vorlesung -  Fünfte Vorlesung -  Sechste Vorlesung - Siebte Vorlesung -  Achte Vorlesung -  Neunte Vorlesung -  Zehnte Vorlesung -  Elfte Vorlesung.
  • Anmerkungen / Stichwortartige Übersicht / Editorische Notiz

Der Autor

Klaus Heinrich, Jahrgang 1927, lebt in Berlin, wo er aufgewachsen ist. Nach dem Gymnasium war er Luftwaffenhelfer, 1943 wurde ein Verfahren gegen ihn geführt, wegen Wehrkraftzersetzung und Defaitismus. Seit dem Wintersemester 1945/46 studierte er Rechte und Religionwissenschaften, Theologie und Psychologie an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin. 1948 war er studentischer Mitbegründer der Freien Universität Berlin. 1952 schloß er das Studium mit der Promotion ab, danach: Assistenz und Lehrtätigkeit am Religionswissenschaftlichen Institut, 1964 Habilitation, 1971 ordentliche Professur für das Fach Religionswissenschaft auf religionsphilosophischer Grundlage.

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