Details

Autor Zeh, Juli
Verlag btb
Auflage/ Erscheinungsjahr 09.08.2010
Format 18,7 × 11,9 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Seiten/ Spieldauer 272 Seiten
Gewicht 250
ISBN 9783442740666

Zu diesem Roman

Jung, attraktiv, begabt und unabhängig: Das ist Mia Holl, eine Frau von dreißig Jahren, die sich vor einem Schwurgericht verantworten muss. Zur Last gelegt wird ihr ein Zuviel an Liebe (zu ihrem Bruder), ein Zuviel an Verstand (sie denkt naturwissenschaftlich) und ein Übermaß an geistiger Unabhängigkeit. In einer Gesellschaft, in der die Sorge um den Körper alle geistigen Werte verdrängt hat, reicht diese Innenausstattung aus, um als gefährliches Subjekt eingestuft zu werden. Mia Holl will beweisen, dass ihr Bruder, verurteilt wegen einer angeblichen Vergewaltigung, unschuldig ist. Sie gerät also in Stellung gegen das System, hier "Methode" genannt, auch aus Liebe zu ihrem Bruder, der sich das Leben nahm.

Juli Zeh entwirft in Corpus Delicti das spannende Science-Fiction-Szenario einer Gesundheitsdiktatur im Jahr 2057. Sie zeichnet ein System, das alle und alles kontrolliert. Gesundheit ist zur höchsten Bürgerspflicht geworden. Die "Methode" verlangt ein festes Sportpensum ebenso wie die Abgabe von Schlaf- und Ernährungsberichten. Buchstäblich über jeden Schritt seiner Bürger ist dieser Staat informiert.

Corpus Delicti handelt von höchst aktuellen Fragen: Wie weit kann und wird der Staat individuelle Rechte einschränken? Gibt es ein Recht des Einzelnen auf Widerstand? Juli Zehs Corpus Delicti. Ein Prozess ist ein visionäres und ungeheuer spannendes Buch über unsere Zukunft, die wir immer weniger bestimmen können. (Aus der Verlagsankündigung des Scöffing Verlages, der das Buch der damals noch kaum bekannten Autorin verlegt hat)

Stimmen zu diesem Roman

"(...) Juli Zehs Geschichte spielt in der Mitte des 21. Jahrhunderts, also gerade mal etwa 50 Jahre in der Zukunft. Auf den ersten Blick scheint es völlig utopisch, dass sich bei uns ein solches System etablieren kann, welches seine Bürger komplett überwacht und kontrolliert und vor allem auch in Fragen der Gesundheit und der Umwelt so resolut durchgreift. Doch denkt man ein bisschen weiter, sind die Überlegungen von Zeh gar nicht so weit weg von der Wirklichkeit. (...)"

Aus einer umfngreichen Besprechung auf https://literaturhandbuch.de/rezension

"(...). Es gibt nichts, was unter dem Vorwand der Vorsorge nicht einklagbar wäre. Im Nu steht man rechtelos im Hemd da, wenn an eine bessere Zukunft appelliert wird, der man sich - so die Präventionsrhetorik eines jedes Krisenregimes - im Ernst ja wohl nicht widersetzen wolle. So aber wird schrittweise eine Enteignung der Gegenwart im Zeichen der Zukunftsvorsorge betrieben. Obwohl immer mehr Lebensbereiche von der Prävention durchherrscht werden, liegt die Kulturkritik dieser Herrschaftsfigur brach. Erst recht gibt es bisher keinen erzählerischen Versuch, hinter dem Vorsorgeanspruch den permanenten Ausnahmezustand sichtbar zu machen.

Das ist mit dem Buch "Corpus Delicti" nun schlagartig anders geworden, ein Buch, das an den Nerv unserer zutiefst verängstigten Gesellschaft rührt. In grundstürzender Krisenzeit ist es um die Kritik der Prävention, um Kritik überhaupt schlecht bestellt. Man kuscht, hält still, verharrt im Totstellreflex. Krisenzeiten sind Hochzeiten des Opportunismus. Figuren, auf deren Widerständigkeit man früher schlafwandelnd vertrauen konnte, werden über Nacht zu Vorbildern der Willfährigkeit. Wie es im Buch der Journalist Heinrich Kramer ausdrückt, leitender Redakteur des Medienorgans "Gesunder Menschenverstand": "Gibt man dem Freiheitskämpfer Macht und Einfluss innerhalb der verhassten Maschinerie, wird er sogleich still und werkelt fortan in aller Treuherzigkeit vor sich hin. (...)"

Aus einer umfassenden Rezension von Christian Geyer-Hindemith in der FAZ

Die Autorin

Juli Zeh, geboren 1974 in Bonn, wurde für ihre Bücher, die inzwischen in 28 Sprachen übersetzt sind, vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Deutschen Bücherpreis (2002), dem Rauriser Literaturpreis (2002), dem Hölderlin-Förderpreis (2003), dem Per Olov Enquist-Preis (2005) und zuletzt mit dem Jürgen-Bansemer-und-Ute-Nyssen-Dramatiker-Preis (2008) sowie dem Prix Cévennes (2008).

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