Freud, Sigmund; Andreas-Salomé, Lou
Pfeffer, Ernst (Hg.)
Briefwechsel
Erstausgabe
Details
Verlag | S. FISCHER |
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Auflage/ Erscheinungsjahr | 1966, EA |
Format | 21 × 13,5 cm |
Einbandart/ Medium/ Ausstattung | OLn. mit SU |
Seiten/ Spieldauer | 202 Seiten |
Abbildungen | 2 ganzseitigen Portraitfotos von Lou Andreas-Salomé und Sigmund Freud |
SFB Artikelnummer (SFB_ID) | SFB-001268_AQ |
»Ich schlage eine – meist recht schlichte – Melodie an, Sie geben die höheren Oktaven dazu; ich trenne eines vom anderen und Sie verbinden das Getrennte in einer höheren Einheit (…) Sie sind doch eine Versteherin par exellence.«
Sigmund Freud in einem seiner Briefe an Lou Andreas-Salome
Zu dieser Ausgabe
Der Briefwechsel beginnt 1912 mit der Bitte der Lou Andreas-Salome, für eine psychoanalytische Ausbildung zu Freud nach Wien kommen zu dürfen. Im Herbst des Vorjahres waren sie einander in Weimar begegnet. Lous Interesse an den rätselvollen Bewegungsgesetzen der menschlichen Seele reicht bis in frühe Jugendtage zurück, durch persönliche Bindungen an hervorragende Figuren des Zeitalters (unter ihnen Nietzsche und Rilke) immer aufs Neue angefacht. In Freuds Psychoanalyse entdeckte sie endlich — ein Wendepunkt ihres Lebens — ein Organon, das es ihr gestattete, reiche eigene Beobachtungen und Erfahrungen theoretisch zu verarbeiten. Zudem empfand sie die spätere therapeutische Arbeit mit ihren Patienten, »dieses Denken-Erleben«, als unerwartete Beglückung, für die sie Freud bis ins »fast feierliche Dasein« ihres letzten Jahres (1936) dankbar verbunden blieb.
Für ihn war der mehr als zwei Jahrzehnte begleitende Dialog kaum weniger bedeutsam. Die intensive, nahezu ausschließlich auf regelmäßige Korrespondenzen zwischen Wien und Göttingen angewiesene Zusammenarbeit begann in einer Schaffensphase, da die analytischen Grundelemente bereits als gesichert galten. Freud konzentrierte sich nun auf die Verfeinerung und Modifizierung seiner Lehre, freilich von vielen Anfechtungen - öffentlicher Diskriminierung, schmerzlicher Auseinandersetzung mit ehemaligen Mitstreitern, ersten Anzeichen unheilbarer Krankheit - fast unablässig heimgesucht. In dieser Bedrängnis war ihm dir zuverlässige Freundschaft mit Lou ein unentbehrlicher Rückhalt. Er schätzte sie nicht nur als scharfsinnige »Richterin« über seine Arbeiten; er bewunderte »das exquisit Frauliche«, die Bescheidenheit und heitere Harmonie ihres Wesens, den unverlierbaren Lebensglauben.
Der vorliegende Briefwechsel hat, neben der Menschlichkeit des Klangs, einen besonderen Zauber: er vermag sowohl den mit der Psychoanalyse vertrauten Leser wie den mehr am literarisch-zeitgeschichtlichen Geschehen Interessierter zu fesseln. So enthält er einerseits für die Werksgeschichte höchst aufschlußreiche Kommentare Freuds zur eigenen Arbeitsweise, zum Narzißmusbegrif, zur Moses Interpretation, zu den großen Altersthemen: Tod, Religion, Krieg: er protokolliert exemplarische Krankengeschichten und liefert eine gleichsam private Einführung in die
Freudsche Theorie. Andererseits wird der enge Rahmen psychoanalytischer Diskussion allenthalben gesprengt; Lou erläutert ihr Rilke-Erlebnis, schildert Leseeindrücke und Beobachtungen zur Künstlerpsychologie. Beide berichten einander von den Erschütterungen des Ersten Weltkriegs und von den Vorahnungen des heraufziehenden Faschismus.
Der Zugang zum Buch wird durch die sorgfältige Edition von Ernst Pfeiffer, der mit Lou Andreas-Salomé in der letzten Zeit des Briefwechsels befreundet war, geöffnet. Ihm hat sie ihren Nachlaß anvertraut.
Zum Erhaltungszustand
Im Klassischen Fachantiquariat der SFB die deutsche Erstausgabe derzeit in zwei besonders gut bis sehr gut erhaltenen Exemplaren verfügbar; beim gut erhaltenen Exemplar mit dem Namenseintrag der Vorbesitzerin auf dem Vorsatz und einem kleinen Einriss am Schutzumschlag; beide Exemplare lichtbedingt nur minimal nachgedunkelt; das sehr gut erhaltene in fast wie neuem Zustand; minimal bestoßen; innen absolut frisch