Details

Autor Kafka, Franz
Herausgeber Lamping, Dieter (Hg.)
Verlag Alfred Kröner Verlag
Auflage/ Erscheinungsjahr 12.11.2015
Format 17,6 × 11 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Hardcover
Seiten/ Spieldauer 173 Seiten
Gewicht 183
ISBN 9783520850010

» (...) Ich sage ja natürlich nicht, daß ich das, was ich bin, nur durch deine Einwirkung geworden bin. Das wäre sehr übertrieben (und ich neige sogar zu dieser Übertreibung). Es ist sehr leicht möglich, daß ich, selbst wenn ich ganz frei von deinem Einfluss aufgewachsen wäre, doch kein Mensch nach deinem Herzen hätte werden können. Ich wäre wahrscheinlich doch ein schwächlicher, ängstlicher, zögernder, unruhiger Mensch geworden, weder Robert Kafka noch Karl Hermann, aber doch ganz anders, als ich wirklich bin, und wir hätten uns ausgezeichnet miteinander vertragen können. Ich wäre glücklich gewesen, dich als Freund, als Chef, als Onkel, als Großvater, ja selbst (wenn auch schon zögernder) als Schwiegervater zu haben. Nur eben als Vater warst du zu stark für mich, besonders da meine Brüder klein starben, die Schwestern erst lange nachher kamen, ich also den ersten Stoß ganz alleine aushalten mu0te, dazu war ich viel zu schwach. (...)

Zu dieser Ausgabe

1919 schrieb Franz Kafka in Schelesen bei Prag einen 103 Seiten langen handschriftlich verfassten Brief an seinen Vater, welcher jedoch nie abgeschickt wurde. Max Brod publizierte den Brief erst 1952 in der Literaturzeitschrift »Neue Rundschau« bei S. Fischer: eine Abrechnung Kafkas mit seinem als übermächtig erlebten Vater und zugleich eine eine sich selbstvergewissende Standortbestimmung.

Kafkas Brief an den Vater: eines der intimsten Zeugnisse des Autors und gleichzeitig von der für Kafka so typischen Sprachmächtigkeit. Was aus dem Brief spricht, der seinen Adressaten nie erreichte, ist ein Mensch, der stetig an sich zweifelt, gefangen in einer Hassliebe zum Vater, von dem er sich zeitlebens nicht lösen konnte. Dabei durchzieht den Text neben anklagenden Tönen auch leise Ironie, der Schrei nach Anerkennung, der dem Leser immer wieder die Sprache verschlägt. Passend dazu enthält der Band die Erzählung Das Urteil.´

Für den, der noch tiefer in die Texte eintauchen möchte, hat der Kafka-Experte Dieter Lamping Anmerkungen, ein Nachwort und eine Zeittafel verfasst. Erlesen ausgestattet, mit Bildern aus der Zeit. Eine wahre Kostbarkeit.

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