Details

Autor Mühlleitner, Elke; Reichmayr, Johannes
Verlag Brandes u. Apsel
Auflage/ Erscheinungsjahr 1992
Format 21,5 × 15,5 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Hardcover
Seiten/ Spieldauer 400 Seiten
Gewicht 570
SFB Artikelnummer (SFB_ID) SFB-004292_AC

Die Verfasserin zu diesem Projekt

"Vom Jahre 1902 an, als die ersten Zusammenkünfte der Psychologischen Mittwoch-Gesellschaft mit ihren Gründungsmitgliedern Sigmund Freud, Wilhelm Stekel, Alfred Adler, Rudolf Reitler und Max Kahane in der Wohnung Sigmund Freuds stattfanden, bis zum 1. Oktober 1938, als die Wiener Psychoanalytische Vereinigung offiziell von den nationalsozialistischen Machthabern aufgelöst wurde, waren über kürzere oder längere Zeit insgesamt 150 Personen ordentliche oder außerordentliche Mitglieder dieser wissenschaftlichen Bewegung.

Der vorliegende Band stellt in alphabetischer Folge sämtliche Mitglieder der Psychologischen Mittwoch-Gesellschaft und der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung von 1902 bis 1938 erstmals in Kurzbiographien vor.

"Es war das Ziel meines Projektes, Leben und Werk dieser Personen zu dokumentieren. Dieses Vorhaben schließt eine bisher offengebliebene und nicht systematisch bearbeitete Lücke in der Historiographie der Psychoanalyse und bietet einen grundlegenden Bestand an biobibliographischen Daten. Die empirische Basis für die Wissenschaftsgeschichte der Medizin, Psychotherapie, Psychologie und Pädagogik wird damit erweitert. Das erarbeitete Material stellt für die Historiographie der Psychoanalyse nicht allein in lexikalischer Hinsicht einen neuen Standard her, sondern wird auch für wissenschaftssoziologische, sozial- und kulturhistorische Untersuchungen, Interpretationen und Überlegungen von Belang sein. Die einzelnen Biographien sollen Neugier und Interesse an den Personen wecken und Anregungen für weiterführende Forschungen geben. Obwohl für einige Psychoanalytikerinnen und Psychoanalytiker bereits Einzelbiographien vorliegen, wurden diese mitaufgenommen, mit Ausnahme von Sigmund Freud, da er in verschiedenen Biographien ausführlich dargestellt wurde und sich die Freud-Biographik innerhalb der Historiographie der Psychoanalyse als eigenständiger Forschungszweig etabliert hat.

Die Mehrzahl der Mitglieder der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung waren jüdischer Herkunft und teilten die Geschichte der Juden in der österreichischungarischen Monarchie, in der Ersten Republik und in der Zeit des Austrofaschismus, bis hin zur Vertreibung und Ermordung durch die Nationalsozialisten. Diese Arbeit versteht sich auch als Beitrag zu Dokumentation und Erforschung des wissenschaftlichen Exils.

Für dieses Projekt war es notwendig, bisher unbekanntes biographisches Material aus Archiven zu recherchieren und auszuwerten, die in verschiedenen Publikationen aufzufindenden Daten zu sammeln und zusammenzustellen. Eine Eingrenzung dieser Materialsuche wurde durch den Aufbau der einzelnen Lebensläufe festgelegt. Sie umfassen schwerpunktmäßig biographische Grunddaten wie Geburts- und Sterbedaten, Religionsbekenntnis, Herkunft und familiärer Hintergrund, Schule, Studium und Beruf, sowie die Beweggründe, die zur Beschäftigung mit der Psychoanalyse führten, die Dauer der Mitgliedschaft in der WPV, Ausbildung und Lehranalyse und die Funktionen innerhalb der psychoanalytischen Organisation; ebenso fanden die Umstände der Exilierung oder die Hinwendung zu anderen Disziplinen Berücksichtigung. Auf eine inhaltliche Auseinandersetzung mit dem schriftlichen Werk wurde weitgehend verzichtet. Für lebensgeschichtlich relevante Daten wurde dieses Material jedoch als Quelle herangezogen.

Als fixe Angaben wurden in einem „Kopf vor dem Text folgende Informationen einheitlich zusammengestellt:

  • Familien- und Vornamen, Geburts- und Sterbejahr
  • Sterbedatum, Sterbeort
  • Beruf, Titel
  • Dauer der Mitgliedschaft in der WPV
  • Exiljahr, Exilland

An die einzelnen Biographien schließen sich eine Auswahlbibliographie und ein Literatur- bzw. Quellenverzeichnis an.

Bei den Angaben zur akademischen Karriere wurden nur die Dozenturen und Professuren an der Universität Wien im Zeitraum bis 1938 berücksichtigt. Dem biobibliographischen Teil der Arbeit wurde eine Chronik der WPV von 1902 bis 1938 angefügt, die Daten zur Organisationsgeschichte der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung und der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung enthält. Bei der großen Anzahl der bearbeiteten Lebensläufe konnte eine systematische Auswertung aller möglichen gedruckten und ungedruckten Quellen weder geleistet werden, noch wäre dies im gesetzten Rahmen sinnvoll gewesen. Viele der gesammelten Informationen wurden nicht verwertet. Wirklich „fertig" werden Biographien im strikten Sinne des Wortes nie. Ergänzende Informationen erhoffe ich mir auch von den Lesern dieser biobibliographischen Dokumentation und möchte sie bitten, mir weitere Daten und Korrekturen, Hinweise auf Literatur, Archive, Nachlässe, Briefe und Privatdokumente zukommen zu lassen.

Die vorliegende Arbeit ist in den Jahren 1989 bis 1991 entstanden und geht ursprünglich auf die Idee des 1989 verstorbenen Wolfgang J.A. Huber (Salzburg) zurück. Von ihm gingen Ende der 70er Jahre die wesentlichen persönlichen und wissenschaftlichen Impulse zur Beschäftigung mit der Wissenschaftsgeschichte der Psychoanalyse und Psychologie in Österreich aus.

Ich begann im Sommer 1989 mit den Recherchen zu allen Mitgliedern der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung und konzentrierte mich Ende 1989 auf diejenigen Psychoanalytiker, die in der letzten Mitgliederliste der WPV von 1937 aufgeführt wurden. Diese Arbeit wurde als Diplomarbeit zum Abschluß meines Psychologiestudiums am Institut für Psychologie der Universität Wien von a.o. Prof.Dr. Erich Vanecek angenommen (Mühlleitner, 1990). Nach einem Forschungsaufenthalt in den Vereinigten Staaten ermunterte mich Gerd Kimmerle durch sein Angebot, die Untersuchung in der edition diskord zu verlegen, zur Fortsetzung des ursprünglichen Projektes. Zu diesem Vorhaben konnte ich Johannes Reichmayr zur Mitarbeit gewinnen, der einen Teil der zu bearbeitenden Biographien und der Archivarbeit übernahm. Brita Kerbl stellte mir Material zu einem Teil der exilierten Wiener Psychoanalytikerinnen zur Verfügung, das sie in Wien gesammelt hatte.* Meine Untersuchung konnte ich im Büro der Werkstatt für Gesellschafts- und Psychoanalyse im Institut für Wissenschaft und Kunst in Wien durchführen und hier die produktive Arbeitsatmosphäre nutzen, die durch Karl Fallend, Klemens Renoldner, Johannes Reichmayr und Gerhard Benetka entstanden war, die mit Projektarbeiten zur wissenschaftlichen Emigration (Fallend/Renoldner), zu den Protokollen der WPV von 1919 bis 1923 (Fallend), zum Leben und Werk von Siegfried Bernfeld (Fallend/Reichmayr) und zur Geschichte des Wiener Psychologischen Instituts Benetka) beschäftigt waren bzw. sind. Bei ihnen, sowie der Leiterin des Instituts für Wissenschaft und Kunst, Frau Dr. Helga Kaschl und seinem Ehrenpräsidenten, Herrn emer.Univ.Prof. Dr.Alfred Gisel, möchte ich mich herzlich bedanken. Die Arbeit wurde 1990 durch ein viermonatiges Forschungsstipendium des Bundesministeriums für Wissenschaft und Kunst und durch die Österreichisch-Amerikanische Erziehungskommission unterstützt." (Aus der Einleitung der Autorin)

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