Details

Autor Prinzhorn, Hans
Verlag Springer Berlin
Auflage/ Erscheinungsjahr Nachdruck der 2. Auflage, 1968
Format 25,4 × 20,3 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Leineneinband mit SU
Seiten/ Spieldauer 361 Seiten
Gewicht 895
SFB Artikelnummer (SFB_ID) SFB-003356

Zu diesem Buch

Das erstmals 1922 im Verlag Julius Springer, Berlin, erschienene Werk "Bildnerei der Geisteskranken" von Hans Prinzhorn ist heute längst ein Klassiker. Entstanden sind diese Werke zwischen 1890 und 1920. Generell galten damals Bilder von Geisteskranken als erstaunliche, aber im Grunde unverständliche Hervorbringungen eines geistigen Totenreiches. Für Prinzhorn waren sie Durchbrüche eines allgemein menschlichen Gestaltungsdranges, der den autistischen Abkapselungstendenzen der Geisteskrankheit entgegenwirkt.

Prinzhorn war vor allem an den in den Bildwerken wirksamen formalen Gestaltungsprinzipien interessiert, z.B. an dem elementar sich durchsetzenden, überwuchernden Symbolbedürfnis der Kranken oder an ihren ornamentalen, iterierenden Ordnungstendenzen. Die unbestreitbare Kunstleistung mancher dieser Kranken hat ihn besonders beeindruckt und er hat es verstanden, ihre Leistungen durch seine vergleichende Methode dem Leser nahezubringen.

Der Verlag seinerzei zur Neuausgabe

"Das 1922 erstmals erschienene Buch von Prinzhorn behauptet trotz mancher Wandlungen in der Betrachtungsweise und Interpretation der von Geisteskranken geschaffenen Bildwerke nach wie vor seinen Platz im Grenzgebiet von Psychiatrie und Kunst, Krankheit und schöpferischem Ausdruck.

Vor Prinzhorn galten Bildwerke von Geisteskranken mehr oder weniger als bloße Kuriosa, waren selten Gegenstand wissenschaftlicher Bearbeitung und niemals Thema einer gründlichen und angemessenen Analyse. Für Prinzhorn waren sie Durchbrüche eines allgemein menschlichen Gestaltungsdranges, der den autistischen Abkapslungstendenzen der Geisteskrankheit entgegenwirkt. Er konnte überraschende Parallelen in den Bildwerken von Kindern, alten Hochkulturen und Primitiven aufzeigen. Die engste Verwandtschaft aber fand er im Vergleich mit der zeitgenössischen, expressionistischen Kunst. Er sah starke Ähnlichkeiten zwischen dem in der Bildnerei der Geisteskranken ausgedrückten schizophrenen Weltgefühl und dem Zerfall des traditionellen Weltgefühls, der die moderne, expressionistische Kunst aus sich heraus geboren habe. Den Unterschied erblickte er darin, daß sich der schizophrene Künstler an die schicksalsmäßige, psychotische Entfremdung und Veränderung seiner Welt anzupassen habe, während der nichtpsychotische, seelisch gesunde Künstler sich bewußt von der vertrauten Wirklichkeit, vom Zwange der äußeren Erscheinung abwende, um dem Zerfall des ehemals herrschenden Weltgefühls mit autonomer Innerlichkeit zu begegnen.

Prinzhorn hat es verstanden, die Leistungen der Geisteskranken durch seine vergleichende Methode dem Betrachter und Leser nahezubringen. Unzweifelhaft ist es ihm auch gelungen, das Bewußttsein für die geheimnisvolle Tiefe zu wecken, aus der manche Schizophrene künstlerisch produktiv werden, das Bewußtsein für das Fremde, Unheimliche, Unergründliche solcher psv-chotischer Produktionen. Es war sein Verdienst, dieser Faszination des künstlerisch interessierten und geistig gebildeten Menschen durch eine reich und schön bebilderte, gedanklich klar gegliederte und zugleich fesselnde Darstellung klärend entgegenzukommen. Dieses Verdienst erweist sich als auffallend zeitbeständig und rechtfertigt allein schon den Neudruck dieses Werkes - ganz abgesehen von seinem psychiatrischen und psychiatriegeschichtlichen Wert."

Aus dem Inhalt

Einleitung

  • Gesichtspunkte der Bearbeitung: Psychiatrisch-diagnostische, psychopathologische, außerpsychiatrische, völkerpsychologische, kunsttheoretische
  • Das Grenzgebiet zwischen Psychopathologie und Kunst
  • Die theoretischen Grundlagen: Gestaltungsdrang
  • Gruppierung und Darstellung nach gestaltungspsychologischen Gesichtspunkten

Die psychologischen Grundlagen der bildnerischen Gestaltung

  • Metaphysischer Sinn der Gestaltung im Vorgang selbst
  • Das Ausdrucksbedürfnis und der Schematismus der Gestaltungstendenzen
  • Der Spieltrieb (Betätigungsdrang)
  • Der Schmucktrieb (Umweltsbereicherung)
  • Die Ordnungstendenz
  • Die Abbildetendenz (Nachahmungstrieb)
  • Das Symbolbedürfnis (Bedeutsamkeit)
  • Anschauungsbild und Gestaltung

Die Bildwerke

  • Psychiatrische Vorbemerkung
  • Objektfreie, ungeordnete Kritzeleien
  • Spielerische Zeichnungen mit vorwiegender Ordnungstendenz
  • Spielerische Zeichnungen mit vorwiegender Abbildetendenz
  • Anschauliche Phantastik. Sichere Darstellung von Halluzinationen
  • Gesteigerte Bedeutsamkeit und Symbolik
  • Zehn Lebensläufe schizophrener Bildner

Ergebnisse und Probleme

  • Zusammenfassung der Einzelbetrachtungen an den Bildwerken
  • Vergleichsgebiete
  • Die Eigenart schizophrener Gestaltung
  • Schizophrene Gestaltung und Kunst
  • Das schizophrene Weltgefühl und unsere Zeit
  • Zusammenfassung

Zum Erhaltungszustand

Die nach allgemeiner Einschätzung als handwerklich am besten gemachte Ausgabe bei der SFB als ein sehr gutes antiquarisches Exemplar aus dem Jahr 1968 als Neuausgabe auf der Basis der maßgeblichen 2. Auflage 1923. Offenbar allenfalls angelesen; keine Einträge oder Anmerkungen.

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