Details

Autor Jokl, Anna Maria
Herausgeber Tharr, Jennifer (Hg.)
Verlag Jüdischer Verlag
Auflage/ Erscheinungsjahr 100. Geburtstag am 23. Januar 2011; 25.12.2010
Format 20,5 × 12,3 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Hardcover
Seiten/ Spieldauer 368 Seiten
Abbildungen Mit einigen Abbildungen im Text
Gewicht 451
ISBN 9783633542451

»Ich muß mir Türen aufmachen,
wenn sie sich sonst nirgends zeigen,
Ich muß mir einen Boden unter
meine Füße schreiben, wenn mir
der wirkliche zu unreal ist.«

Zu diesem Buch

Anna Maria Jokl, Schriftstelelrin, Dreehbuchautorin, Kinderbuchautorin, Jungiansche Psychotherapeutin -  Als Anna Maria Jokl den »Kinderroman für fast alle Leute« - Die Perlmutterfarbe schrieb, der bis heute Generationen von jungen Lesern begeistert. befand sie sich bereits im Prager Exil, auf der Flucht vor den Nazis. »Geographisch registriert waren es sechs Leben, immer an jeweiligen Brennpunkten unserer Epoche«, schrieb sie später: »Wien - Berlin - Prag - London - Berlin - Jerusalem«.

Das vorliegende Buch folgt diesen Stationen und präsentiert erstmals autobiographische Aufzeichnungen der Schriftstellerin und Psychotherapeutin aus dem Nachlaß, unter anderem zu Begegnungen mit Johannes R. Becher, Albert Ehrenstein und Samuel Beckett. Zusammen mit bislang unveröffentlichten Erzählungen und Briefen verdichtet sich in diesen Dokumenten ein in seiner Unmittelbarkeit und Authentizität faszinierender Lebensbericht dieser ´Wanderin zwischen den Welen`. Anna Maria schreibt von Bildern und Begegnungen, von Flucht und Exil, von neuen Anfängen in Prag und Berlin, in London und Jerusalem, - und von der Shoah als irreversibler Zeitenwende.

Textprobe

"(...) Es sind 6 verschiedene Leben; es wurden, notgedrungen, 3 Sprachen gelernt; jede Phase war ein neuer Beginn. Ein neuer Beruf, da andere Notwendigkeiten kamen, aber auch neue Facetten entwickelt werden konnten. Die geographischen wie die andersartigen Veränderungen bedeuteten immer Verlust der Gesellschaft, in der man verwurzelt war. In jedem Land wurde man so betrachtet, wie man ankam. Heute gibt es kaum Menschen – abgesehen von nächster Verwandtschaft –, die einen von Anfang an kennen. Die Tausende aus all den verschiedenen Zeiten wissen nichts vom Vorher oder Nachher. (Zitat) »Wer oft das Land wechselt, verliert das Leben«. Man verliert. Man gewinnt. Wer kann es sich aussuchen? 3 Mal konnte ich es nicht; die 4. Wanderung war zwar gewollt, aber nur das Verlassen, nicht das Ziel. Allein nach Jerusalem wählte ich. Allein die israelische Staatsbürgerschaft wählte ich nach der angeborenen; keine der inzwischen möglichen und aus praktischen Gründen bequemen. Seit Prag, in der seit 1936 von Nazideutschland umschlossenen ČSR, lebte ich auf Inseln: England während des Krieges, Westberlin, Israel. Berlin, Prag, London, Jerusalem – überallhin kam ich zur Zeit, wo sie Brennpunkte unserer Zeit wurden. Wie kann es sein, daß man durch all diese Zeiten mit allen Gliedern heil kam? Wie? Wozu? Oder ist das der Bonus für diese Odyssee durch eine Zeit, die jetzt schon dem Bewußtsein des Heute rasend entgleitet? (...)"

Die Autorin

Anna Maria Jokl, Anna Maria Jokl (* 23. Januar 1911 in Wien, Österreich-Ungarn; † 21. Oktober 2001 in Jerusalem) war eine österreichisch-israelische Schriftstellerin, Journalistin und Jungianisch orientierte Psychotherapeutin.

Anna Maria Jokl kam in einem assimilierten jüdischen Elternhaus in Wien zur Welt. 1927 siedelte die Familie nach Berlin über. Jokl arbeitete als Dramaturgin für die UFA, als Journalistin und als Drehbuchautorin. Bei der Uraufführung ihres Experimentalfilms Tratsch im Mai 1933 in Berlin durfte ihr Name als Autorin bereits nicht mehr genannt werden.1933 ging sie mit der ersten Flüchtlingswelle ins Exil nach Prag, wo ihre beiden bekanntesten Kinderbücher Die wirklichen Wunder des Basilius Knox (1937) und Die Perlmutterfarbe entstanden.

Als am 15. März 1939 die „Rest-Tschechei“ besetzt wurde, floh Jokl über Polen nach England. In London engagierte sie sich in sozialen Projekten, setzte sich etwa für die Errichtung eines Heims für Flüchtlingskinder ein, schrieb und inszenierte mit der Gruppe Young Czechoslovakia Theaterstücke für Kinder und begann 1945 mit dem Studium der Tiefenpsychologie, das sie 1949/50 am C. G. Jung-Institut in Zürich fortsetzte. Das Nichtbestehen ihrer Prüfung am Institut führte Anna Maria Jokl auf antisemitische Tendenzen bei Carl Gustav Jung und dessen Mitarbeiterin Toni Wolff zurück. Obwohl sie das angestrebte Diplom des Jung-Institutes nie erhielt, arbeitete sie später als Therapeutin, unter anderem für das Jüdische Krankenhaus in Berlin.

Erst 1948 erschien ihr Roman Die Perlmutterfarbe. Ein Kinderroman für fast alle Leute. 1950 zog Jokl aus Anlass einer geplanten Verfilmung der Perlmutterfarbe nach Ost-Berlin, wurde jedoch schon nach kurzer Zeit ohne Angabe von Gründen aus der DDR ausgewiesen. Das von Jokl verfasste Drehbuch wurde abgelehnt. Erst 2008 wurde das Buch von Regisseur Marcus H. Rosenmüller in Die Perlmutterfarbe filmisch umgesetzt, 2013 wurde es in einer Dramatisierung von Christoph Nußbaumeder für das Düsseldorfer Schauspielhaus auf die Bühne gebracht. - Von 1951 bis 1965 lebte und arbeitete Jokl als Psychotherapeutin und Publizistin in West-Berlin, bis sie „in historischer Konsequenz“ (Jokl) 1965 nach Jerusalem zog. (Quelle: Wikipedia, gekürzt)

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