Details

Autor Wittenberger, Gerhard
Auflage/ Erscheinungsjahr 19.04.2022
Format 24 × 17 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Seiten/ Spieldauer 352 Seiten
ISBN 9783955583279

Wer war Max Simoneit?

Johann Max Simoneit, (1896 in Ostpreußen; † 2. Februar 1962 in Köln) war ein deutscher Militärpsychologe im Rang eines Hauptmanns bei der Reichswehr und Wehrmacht. Er meldete sich 1914 als Kriegsfreiwilliger, bestand 1918 seine Lehrerprüfung und studierte er neben seiner anschließenen Tätigkeit als Lehrer ein Psychologiestudium an der Albertus-Universität Königsberg, wo ere 1922 zum Dr. phil. promoviert wurde. Er gab den Lehrerberuf auf und war von Anfang Oktober 1923 bis 1927 wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der psychologisch-pädagogischen Abteilung der Universität Königsberg.

Simoneit trat 1927 als Heerespsychologe in die Reichswehr ein und leitete ab 1930 die zentrale psychologische Prüfstelle für Offiziersanwärter, dem Psychologischen Laboratorium beim Reichskriegsministerium. Von 1934 bis 1942 gab Simoneit die Zeitschrift "Soldatentum" heraus. Simoneit war maßgeblich daran beteiligt, 1941 die erste Diplomprüfungsordnung für Psychologen in Deutschland zu etablieren. 1942 habilitierte sich Simoneit an der Universität Göttingen mit der Schrift "Beiträge zur Charakterologie des Wollens" und trat 1942 in die NSDAP ein.

Nach dem Krieg war Simoneit nur kurz in alliierter Kriegsgefangenschaft (Internierungslager Neuengamme) und begann soglecin nach der Entlassung unangefochten als Psychologe zu arbeiten. Er war berufspolitisch aktiv und gehörte 1947 zu den Mitbegründern des Berufsverbandes Deutscher Psychologen, Nach einem Spruchkammerverfahren wurde er 1948 im Rahmen der Entnazifizierung als entlastet eingestuft, trat in die SPD ein und wurde Ortsvorsitzender der Partei in Silberstedt. Von diesem Posten trat er 1949 zurück, da gegen ihn ein Ausschlussverfahren wegen seiner Militärpublikationen lief, weshalb seine Mitgliedschaft bis August 1951 ruhte.

Simoneit, Max

(1896–1962), [HIS, PER], war der wiss. Leiter der Wehrmachtps. (Nationalsozialismus, Psychologie im). Nach Kriegsdienst und Ausbildung zum Volksschullehrer absolvierte Max Simoneit das Studium der Ps. und schloss dies mit der Promotion 1921 in Königsberg ab. 1927 wurde Max Simoneit Heerespsychologe in Berlin, 1930 übernahm er die wiss. Leitung der Heeresps., die er bis zur Auflösung im Dezember 1942 innehatte. 1936 bis 1945 war Max Simoneit Mitglied des Vorstandes der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs) und in dieser Funktion an der Entwicklung der Diplomprüfungsordnung für Psychologen beteiligt. Max Simoneit habilitierte sich 1942 in Göttingen, nach der Auflösung der Wehrmachtpsychologie leistete er erneut Kriegsdienst (Auszeichnung u. a. mit Ritterkreuz); nach der Kapitulation war er im Umerziehungslager Neuengamme, danach war er aktiv an der Mitbegründung des Berufsverbandes deutscher Psychologen (Berufsverband Deutscher Psychologen (BDP)) im Jahr 1946 beteiligt und in dessen Vorstand aktiv

Zu diesem Beitrag

Zum ministerialen und militärischen Führungspersonal während der Zeit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft gehörte Max Simoneit als fanatischer Vertreter eines, durch Kultur vergeistigten, »deutschen Soldatentums«. Seine Einlassungen zum Thema »Soldatentum« und seine Biografie scheinen geeignet, das Weiterleben der inneren Einstellungen nach 1945 sichtbar zu machen und an einem Beispiel zu erhellen.

Wer war dieser Mann und wie ist er zu dem Akteur unter den Nazis der geworden, der er war?

Seit Mitte des 20. Jahrhunderts standen und stehen die Deutschen vor der Herausforderung, ihre Geschichte im Schatten des »Stigmas der Gewalt« (Geyer, 1995) zwischen Schuld und Trauer kritisch aufzuarbeiten. Ohne eine sozialpsychologische Perspek­tive ist dieser Schatten nicht zu verstehen.

Der »Schatten der Vergangenheit« steht hier – ­anders als im Film von Kenneth Branagh (1991) – als eine Metapher für das Irrationale und Totalitäre einer Massenbewegung, wie es sich im Nationalsozialismus und seinen Auswirkungen, zeigte. Diese Geschichte lässt sich nach 1945 nur verstehen, wenn man die damit zusammenhängenden Auseinandersetzungen, die Verhältnisse von Kontinuität und Brüchen klärt, wenn man die Fragen der Schuld und ihrer Abwehr im und nach dem Dritten Reich zu klären sucht.

Angesichts ihrer unbewussten Bedeutungsgehalte lassen sich diese Phänomene nur unter Einbeziehung psychoanalytischer Konzepte angemessen beschreiben. Auf die damit zusammenhängenden Probleme weist Straub (1998) ausführlich hin. Mit Hilfe psychoanalytischer Konzepte kann, anders als Straub meint, untersucht werden, »wer zu gegebener Zeit am gegebenen Ort ›Geschichte‹ in welcher Weise repräsentiert oder aus dem Bewußtsein auszuschließen bemüht ist« (ebd., S. 30). Es ist dazu allerdings erforderlich, den Zusammenhang zwischen dem Individuum und seiner Geschichte in einer bestimmten Gesellschaft nicht nur zu behaupten, sondern nachzuweisen.

Inhalt

  • I. Vorwort
  • II. Einleitung
  • III. Theoretische Aspekte der Methode
  • IV. Die Quellen und das Problem mit den Erinnerungen
  • V. Sozialgeschichtlicher Kontext
  • VI. Die Frontkämpfer-Generation und ihre Folgen
  • VII. Der »Biograf«, sein Protagonist und das Material - eine psychodynamische Szene
  • VIII. Biografische Fragmente zu Max Simoneit aus der Zeit vor 1927
  • IX. Das Psychologische Laboratorium im Reichswehrministerium
  • X. Die Jahre 1927 bis 1942: Simoneit im Netzwerk des Nazi-Regimes
  • XI. Simoneits Rollenwechsel — vom Militärpsychologen zum Soldaten
  • XII. Aspekte des Entnazifizierungsproblems
  • XIII. Max Simoneits »Entnazifizierung« - er bleibt ein »Kämpfer«
  • XIV. »Abschied vom Soldatentum« - Simoneits unveröffentlichte Kriegserlebnisse
  • XV. Nachwort und Fazit
  • X V I . Anhang
  • Literatur
    Dank
    Personenregister
    Funktionenregister

Der Autor

Gerhard WIttenberger, Dr. phil., ist Psychoanalytiker am Alexander-Mitscherlich-Institut Kassel. Außerdem ist er als Supervisor, Gruppenanalytiker, Trainer für Gruppendynamik sowie Balintgruppenleiter tätig und betreibt eine eigene Praxis in Kassel. Er publiziert zur Geschichte der Psychoanalyse, vor allem zum »Geheimen Komitee« Sigmund Freuds.

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