Details

Herausgeber Tuschling, Anna; Porath, Erik (Hg.)
Verlag transcript
Auflage/ Erscheinungsjahr 05.2012
Format 22,5 × 14,8 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Seiten/ Spieldauer 220 Seiten
Gewicht 336
Reihe Psychoanalyse
ISBN 9783837615777

Zu diesem Buch

Das Verhältnis von Arbeit und Psychoanalyse ist ein nicht unproplematisches: einmal hat die psychoanalytische Theorie eine explizite Beschäftigung mit ihrer eigenen Arbeit im Sinne eines Schaffend-Tätigwerdens weitestgehend ausgespart – andererseits haben Gesellschaftsanalysen der Psychoanalyse immer wieder ihren vermeintlich fehlenden Arbeitsbegriff vorgehalten; Vermittlungsversuche von Psychoanalyse und Sozialtheorien dazu sind gescheitert.

Die Beiträge des Bandes beleuchten anhand von klinischen und kulturtheoretischen die von ganz unterschiedlichem Blickwinkel ebenso verschiedeneartige Aspekte von Arbeit in und mit der Psychoanalyse: die gemeinsame Arbeit von Analytiker und Patienten in der Kur, die Trauer- und Witzarbeit u.v.m.

»Jeder Laie kann Fragen zur Arbeit an die psychoanalytische Praxis richten, die nur für sich genommen einfach wirken, über die man jedoch schnell auf den größeren Zusammenhang der gesellschaftlichen Stellung der Psychoanalyse und die kulturelle Rolle gestoßen wird, welche sie seit Freuds Zeiten bis heute einnimmt: Was macht eigentlich eine Psychoanalyse? Was trägt der Analytiker, was der Analysant zur Kur bei? Handelt es sich um Arbeit, mit der Psychoanalytiker ihr Geld verdienen? Was leistet eine Analyse und wer kann sie sich leisten? Und lässt sich überhaupt berechnen, was eine Psychoanalyse kostet?

Ruft die Frage nach der Arbeit also ganz wesentliche Fragen an die psychoanalytische Praxis hervor, so verhält es sich ähnlich komplex im Falle der Theorie des Unbewussten. Auch hier kann man sich verwundert fragen: Ist das Unbewusste immer schon Teil einer Theorie der Arbeit oder steht es einer solchen diametral entgegen?

Es ist deshalb alles andere als ein Allgemeinplatz festzuhalten, dass die Arbeit in der Psychoanalyse viele Facetten hat. Überhaupt weckt der Titel Arbeit in der Psychoanalyse unterschiedliche Vorstellungen, was das Buch thematisch behandelt: Findet hier also eine Auseinandersetzung mit Form und Funktion der klinischen Tätigkeit statt oder werden die psychoanalytischen Schriften auf verschiedene Arbeitsbegriffe und -metaphern hin durchsucht? Will man sogar in eine neuerliche Kontroverse um die Verbindung von Freud mit Marx, von Psychoanalyse und Gesellschaftstheorie eintreten?

Mag der Titel auf den ersten Blick somit auch ein wenig unscharf erscheinen, so geeignet ist er für die versammelten Texte, denn Arbeit in der Psychoanalyse weist hier bewusst in mehrere Richtungen: erstens die Arbeit in der Klinik zu erörtern und dabei die Psychoanalyse nicht nur aus Sicht der Analysanten als eine Arbeit an sich selbst mit Hilfe des Analytikers darzustellen, sondern als gesellschaftlichen Akt und in diesem Sinne als Dienstleistung von Analytikerinnen und Analytikern; zweitens verschiedene psychoanalytische Termini wie Trauerarbeit, Kulturarbeit und Witzarbeit auf ihre theoretisch-begriffliche sowie bildlich-metaphorische Dimension hin zu untersuchen, aber auch die Vereinbarkeit oder Unvereinbarkeit des psychoanalytischen Ansatzes von Sigmund Freud und dessen Re-Lektüre durch Jacques Lacan mit der von Karl Marx begründeten Tradition kritischer Gesellschaftstheorie zu prüfen – kurzum die Arbeitsbegriffe in der Psychoanalyse zu sichten. So betrachtet übersteigt es die Möglichkeiten eines einzelnen Bandes bei weitem, sich der Bedeutung, Vielfalt und Form der Arbeit in der Psychoanalyse anzunehmen. Es ist auch nicht Anspruch und Ziel dieses Buches, ein in diesem Sinne abgeschlossenes Projekt zu präsentieren. Vielmehr versuchen die Beiträge je eigene Vorstöße in den beiden Themenbereichen – Arbeit in der Klinik und Arbeitsbegriffe in der Psychoanalyse –, ohne sich dabei einem einheitlichen Vorgehen zu verschreiben oder ihren Geltungsbereich strategisch breit zu halten, um allen Facetten des Themas gleichermaßen gerecht zu werden.« (aus dem Vorwort)

Aus dem Inhalt

I. Arbeit in der Klinik

  • Françoise Samson: Die Arbeit in der Kur
  • Peter Widmer: Psychoanalytische Arbeit als Herstellung des Verlusts?
  • Karin Adler: Das Ziel der Arbeit in der Psychoanalyse und das Ziel der Arbeit in der Psychotherapie
  • Gabrielle Devallet-Gimpel: Das unbewusste Wissen arbeitet. Zu Jacques Lacans «Proposition du 9 octobre 1967 sur le psychanalyste de l’école»
  • Michael Meyer zum Wischen: «Travail de mutation» – Arbeit des Wandels und der Veränderung in der Kur
  • Catherine Moser: Arbeit und Widerstand. Arbeit macht frei. Macht Arbeit wirklich frei?

II. Arbeitsbegriffe in der Psychoanalyse

  • Karl-Josef Pazzini: Psychoanalysieren als Arbeitsstörung
  • Claus-Dieter Rath: Arbeit des Unbewussten und Arbeit der Psychoanalyse
  • Johanna Cadiot: Kulturarbeit heute
  • Annemarie Hamad: Trauerarbeit oder Krieg
  • Anna Tuschling: Die Witzarbeit. Aus dem unbekannten Vokabular der Psychoanalyse
  • Falko Schmieder: Bewusstloses Produzieren. Zur Pathologie des Arbeitslebens bei Marx und Freud
  • André Michels: »Triebschicksal« und »Arbeitsanforderung«. Zur Bestimmung des Arbeitsbegriffs in der Psychoanalyse

Über die Herausgeber

Anna Tuschling (Jun.-Prof. Dr. phil.) leitet die medienwissenschaftliche Arbeitsgruppe in der Mercator-Forschergruppe »Räume anthropologischen Wissens« an der Ruhr-Universität Bochum. Sie arbeitet über Medienangst, Lernregimes und Lerntechniken sowie zu Medienanthropologie.

Erik Porath (Dr. phil.) ist Mitarbeiter am Zentrum für Literatur- und Kulturforschung in Berlin und Lehrbeauftragter für Kulturwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin. Seine Forschungsschwerpunkte umfassen die Wissenschaftsgeschichte um 1900, Praxis und Theorie der Psychoanalyse, Philosophien des Gedächtnisses und Medientheorie.

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